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Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig

Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig

Titel: Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig
Autoren: Alyson Noël
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mustere ihn aufmerksam und frage mich, wie er aus der Nummer wieder herauskommen will. »Dein Waisenname«, füge ich hinzu, indem ich mich auf den Namen beziehe, den man ihm gegeben hat, als er noch sterblich war, kurz nachdem
seine Eltern ermordet worden waren und er – mutterseelenallein auf der Welt – zu einem Mündel der Kirche wurde.
    Seine Antwort kommt schnell. »Auch das ist eine Information, die jeder finden kann, der sie sucht. Es ist weiter nichts als eine unglückliche Erinnerung an eine lange zurückliegende Vergangenheit, auf die ich lieber nicht näher eingehe«, sagt er seufzend, ein sicheres Zeichen dafür, dass ihm mitsamt der Atemluft langsam der Kampfgeist ausgeht.
    »Sie hat dich auch noch bei einem anderen Namen genannt. Notte?« Ich sehe ihn an und vermittle ihm mit meinem Blick, dass, auch wenn er am liebsten das Thema wechseln möchte, ich damit noch nicht ganz fertig bin. Ich brauche Antworten. Wahre und stichhaltige Antworten. Ein Achselzucken und ein Stirnrunzeln reichen da absolut nicht.
    Er wendet sich ab, jedoch nur für einen Moment, ehe er mich erneut ansieht. Die Art, wie seine Schultern sich senken, seine Hände tief in den Taschen verschwinden und seine Kinnpartie in stiller Resignation weich wird, verursacht mir ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn so bedrängt habe. Doch das Gefühl hält nicht lange an, sondern wird schon bald von Neugier überrollt. Ich schlage die Beine übereinander, verschränke die Arme und warte auf seine Antwort.
    »Notte.« Er nickt und verleiht dem Namen einen melodischen italienischen Klang, den ich beim besten Willen nicht hinbekäme. »Einer meiner Namen. Einer der vielen, vielen Nachnamen, die ich schon getragen habe.«
    Ich sehe ihn an, ohne zu blinzeln, da ich kein Wort verpassen möchte.
    Von oben bis unten mustere ich seinen langen, schlanken Körper, während er schluckt, sich das Kinn reibt, die Beine an den Knöcheln übereinanderschlägt und sich gegen die
Fensterbank lehnt. Einen Moment lang hantiert er an den Jalousien herum, blickt auf den Pool und den vom Mond beschienenen Ozean dahinter hinaus, ehe er die Lamellen schließt und sich zu mir umwendet. »Sie hat mich auch Augustus genannt, was mein zweiter Name war – mein Mittelname. Meine Mutter bestand darauf, dass ich einen bekam, obwohl das damals noch gar nicht so verbreitet war. Und da du und ich uns im August zum ersten Mal gesehen haben, am achten August genauer gesagt, habe ich ihn später als Nachnamen angenommen und ein bisschen verändert, damit er mehr wie der Monat klingt. Für mein Gefühl steckte eine tiefere Bedeutung dahinter, die Vorstellung, dass er mich irgendwie mit dir verbindet.«
    Ich fummele an dem Kristallarmband herum, das er mir an dem Tag auf der Rennbahn geschenkt hat, leicht verwirrt von einem Gefühl, mit dem ich nicht gerechnet habe.
    »Aber du musst verstehen, Ever, ich lebe schon sehr lange. Ich hatte keine andere Wahl, als meine Identität immer wieder zu verändern. Ich konnte es mir nicht erlauben, irgendjemanden Wind von meiner abnorm langen Lebensdauer kriegen zu lassen oder von der Wahrheit darüber, was ich bin .«
    Ich nicke, denn alles, was er bisher gesagt hat, klingt völlig logisch, aber es steckt noch wesentlich mehr dahinter, und das weiß er auch. »Und wie weit zurück reicht dann eigentlich der Name Notte ?«, erkundige ich mich.
    Er schließt die Augen und reibt sich die Lider. Mit geschlossenen Augen spricht er weiter. »Bis ganz zurück. Ganz zum Anfang. Es ist mein Familienname. Mein richtiger Nachname.«
    Ich bemühe mich, ruhig zu atmen, entschlossen, nicht überzureagieren. In meinem Kopf überschlagen sich so
viele Fragen, wobei die brennendste die ist: Woher zum Teufel wusste die alte Frau das? Schon bald gefolgt von: Wie zum Teufel konnte die alte Frau das wissen, wenn nicht einmal ich es wusste?
    »Es gab keinen Grund, es zu erwähnen.« Er reagiert auf meinen unausgesprochenen Gedanken. »Die Vergangenheit ist, was sie ist – vergangen. Es gibt keinen Grund, dorthin zurückzukehren. Ich konzentriere mich viel lieber auf die Gegenwart, auf das Jetzt, auf den aktuellen Moment.« Seine Miene wird etwas heller, während er mich mit seinen braunen Augen ansieht. In ihnen leuchtet die Verheißung einer ganz neuen Idee, und er macht einen Schritt auf mich zu, voller Hoffnung, dass ich auf das Ablenkungsmanöver eingehe.
    Doch ich halte ihn auf. »Du scheinst aber nichts gegen einen Besuch in der Vergangenheit zu haben, wenn
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