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Evas Auge

Evas Auge

Titel: Evas Auge
Autoren: Karin Fossum
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doch etwas für uns. Ihr Mörder hatte seine Visitenkarte hinterlassen. Verstehen Sie?«
    Ahron fing an zu zittern. Er leckte sich die Lippen.
    »Und ich rede jetzt nicht von der Art Visitenkarte, die Sie sich in einer Druckerei bestellen. Ich rede von einem ganz persönlichen genetischen Code. Alle vier Milliarden Menschen auf der Erde haben unterschiedliche Codes. Überlegen Sie sich diese Zahl, Ahron. Wenn wir den Code vergrößern, sieht er im Grunde aus wie eine moderne Graphik. Schwarz und weiß. Aber das wissen Sie natürlich, Sie lesen schließlich Zeitungen.«
    »Das ist doch alles nur Gerede. Sie brauchen eine amtliche Erlaubnis, um mich zu testen, falls Sie das vorhaben. Und die kriegen Sie nicht. Ich bin doch kein Idiot. Und außerdem will ich einen Anwalt. Ohne Anwalt sage ich kein Wort mehr!«
    »Von mir aus.«
    Sejer ließ sich in seinem Sessel wieder zurücksinken. »Ich kann auch allein weitersprechen. Aber die Testerlaubnis ist das geringste Problem, darüber sollten Sie sich im klaren sein.«
    Ahron verzog den Mund und rauchte weiter.
    »Der 1. Oktober. Sie waren im Königlichen Wappen, zusammen mit einigen Kollegen, unter anderem Arvesen und Einarsson?«
    »Das habe ich nie bestritten.«
    »Wann haben Sie die Kneipe verlassen?«
    »Ich gehe davon aus, daß Sie das schon wissen, Ihre Leute haben mich schließlich geholt.«
    »Ich meine, davor. Als Sie mit Einarssons Auto losgefahren sind. So gegen halb acht, vielleicht?«
    »Mit Einarssons Auto? Soll das ein Witz sein? Einarsson hat sein Auto doch nie verliehen. Was für ein Unfug. Und außerdem hatte ich getrunken.«
    »Das war für Sie noch nie ein Hindernis. Sie sind doch wegen Alkohol am Steuer vorbestraft. Und Jorun hat gesagt, daß Sie als einziger das Auto leihen durften. Sie waren eine Ausnahme. Sie waren ein guter Freund und hatten kein Auto.«
    Ahron zog hart an seiner Zigarette und stieß den Rauch aus.
    »Ich bin nirgendwohin gefahren, ich war den ganzen Abend in der Kneipe und habe mich volllaufen lassen.«
    »Zweifellos. Sie waren sinnlos betrunken, das hat der Koch bestätigt. Vergessen Sie nicht, daß er bei der Arbeit nüchtern sein muß und daß er die Leute im Auge behält. Daß er sieht, wer kommt und geht. Und wer wann kommt und geht.«
    Ahron schwieg.
    »Sie haben also einen Ausflug gemacht, haben vielleicht nachgesehen, was in der Stadt so los war, und Ihre kleine Runde haben Sie dann bei Durban beendet, haben Einarssons Wagen vor dem Haus abgestellt und um Punkt acht geklingelt. Zweimal kurz klingeln, nicht wahr?«
    Schweigen.
    »Sie haben bezahlt und die Ware gefordert, für die Sie bezahlt hatten. Und danach«, Sejer nickte kurz und starrte Ahron an, »haben Sie sich mit ihr gestritten.«
    Sejer hatte die Stimme gesenkt, Ahron den Kopf. Als liege auf seinen Knien etwas, das ihn sehr interessierte.
    »Sie haben ein gefährliches Temperament, Ahron. Ehe Sie sich’s versahen, hatten Sie sie umgebracht. Sie sind zurück in die Kneipe gejagt und haben gehofft, damit ein Alibi zu haben, denn vielleicht hatte ja niemand bemerkt, daß Sie eine Weile weggewesen waren. Und dann haben Sie angefangen zu trinken.«
    Ahron schüttelte verzweifelt den Kopf.
    »In ihrem Rausch, der zweifellos sehr heftig war, ist Ihnen aufgegangen, was Sie getan hatten. Sie haben sich Einarsson anvertraut. Sie dachten, er könne Ihnen vielleicht zu einem Alibi verhelfen. Er war doch Ihr Freund. Ihr Jungs habt doch zusammengehalten. Und es war doch ein Versehen, nicht wahr? Sie waren eigentlich nur ein armes Würstchen, das voll in der Tinte saß, und das würde Egil sicher verstehen, und deshalb haben Sie sich ihm anvertraut. Und er war nüchtern, vielleicht der einzige von allen, der nüchtern war, ihm würde man also glauben.«
    Ahron verfehlte den Aschenbecher, vermutlich aber ganz bewußt.
    »Aber dann ist Ihnen wohl alles aus dem Ruder gelaufen. Blöd von Ihnen, Sie sind wirklich aufgefallen. Später in der Nacht hat der Wirt uns angerufen und uns gebeten, Sie zu holen und in die Ausnüchterungszelle zu stecken. Einarsson kam mit seinem Auto hinterher. Vielleicht hatte er Angst, Sie könnten unterwegs oder in der Zelle zuviel reden. Er wollte Sie nicht nur vor der Ausnüchterungszelle retten, sondern auch vor einer Verurteilung wegen Mordes. Und das hat er dann sogar geschafft! Wie schrecklich das alles war, ist Ihnen erst am nächsten Tag aufgegangen, und ich nehme an, Sie haben eine Gänsehaut bekommen bei dem Gedanken, wie leicht alles hätte
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