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Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Titel: Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war
Autoren: Anna Carey
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dass mein Geburtstag im August ist«, sagte ich. »Da hat sich an der Schule immer der Stundenplan geändert und unsere Englischkurse fingen an. Diesen Monat mochte ich immer.«
    »Guter Grund.« Caleb lächelte. »Wie wäre es mit dem achtundzwanzigsten August?«
    »Okay«, erwiderte ich. Einen Moment saß ich schweigend da, ein schwaches heimliches Lächeln huschte über mein Gesicht. Nach all den Jahren, in denen ich in Büchern von Geburtstagen gelesen und Seiten betrachtet hatte, auf denen Kinder die Kerzen auf ihren Torten auspusteten, in denen mir Schulleiterin Burns erklärt hatte, dass die Schule lediglich unser Geburtsjahr festhielt – dass der genaue Tag völlig unerheblich war –, hatte ich endlich einen Geburtstag. Den achtundzwanzigsten August.
    Während sich das Auto die gewundenen Straßen hinaufschraubte und der Motor stöhnte, färbte sich der Himmel hinter der Scheibe plötzlich fahlweiß. Da es immer kälter wurde, je höher wir kamen, holten wir schließlich die Kleider aus dem Kofferraum und wickelten uns in Jacken, Hosen und Stiefel, bis uns der gewohnte Schimmelgeruch einhüllte. Die Sonne versteckte sich hinter einer dicken grauen Wolkenschicht.
    Ich betrachtete Calebs Hand auf dem Lenkrad, registrierte die Art, wie sein rechter Fuß das Pedal auf dem Boden durchtrat, und fragte mich, wie und wann er wohl Autofahren gelernt hatte. Das monotone Brummen des Wagens war hypnotisierend. Meine Gedanken wanderten zur Schule zurück, zu Ruby und Pip, zu dem langen Saal mit den Betten.
    »Meine Freundinnen sind noch alle dort, in der Schule. Wir müssen sie irgendwie herausholen.«
    Caleb kratzte sich im Nacken, am Ansatz seiner Dreadlocks. Er trug eine dicke braune Jacke, die so ähnlich aussah wie die, die er in der Nacht der Plünderung angehabt hatte, der Kragen war mit vergilbter Wolle gefüttert. »In Califia wird es mehr Möglichkeiten geben. Vielleicht dann.«
    Eine Weile lang sagte er nichts, sondern starrte durch die Frontscheibe auf die Straße, auf der nun dünne Äste und trockenes Laub lagen, die Sandpiste wurde zunehmend steiniger. Der Wagen schwankte über die Unebenheiten.
    Schließlich räusperte er sich. »Wie sind deine Freundinnen so?«
    »Pip ist lustig«, fing ich an. »Während der ersten Jahre in der Schule hatte ich solche Angst, dass die Seuche durch die Mauern oder über wilde Hunde hereinkommen könnte. Ich fürchtete mich vor allem. Immer wenn ich ihr das erklären wollte, rannte sie auf den Rasen und zerrte mich hinter sich her. ›Hör auf damit!‹, sagte sie dann. ›Du verdirbst mir meine gute Laune!‹ Anschließend schnitt sie Grimassen, um mich aufzumuntern. Ungefähr so …« Ich zog die Haut auf meinen Wangen herunter, bis man den roten Rand unter meinen Augäpfeln sehen konnte, wie Pip es immer getan hatte.
    Caleb lachte und hielt die Hand hoch, damit er mich nicht sah. »Hör auf, bitte.«
    »Und Ruby sagt dir immer, wenn deine Haare aussehen, als hätten sie einen Wirbelsturm hinter sich, aber sie ist die Erste, die jeden anschnauzt, der dasselbe zu dir sagt. Sehr loyal.« Ich starrte aus dem Fenster. Die Straße schlängelte sich immer weiter am Berg entlang nach oben, bis er schließlich nicht mehr zu sehen war. Caleb drehte an den Knöpfen herum, weil er die Heizung anschalten wollte, dann bewegte er die Lüftungsklappen, aber es kam nur kalte Luft heraus.
    »Solche Leute kenne ich. Ein paar von meinen Freunden sind immer noch in den Lagern.«
    Ich wollte Caleb gerade weiter ausfragen, da blieb der Wagen plötzlich stehen und die Luft im Wageninneren war voller Qualm, von dem ich husten musste. Nach einem Moment der Verwirrung stiegen wir nach Luft ringend aus.
    Vorn brannte irgendetwas im Wagen, aus der Kühlerhaube stiegen dünne graue Rauchsäulen auf. Caleb wedelte den Rauch aus seinem Gesicht. Als er die Haube anhob und seine Finger das heiße Metall berührten, zuckte er kurz zusammen, dann inspizierte er die schwarze Kiste im Motorraum.
    »Das war’s dann«, meinte er hustend. Er starrte auf die Straße, die sich vor uns immer noch meilenweit über einen hohen Gipfel schlängelte und auf der anderen Seite des Berges wieder hinunter.
    Ich spürte die eisige Kälte auf der Haut. Während Caleb die Vorräte aus dem Kofferraum in einen Rucksack packte, schlug ich die Kapuze hoch, um den Wind abzuhalten. »Wir laufen besser los. Dann bleiben wir warm.«
    Ich sah mir die zerknitterte und zerfledderte Karte an. Bis zum Bergkamm und die andere Seite
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