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Ethan von Athos

Ethan von Athos

Titel: Ethan von Athos
Autoren: Lois McMaster Bujold
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der drei Monde zusammen über Athos’ Östlichem Meer auf. Jenseits der Dünen murmelten die kleinen Brecher. Von der Veranda im Obergeschoß des Hauses von Ethans Vater hatte man einen schönen Blick über die vom Mondlicht übergossenen Wasser der Bucht. Die Brise kühlte Ethans Wangen, die Dunkelheit verbarg ihre Röte.
    »Weißt du, Terrence«, erklärte Ethan Cee schüchtern, »der schnellste Weg, um deine Vaterrechte und Janines Sohn zu bekommen, ist, dass du deine ganze Zeit öffentlicher Arbeit widmest, bis du genügend Sozialdienstpunkte für den Status eines designierten Stellvertreters gesammelt hast. Es gibt reichlich zu tun: alles von Straßenreparatur über Parkinstandhaltung bis zur Arbeit für die Regierung – vielleicht kannst du ihr deine galaktischen Erfahrungen zur Verfügung stellen – und alle Arten von Wohltätigkeitsarbeit. Altenheime, Waisenhäuser für die Hinterbliebenen und für die, die ihren Vätern weggenommen werden mussten, Tierschutz, Katastrophenhilfsdienst – allerdings erledigt das zum größten Teil die Armee – die Auswahl ist riesengroß.«
    »Aber wie verdiene ich mir in der Zwischenzeit den Lebensunterhalt?«, warf Cee ein. »Oder ist der Lebensunterhalt dabei eingeschlossen?«
    »Nein, du musst dich selbst ernähren. Die Arbeit, mit der man Punkte für den Status des designierten Stellvertreters sammelt, findet außerhalb der regulären Wirtschaft statt – sie ist in Wirklichkeit eine Art Steuer, die in Form von Arbeit geleistet wird, falls du es so betrachten möchtest. Aber ich dachte – wenn du es mir erlaubst –, dass ich dich ernähren kann. Als Abteilungsleiter in einem Reproduktionszentrum verdiene ich genug für zwei – und Desroches und der Vorsitzende des Bevölkerungsrates haben angedeutet, dass ich vielleicht den Posten des Personalchefs im neuen Reproduktionszentrum für den Distrikt Roter Berg bekomme, wenn es im übernächsten Jahr errichtet wird. Wenn du fleißig bist, hast du dann schon deinen D.S.-Status. Und dann kann es wirklich schnell gehen, denn …« – Ethan holte Luft – »als designierter stellvertretender Vater kannst du ein Primärer Ernährer meiner Söhne werden. Und Primärer Ernährer zu sein ist ausnahmslos der schnellste Weg, um Sozialdienstpunkte für die Vaterschaft zu sammeln.«
    Ethan stockte. »Ich gebe zu, es ist kein sehr abenteuerliches Leben im Vergleich zu dem, das du bisher geführt hast. Im Garten sitzen und eine Wiege schaukeln – das heißt, die Wiege mit dem Sohn eines anderen. Allerdings wäre das eine gute Übung für dich, und natürlich wäre ich glücklich, der designierte stellvertretende Vater deiner Söhne zu werden.«
    Cee sprach aus der Dunkelheit. »Ist die Hölle ein Abenteuer, verglichen mit dem Himmel? Ich bin im Abgrund der Hölle gewesen, danke. Ich hege nicht den Wunsch, noch einmal um eines Abenteuers willen dort hinabzusteigen.« Sein Ton verhöhnte das Wort ›Abenteuer‹. »Dein Garten – das hört sich für mich einfach schön an.«
    Er stieß einen langen Seufzer aus. Eine Pause trat ein. Dann sagte er: »Aber warte mal einen Moment. Ich habe den Eindruck, dass diese Sache mit den gegenseitigen D.S. außerhalb von Bruderschaftskommunen irgendwie verheirateten Paaren ähnelt – ist bei all dem Sex dabei?«
    »Nun …«, sagte Ethan. »Nein, nicht notwendigerweise. D.S.-Arrangements können von Brüdern, Cousins, Vätern, Großvätern eingegangen werden – von jedem, der qualifiziert und willens ist, sich wie ein Vater zu verhalten. Gemeinsame Elternschaft von Liebhabern ist nur die allgemeinste Variante. Aber du bist hier schließlich auf Athos für den Rest deines Lebens. Ich dachte mir, dass du vielleicht im Laufe der Zeit dich an unsere Lebensweise gewöhnen könntest. Nicht, dass ich dich drängen möchte oder so, aber wenn du entdeckst, dass du dich an die Idee gewöhnst, dann könntest du es mich wissen lassen …« Ethan verstummte.
    »Bei Gott dem Vater«, Cees Stimme klang amüsiert und beruhigt. Und hatte Ethan wirklich gefürchtet, er würde den Telepathen überraschen? »Das könnte ich wohl.«
     
    Ethan hielt vor dem Badezimmerspiegel an, bevor er das Licht ausschaltete, und studierte sein Gesicht. Er dachte an Elli Quinn und EQ-1. In einer Frau sah man nicht Diagramme und Graphen und Zahlen, sondern die Gene seiner eigenen Kinder, personifiziert und zu Fleisch geworden. Also warf jede Eierstockkultur, die es auf Athos gab, über diesen Planeten den Schatten einer Frau,
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