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Eulen

Eulen

Titel: Eulen
Autoren: Carl Hiassen
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Matherson war?
    Das vollkommene Ende eines vollkommen grässlichen Tages, dachte Roy düster.
    »Setz dich«, sagte jemand hinter ihm, und die Stimme war definitiv nicht Danas.
    Roy schüttelte die Hand ab und drehte sich um.
    Ihm gegenüber stand, mit verschränkten Armen, die große Blonde mit der roten Brille – die vom Schulbus.
    »Du hast mich heute Morgen um ein Haar umgerannt«, sagte sie.
    »Tut mir Leid.«
    »Wieso bist du so gerannt?«
    »Nur so.« Roy versuchte an ihr vorbeizukommen, aber sie machte einen Schritt zur Seite und blockierte ihm den Weg.
    »Du hättest mir echt weh tun können«, sagte sie.
    Roy fand die Situation ziemlich ungemütlich. Er wollte lieber nicht, dass die anderen Jungen mit ansahen, wie er von einem Mädchen zur Rede gestellt wurde. Und was noch schlimmer war – sie schüchterte ihn tatsächlich ein. Das lockige Mädchen war größer als er, breitschultrig und hatte braun gebrannte, muskulöse Beine. Sie sah wie eine Sportlerin aus – er tippte auf Fußball oder Volleyball.
    »Hör mal«, begann er, »ich hatte einem Jungen im Bus eins auf die Nase gegeben –«
    »Das weiß ich auch«, sagte das Mädchen abfällig, »aber deswegen bist du doch nicht weggerannt, oder?«
    »Klar doch.« Roy fragte sich, ob sie gleich behaupten würde, er hätte noch was anderes gemacht – ihr das Essensgeld aus dem Rucksack geklaut oder so was.
    »Du lügst.« Das Mädchen griff entschlossen nach der anderen Seite seines Tabletts, so dass er nicht weglaufen konnte.
    »Lass los«, sagte Roy scharf, »ich bin schon spät dran.«
    »Immer mit der Ruhe. Noch sechs Minuten bis zum Läuten, Cowgirl.« Sie sah aus, als hätte sie nichts dagegen, ihm in die Magengrube zu boxen. »Und jetzt sag die Wahrheit. Du warst jemandem hinterher, stimmt’s?«
    Roy war erleichtert, dass sie ihm nicht irgendwas Schlimmes vorwarf. »Hast du ihn auch gesehen? Den ohne Schuhe?«
    Das Mädchen machte einen Schritt nach vorn. Das Tablett hielt sie noch immer fest, so dass Roy gezwungen war, rückwärts zu gehen.
    »Ich geb dir einen guten Rat«, sagte sie mit leiser Stimme.
    Roy sah sich ängstlich um. Außer ihnen war niemand mehr in der Cafeteria.
    »Hörst du mir zu?« Das Mädchen schob ihn noch ein Stück vor sich her.
    »Ja.«
    »Gut.« Sie hörte erst auf, ihn zu schubsen, als er zwischen seinem eigenen Tablett und der Wand eingeklemmt war. Mit einem finsteren Blick über ihr rotes Brillengestell sagte sie: »Von jetzt an kümmerst du dich verdammt noch mal um deinen eigenen Kram.«
    Roy hatte Angst, das musste er zugeben. Die Kante des Tabletts bohrte sich in seine Rippen. Dieses Mädchen war echt brutal.
    »Du hast den Jungen auch gesehen, stimmt’s?«, flüsterte er.
    »Ich hab keine Ahnung, wovon du redest. Aber kümmer dich in Zukunft um deinen eigenen Kram, das ist gesünder.«
    Sie ließ Roys Tablett los und drehte sich auf dem Absatz um.
    »Warte!«, rief Roy ihr nach. »Wer ist der Junge?«
    Aber das lockige Mädchen antwortete nicht. Sie drehte sich nicht einmal um. Im Weggehen hob sie nur ihren rechten Arm und wedelte vorwurfsvoll mit dem Zeigefinger.

3
    Officer Delinko legte zum Schutz vor der grellen Mittagssonne die Hand über die Augen.
    »Sie haben ganz schön lange gebraucht«, sagte der Wachmann.
    »Ich musste erst noch zu einer Karambolage, nördlich von hier. Vier Autos sind ineinander gekracht«, erklärte der Polizeibeamte. »Es hat Verletzte gegeben.«
    Curly schnaufte. »Meinetwegen. Aber jetzt schauen Sie sich mal an, wie die wieder gewütet haben.«
    Auch dieses Mal hatten die Eindringlinge systematisch alle Vermessungsstäbe entfernt und die Erdlöcher zugeschüttet. Officer Delinko war kein großes Licht, aber so langsam kam ihm der Verdacht, dass das hier nicht das zufällige Werk von Jugendlichen war, die einfach einen Streich spielen wollten. Vielleicht gab es jemanden, der auf Mama Paula und ihre weltberühmten Pfannkuchen schlecht zu sprechen war.
    »Aber dieses Mal gibt’s tatsächlich eine Anzeige wegen Vandalismus«, bemerkte Curly anzüglich. »Dieses Mal haben die Kerle nämlich tatsächlich Privateigentum beschädigt.«
    Er führte Officer Delinko in die südwestliche Ecke des Grundstücks, wo ein Kleinlaster geparkt war. Alle vier Reifen hatten einen Platten.
    Curly hob die Hände und sagte: »Da haben Sie’s. Jeder von den Reifen da kostet hundertfünfzig Kröten.«
    »Was ist denn passiert?«, fragte der Polizist.
    »Sie haben die Reifen aufgeschlitzt!« Curly
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