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Eulen

Eulen

Titel: Eulen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiassen
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fragte Chuck Muckle.
    Der Junge grinste. »Roy, tu mir mal ’nen Gefallen und guck nach, was da im Eimer ist.«
    »Klar, mach ich«, sagte Roy.
    »Was siehst du da?«, fragte der Junge.
    »Wassermokassinschlangen«, antwortete Roy.
    »Wie viele?«
    »Neun oder zehn.«
    »Sehen sie glücklich aus, Roy?«
    »Nicht wirklich.«
    »Was glaubst du, was passiert, wenn ich das Ding umkippe?« Mit einer Kopfbewegung zeigte er auf die Schnur, die ihn mit dem Eimer verband.
    Roy spielte sofort mit. »Irgendwem könnte was echt Schlimmes passieren«, sagte er. Er war ziemlich überrascht gewesen (aber gleichzeitig erleichtert), als er sah, dass die Reptilien im Eimer aus Gummi waren.
    Mr. Muckle kochte vor Wut. »Das ist doch lächerlich! Branitt – tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe. Schaffen Sie mir den Bengel aus den Augen!«
    Der Wachmann machte einen Schritt zurück. »Ich nicht. Ich steh nicht so auf Schlangen.«
    »Ist das Ihr Ernst? Dann sind Sie gefeuert.« Wieder wandte sich der Stellvertretende Direktor an Officer Delinko. »Machen Sie sich nützlich. Erschießen Sie die verdammten Viecher.«
    »Nein, Sir, nicht mit all den Leuten ringsherum. Viel zu gefährlich.«
    Der Polizist ging zu dem Jungen und hockte sich vor ihn hin.
    »Wie bist du denn hier hereingekommen?«, fragte er.
    »Ich bin über den Zaun gesprungen, gestern Abend. Dann hab ich mich unter dem Bagger versteckt«, sagte der Junge. »Sie sind bestimmt fünf Mal an mir vorbeigelaufen.«
    »Bist du derselbe, der mir letzte Woche den Streifenwagen eingesprüht hat?«
    »Kein Kommentar.«
    »Und der vom Krankenhaus weggelaufen ist?«
    »Auch kein Kommentar.«
    »Und das grüne T-Shirt an meine Antenne gehängt hat?«
    »Mann, Sie kapieren einfach nichts. Die Eulen haben keine Chance gegen diese Maschinen.«
    »Doch, das verstehe ich. Ganz ehrlich«, sagte Officer Delinko. »Eine Frage noch: Das mit den Wassermokassins, meinst du das ernst?«
    »Todernst.«
    »Kann ich mal in den Eimer gucken?«
    Die Augen des Jungen flackerten unruhig. »Danach können Sie sich begraben lassen.«
    »Wir müssen was tun, aber schnell«, flüsterte Roy Beatrice zu. »Die Schlangen sind nicht echt.«
    »Na super.«
    Als der Polizist sich dem Eimer näherte, rief Beatrice: »Tun Sie das nicht! Die sind gefährlich!«
    Officer Delinko wich nicht zurück. Eine ganze Weile spähte er über den Rand des Eimers; Roy und Beatrice kam es wie eine Ewigkeit vor.
    Das Spiel ist aus, dachte Roy niedergeschlagen. Der merkt doch, dass die Dinger nicht echt sind, geht gar nicht anders.
    Aber der Polizist sagte kein Wort, als er vom Eimer zurücktrat.
    »Na?«, fragte Mr. Muckle. »Was ist jetzt?«
    »Der Junge meint’s ernst. Ich an Ihrer Stelle würde verhandeln«, sagte Officer Delinko.
    »Ha! Ich verhandele doch nicht mit kriminellen Jugendlichen.« Mit einem wütenden Knurren riss Chuck Muckle dem Abgeordneten Mr. Grandy die goldlackierte Schaufel aus der Hand und marschierte auf den Eimer zu.
    »Nicht!«, brüllte der Junge im Eulenbau und spuckte die Schnur aus.
    Aber der Mann war nicht zu bremsen. Mit einem wilden Hieb stieß er den Eimer um und schlug und hackte in einem Anfall blinder Wut auf die Schlangen ein. Er hörte erst auf, als lauter kleine Stückchen vor ihm lagen.
    Lauter kleine Gummistückchen.
    Erschöpft beugte Chuck Muckle sich vor und betrachtete mit zusammengekniffenen Augen die verstümmelten Spielzeugschlangen. In seiner Miene spiegelte sich ungläubiges Erstaunen, aber auch die Demütigung, die er soeben erlebt hatte.
    »Was zum Teufel ist das jetzt wieder?«, keuchte er.
    Während seines gewalttätigen Angriffs auf die Wassermokassins hatte die Menge immer wieder000 h! und aaah! geschrien. Jetzt war nichts weiter zu hören als das Klicken der Kamera des Pressefotografen und der keuchende Atem des Stellvertretenden Direktors.
    »He, die sind ja gar nicht echt!«, platzte auf einmal Curly heraus. »Das sind gar keine richtigen Schlangen!«
    Roy beugte sich zu Beatrice hinüber und flüsterte: »Ein zweiter Einstein!«
    Chuck Muckle drehte sich ganz langsam um, wie in Zeitlupe. Mit dem Schaufelblatt zeigte er drohend auf den Jungen im Eulenbau.
    »Du da«, blaffte er ihn an und ging auf ihn zu.
    Roy stellte sich blitzschnell dazwischen.
    »Aus dem Weg, Junge!«, sagte Chuck Muckle. »Ich hab keine Zeit mehr für diesen Blödsinn. Weg hier, aber dalli!«
    Es war deutlich zu sehen, dass der Obermacker von Mama Paula die Nerven verloren hatte, vielleicht sogar den

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