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Eulen

Eulen

Titel: Eulen
Autoren: Carl Hiassen
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so einfach war, eine Anzeige wegen Vandalismus aufzunehmen. »Der Sergeant legt mir das Papier gleich wieder auf den Schreibtisch, weil streng genommen ja nichts wirklich kaputtgemacht worden ist. Irgendwelche Kinder sind aufs Grundstück gekommen und haben ein paar Stöcke aus dem Boden gerissen.«
    »Und woher wollen Sie wissen, dass es Kinder waren?«, knurrte Curly.
    »Na ja, wer sonst macht denn so was?«
    »Und dass sie die Löcher wieder gefüllt und die Stöcke in der Gegend rumgeschmissen haben, bloß damit wir wieder von vorn anfangen müssen mit der Vermessung von dem Grundstück – was ist damit?«
    Das allerdings verwirrte den Polizisten auch. Wenn Kinder einen Streich spielten, machten sie sich normalerweise nicht solche Mühe.
    »Haben Sie jemanden in Verdacht?«
    Das hatte er nicht, musste Curly zugeben. »Aber okay, nehmen wir mal an, es waren Kinder. Würde das heißen, es ist nicht strafbar?«
    »Doch, natürlich«, antwortete Officer Delinko. »Ich sage ja nur, rein technisch gesehen, ist es kein Vandalismus. Es handelt sich um unerlaubtes Betreten eines Grundstückes und um einen bösartigen Streich.«
    »Das reicht«, meinte Curly achselzuckend. »Hauptsache, ich krieg eine Kopie von Ihrem Bericht für die Versicherung. Damit wir wenigstens Entschädigung bekommen für die verlorene Zeit und die zusätzlichen Kosten.«
    Officer Delinko gab Curly eine Karte mit der Adresse des Verwaltungsbüros der Polizeiwache und dem Namen des zuständigen Sachbearbeiters. Curly steckte die Karte in die Brusttasche seines Overalls.
    Der Polizist setzte die Sonnenbrille auf und schwang sich ins Auto, das so heiß war wie ein Backofen. Schnell drehte er die Zündung an und stellte die Klimaanlage auf die höchste Stufe. Während er sich anschnallte, sagte er: »Mr. Branitt, eins würde mich noch interessieren. Nur so aus Neugier.«
    »Schießen Sie los«, sagte Curly und wischte sich mit einem großen gelben Taschentuch über die Stirn.
    »Es ist wegen der Eulen.«
    »Ja – und?«
    »Was passiert mit denen?«, fragte Officer Delinko. »Ich meine, wenn die Bulldozer hier loslegen?«
    Der Wachmann lachte leise. Der Polizist wollte ihn wohl auf den Arm nehmen.
    »Was für Eulen?«, fragte er.
     
    Den ganzen Tag lang ging Roy der rennende Junge nicht aus dem Kopf. Zwischen den Stunden, auf dem Weg von einem Unterrichtsraum zum anderen, schaute er sich die Gesichter der Mitschüler ganz genau an – vielleicht war der Junge ja erst später zur Schule gekommen. Vielleicht war er ja nach Hause gerannt, um andere Klamotten und vor allem Schuhe anzuziehen.
    Aber Roy konnte niemanden entdecken, der dem Jungen glich, der über den großen Hund mit den spitzen Ohren gesprungen war. Vielleicht rannte er ja immer noch, dachte Roy beim Mittagessen. Florida war ideal zum Laufen – nie zuvor hatte Roy eine so flache Gegend gesehen. In Montana, wo er herkam, gab es steile, zerklüftete Berge, die über dreitausend Meter hoch in den Himmel ragten. Hier dagegen waren die einzigen Erhebungen die künstlichen Brücken über die Highways – sanft gewölbte Hügel aus Beton.
    Aber dann dachte Roy an die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit, die einen an manchen Tagen völlig lahm legte. In der Sonne Floridas weite Strecken zu laufen wäre eine einzige Quälerei. Jemand, der so was machte, musste wirklich zäh wie Leder sein.
    Ein Junge setzte sich Roy gegenüber an den Tisch. Er hieß Garrett und nickte Roy zu. Roy nickte Garrett zu und dann aßen beide die verkochten Makkaroni vor sich auf den Tabletts. Als Neuer in der Schule saß Roy beim Essen jedes Mal allein, ganz am Ende des Tisches. Was das betraf, war Roy ein alter Profi: Trace Middle war die sechste Schule, die er seit seiner Einschulung besuchte, und Coconut Cove die zehnte Stadt, in der seine Familie lebte, seit Roy sich erinnern konnte.
    Roys Vater arbeitete für die Regierung. Roys Mutter sagte, sie müssten deswegen so oft umziehen, weil Roys Vater seine Arbeit (was immer das war) so gut machte und häufig befördert wurde. Anscheinend war das die Belohnung, die man von der Regierung für gute Arbeit erhielt – dass man ständig umziehen musste.
    »Hey«, sagte Garrett, »hast du ein Skateboard?«
    »Nee – aber ein Snowboard.«
    Garrett lachte spöttisch. »Was willst du denn damit?«
    »Wo ich früher gewohnt hab, da gab’s viel Schnee«, sagte Roy.
    »Du solltest mal lernen, Skateboard zu fahren, Mann. Das ist das Größte überhaupt.«
    »Ich kann Skateboard
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