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Evas Auge

Evas Auge

Titel: Evas Auge
Autoren: Karin Fossum
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habe ich nur eine einzige Frage. Ich werde Ihnen diese Frage stellen und dann gleich wieder gehen. Überlegen Sie sich Ihre Antwort gut, sie ist wichtig.«
    Die Frau nickte.
    »Ich weiß, daß Ihrem Mann sein Auto sehr wichtig war. Daß er daran herumgebastelt und es in jeder Hinsicht gut in Schuß gehalten hat. Und daß er es nur sehr ungern ausgeliehen hat. Stimmt das?«
    »Das kann ich Ihnen flüstern. Er hat mit dem Auto richtiggehend gegeizt. Und er ist deshalb bei der Arbeit auch bisweilen angemacht worden.«
    »Aber trotzdem – ist es ausnahmsweise doch vorgekommen, daß er es verliehen hat? Können Sie sich erinnern, ob das passiert ist? Und wenn es nur ein einziges Mal war?«
    Sie zögerte. »Doch, vorgekommen ist das schon. Aber sehr selten. Er hat es einem Kumpel gegeben, mit dem er viel zusammen war, einem aus der Brauerei. Der hatte selber kein Auto.«
    »Wissen Sie seinen Namen?«
    »Ah, ich habe fast Angst davor, hier Namen zu nennen«, sagte sie, als wittere sie eine Gefahr, die sie nicht ganz begriff, »aber ab und zu hat er den Wagen Peddik geliehen. Peter Fredrik.«
    »Ahron?«
    »Ja.«
    Sejer nickte langsam. Wieder betrachtete er das Hochzeitsbild der Einarssons und registrierte die blonden Haare. »Ich komme wieder«, sagte er leise. »Sie müssen mich entschuldigen, aber solche Ermittlungen sind zeitraubend, und wir müssen alles mögliche überprüfen.«
    Frau Einarsson nickte und brachte ihn zur Tür. Jan Henry sprang auf und lief ihm entgegen, er schien jetzt nicht mehr zu frieren.
    »Das ging aber schnell.«
    »Ja«, sagte Sejer nachdenklich. »Jetzt muß ich ganz schnell einen bestimmten Mann finden. Komm mit zum Auto.«
    Er öffnete den Kofferraum und nahm eine Plastiktüte mit dem Aufdruck »Fina« heraus.
    »Der Schmieranzug. Ich weiß, der ist zu groß, aber du wächst ja schließlich noch.«
    »Oh!«
    Jan Henrys Augen wurden feucht. »So viele Taschen! Der paßt doch fast schon, und ich kann die Beine hochkrempeln!«
    »Das kannst du.«
    »Aber wann kommen Sie wieder her?«
    »Schon bald.«
    »Ach. Sie haben sicher viel zu tun.«
    »Ja, es reicht. Aber manchmal habe ich auch frei. Vielleicht können wir dann wieder eine Runde fahren, wenn du Lust hast?«
    Jan Henry gab keine Antwort. Er starrte auf die Straße, wo das Dröhnen eines großen Motorrades die Stille zerriß. Es war eine BMW.
    »Da kommt Peddik.«
    Jan Henry winkte schlaff. Sejer drehte sich um. Ein Mann im schwarzen Lederanzug hielt bei den Fahrradständern und nahm den Helm ab. Ein blonder Mann mit halblangen Haaren und einem kleinen Pferdeschwanz im Nacken. Er öffnete den Reißverschluß seines Anzuges, und ein beginnender Bierbauch kam zum Vorschein. Im Grunde hatte er durchaus Ähnlichkeit mit Einarsson. Bei trübem Licht würde man vielleicht keinen Unterschied sehen.
    Sejer starrte den Mann an, bis der vom Motorradsitz glitt. Dann lächelte er, nickte kurz und fuhr los.
    ---
    » W o hast du denn gesteckt?«
    Karlsen wartete im Foyer, er hielt schon seit einer Weile nach Sejers Wagen Ausschau, die Uhr tickte, niemand hatte mit der frohen Botschaft angerufen, daß die kleine Ragnhild wohlbehalten wieder zu Hause sei. Sie war noch immer verschwunden. Karlsen war im Streß.
    »Bei Jorun Einarsson.«
    Sejer wirkte hektisch, was nicht oft vorkam. »Komm mit, ich muß mit dir reden.«
    Sie nickten Brenningen zu und wanderten durch den Flur.
    »Wir müssen einen Typen zum Verhör holen«, sagte Sejer. »Und zwar sofort. Peter Fredrik Ahron. Der einzige in Einarssons Umgangskreis, dem zuweilen der Manta anvertraut wurde. Allerdings sehr selten. Er arbeitet in der Brauerei und rennt jetzt Jorun die Bude ein. Wir haben schon einmal mit ihm gesprochen, nach Einarssons Verschwinden. Ich bin ihm eben begegnet, vor dem Haus in der Rosenkrantzgate. Und weißt du was? Sie sehen sich ziemlich ähnlich. Bei trübem Licht würdest du keinen Unterschied sehen. Verstehst du?«
    »Wo ist er jetzt?«
    »Noch immer bei Jorun, hoffe ich. Albums müssen warten, und wir haben ja auch schon Leute hingeschickt. Nimm Skarre mit und hol ihn her, ich warte.«
    Karlsen nickte und drehte sich um, blieb dann aber stehen.
    »Du, ich soll dir übrigens etwas ausrichten, von Evas Anwalt.«
    »Ja?«
    »Larsgård ist tot.«
    »Was sagst du da?«
    »Der Taxifahrer hat ihn gefunden.«
    »Weiß sie das schon?«
    »Ich habe eine Kollegin zu ihr geschickt.«
    Sejer schloß die Augen und schüttelte den Kopf. Er wanderte allein durch den Flur und gab sich alle
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