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Eulen

Eulen

Titel: Eulen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiassen
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Schreien stürmte sie nun auf die Menschenwand zu, die ihren Sohn umgab. Auf Beatrice’ Kommando hin hakten sich alle noch fester unter, so dass Lonna nicht vorbeikonnte.
    Es gab einen haarigen Moment, als Lonna und ihre Stieftochter sich Auge in Auge gegenüberstanden und wütend anfunkelten, so als wollten sie gleich losschlagen. Garrett entschied den Gleichstand zu Beatrice’ Gunsten, indem er einen phänomenalen falschen Furz losließ. Lonna floh entsetzt.
    Roy stieß Beatrice an. »Schau mal, da oben!«
    Über ihren Köpfen flog ein kleiner Vogel mit bräunlichem Gefieder und machte erstaunlich gewagte Loopings. Roy und Beatrice sahen entzückt zu, wie er immer tiefer flog, bis er sich schließlich im Sturzflug dem Eulenbau in der Mitte des Kreises näherte.
    Alle Köpfe fuhren herum, alle wollten sehen, wo der Vogel gelandet war. Von einer Sekunde zur anderen war der Gesang verstummt.
    Fischfinger versuchte, sich das Lachen zu verbeißen. Die wagemutige Eule saß ganz friedlich auf seinem Kopf.
    »Keine Angst, mein Kleiner«, sagte der Junge, »fürs Erste bist du sicher.«

21
    Napoleon?
    »Napoleon Bridger.« Roy las den Namen laut vor.
    »Auf jeden Fall ein interessanter Name«, bemerkte seine Mutter.
    Sie saßen am Frühstückstisch, und Mrs. Eberhardt war dabei, Artikel und Fotos aus der Morgenzeitung auszuschneiden.
    Auf der Titelseite war ein Foto von Roy, Beatrice und Mama Paula, wie sie Hand in Hand im Kreis der Demonstranten standen. Im Hintergrund war der Kopf von Beatrice’ Stiefbruder zu sehen. Er erinnerte stark an eine vom Baum gefallene Kokosnuss mit einem blonden Toupet. Im Text neben dem Foto hieß es, Mama Paula sei im wirklichen Leben die Schauspielerin und frühere Schönheitskönigin Kimberly Lou Dixon. Der Name von Beatrice’ Stiefbruder wurde als Napoleon Bridger Leep angegeben.
    »Ist er jetzt wieder zu Hause?«, fragte Roys Mutter.
    »Ich weiß nicht, ob ich das so nennen würde«, antwortete Roy, »auf jeden Fall ist er bei seiner Mom und seinem Stiefvater.«
    Lonna Leep hatte auf dem Schauplatz des Schülerprotests tränen- und wortreich danach verlangt, wieder mit ihrem Sohn zusammengeführt zu werden. Polizisten, die es nicht besser wussten, hatten sie durch die Menge hindurch zu Fischfinger geführt und damit die mutige kleine Eule verjagt.
    »Mein Kämpfer! Mein kleiner Held!« Lonna hatte sich vor den Fernsehkameras in Szene gesetzt, während der Junge sich aus dem Bau herauswand. Roy und Beatrice hatten hilflos und angewidert zusehen müssen, wie Lonna Fischfinger bühnenreif in die Arme schloss und ihn dabei fast zerquetschte.
    Mrs. Eberhardt schnitt gerade ein Foto aus, auf dem Lonna zusammen mit dem Jungen abgebildet war. Fischfinger sah so aus, als fühlte er sich extrem unwohl.
    »Vielleicht läuft es ja jetzt besser zwischen den beiden«, sagte Roys Mutter hoffnungsvoll.
    »Nein, Mom. Die wollte bloß ins Fernsehen.« Roy griff nach seinem Rucksack. »Ich sollte mal los.«
    »Dein Vater möchte dich noch sprechen, bevor du gehst.«
    »Oh.«
    Mr. Eberhardt hatte abends noch sehr lange gearbeitet und war erst nach Hause gekommen, als Roy schon schlief.
    »Ist er sauer?«, fragte Roy.
    »Das glaube ich nicht. Weswegen sollte er?«
    Roy zeigte auf die Zeitung, die inzwischen von Mrs. Eberhardts Schere völlig durchlöchert war. »Wegen gestern. Wegen dem, was Beatrice und ich gemacht haben.«
    »Schätzchen, du hast doch gegen kein Gesetz verstoßen. Du hast niemandem wehgetan«, sagte Mrs. Eberhardt. »Du hast nur laut gesagt, was nach deiner Überzeugung richtig ist. Dein Vater hat Respekt vor so etwas.«
    Roy wusste, dass Respekt haben nicht unbedingt dasselbe bedeutete wie gut finden. Er hatte so ein Gefühl, als hätte sein Vater durchaus Sympathien für die Eulen, aber laut gesagt hatte er es nie.
    »Mom, wird Mama Paula das Restaurant trotzdem bauen?«
    »Ich weiß es nicht, Roy. Offensichtlich ist dieser Mr. Muckle durchgedreht und hat versucht, eine Reporterin zu erwürgen, die ihm dieselbe Frage gestellt hat.«
    »Das gibt’s doch nicht!« Roy und Beatrice waren gegangen, bevor die spontan organisierte Pressekonferenz zu Ende gewesen war.
    Mrs. Eberhardt hielt einen Zeitungsausschnitt hoch. »Hier steht’s.«
    Roy konnte es nicht fassen, wie viel Platz die Zeitung ihrem Eulenprotest eingeräumt hatte. Es war anscheinend die größte Sensation in Coconut Cove seit dem letzten Hurrikan.
    »Seit heute früh um sechs hat ununterbrochen das Telefon

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