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Eve und der letzte Englaender

Eve und der letzte Englaender

Titel: Eve und der letzte Englaender
Autoren: Zaza Morgen
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Hobbitfriese.
    „ Nice!“, nickte ich anerkennend und setzte mir das grün-schwarze Pendant auf. Wir lachten beide bei unserem unmöglichen Anblick im Spiegel.
    „ Komm, wir müssen los, ich steh' beim Kurzparken“, drängelte Dom und zog mich an seiner Hand hinter sich her aus dem Laden.
     

    Es war nicht schwer zu erraten, welcher Wagen Dom gehörte. Direkt am Eingang, schön auf dem Behindertenparkplatz geparkt, stand ein weißer Mini mit Union Flag-Lackierung auf dem Dach und an den Außenspiegeln.
    „ Du hast doch echt 'nen Knall, ich hoffe, das ist dir klar!“
    „ Sei froh, wenn ich keinen hätte, wärst du jetzt nicht in London.“
    Da hatte er ausnahmsweise mal recht. Das würde ich ihm aber natürlich nicht gleich unter die Nase reiben.
    „ Verdammt, ein Strafzettel!“, fluchte Dom.
    „ Na sei mal froh, dass du nicht mit 'ner Parkkralle gesetzt wurdest!“, lachte ich ihn aus.
    Er grummelte und wir stiegen ein. Ich vermied es, ihn während der Fahrt direkt anzuschauen. Irgendwie vertraute ich dem ganzen noch nicht. Wer war er eigentlich? Wo würde er jetzt mit mir hinfahren? In meiner Magengegend machte sich ein ungutes Gefühl breit. Ich hatte mich hierauf eingelassen, weil ich trotz seines offensichtlichen Knalls das Gefühl hatte, dass es wichtig war, ihn kennen zu lernen. Oder vielleicht auch gerade deswegen. Er war in genau dem Moment in mein Leben getreten, als es nicht schlimmer hätte kommen können. Und vielleicht war das auch der Augenblick gewesen, nach dem ich vorhin gesucht hatte – der Moment, als ich ihm begegnet war.
     

    Dom schien meine düsteren Gedanken zu erraten.
    „ Keine Sorge, ich beiße nicht. Du kannst auch gerne mein Kennzeichen notieren und meine Adresse und sie deinen Eltern und Freunden simsen oder so.“
    Es klang nicht so, als hätte er einen Witz gemacht. Ich nickte kurz und fühlte mich besser.
    „ Sag mal, hast du schon was gegessen?“, unterbrach Dom meine Gedanken.
    Mein Magen knurrte ziemlich laut und machte mein Kopfschütteln eigentlich überflüssig. Für den Rückflug hatte ich fest auf den Käse-Snack gesetzt und war jetzt natürlich essensmäßig schon ein wenig in Verzug.
„Dann lass uns doch erst was essen gehen, vielleicht vertraust du mir ja dann“, zwinkerte er und ich konnte mir nicht verkneifen, ihm seinen Käse-Diebstahl noch mal vorzuhalten.
    „ Wie soll ich dir denn nach der Aktion JEMALS vertrauen können, bitte?!“
    Er grinste mal wieder sein Tausend-Dollar-Smile und parkte vor einem kleinen arabischen Restaurant, aus dem verführerisch duftende Grillschwaden aufstiegen.
     

    Während wir uns gemeinsam den Wanst mit fantastischem Gemüse, Knobisauce, Hummus und anderen Leckereien voll fraßen, sah mich Dom immer wieder intensiv an. Der Blick durch seine Grau-Grün-Wasauchimmer-Augen war klar und verriet mir trotzdem nicht, was sich dahinter verbarg. Anscheinend zerbrach er sich über irgendetwas den Kopf.
    „ Warum warst du heute früh eigentlich so aufgelöst? Und warum zur Hölle hast du Oscar Wilde gestreichelt?“
    Ich wurde rot – meine Erinnerung an diese Bahnfahrt war ja ohnehin getrübt, aber wie unmöglich ich ausgesehen haben musste, das wurde mir erst jetzt bewusst.
    „ Weißt du, ich hatte heute meine Abschlussklausur in Englischer Literatur. Eigentlich hätte ich über „The Picture of Dorian Gray“ schreiben sollen.“
    „ Hättest?“
    „ Ja, ich – “ ich stockte bei dem Gedanken an meinen Totalausfall.
    „ Ich hab’s versaut, bin einfach abgehauen. Nun ja, und hab mich im Wahn in die falsche Bahn gesetzt.“
    Er schaute ernst.
    „ Was war denn los?“
     

    Doms Frage setzte in mir einen wahren Gedankensturm in Gang. Ja, wo sollte ich da anfangen? Bei meinem Exfreund, der mir die Wochen vor der Klausur eröffnet hatte, dass er ans andere Ende der Welt zieht – ohne mich? Bei den schlaflosen Nächten und verschlafenen Tagen, die darauf folgten? Ich entschied mich für die Kurzfassung, senkte kurz meinen Blick um mich zu sammeln und sah Dom dann mit festem Blick an.
    „ Es hat mich jemand sehr verletzt.“
    Meine Stimme zitterte leicht, als ich das sagte.
    „ Das tut mir leid“, flüsterte Dom.
    Es entstand eine Vertrautheit zwischen uns, die mir fast schon Angst machte – ich kannte ihn ja noch nicht mal 12 Stunden lang!
    „ Ich glaube nicht, dass du dir vorstellen kannst, wie es ist, jemanden so wichtiges plötzlich zu verlieren“, fuhr ich ihn patzig an, nur um dieser Situation zu entgehen. Ich
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