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Eternally - Cach, L: Eternally

Eternally - Cach, L: Eternally

Titel: Eternally - Cach, L: Eternally
Autoren: Lisa Cach
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und Leute erschreckte, die in der Vergangenheit gelebt hatten. Ihre sogenannten Kreischer waren Menschen, die nachts flüchtig eine dunkle Gestalt sahen, einen huschenden Schatten, da, wo alles still sein sollte.
    Ihr Geist wanderte durch die Zeit, während sie schlief. Nun erkannte sie es: Jeder Traum, den sie je gehabt hatte, hatte in der Vergangenheit des Ortes stattgefunden, an dem sie lebte. In Oregon hatte sie von dem Siedler-Mädchen Emily geträumt und als Geist hinter ihr auf dem Pferd gesessen. Sie war das Umpqua-Mädchen, von dem jahrhundertalte Legenden erzählten.
    Nicht ihre Mutter hatte sie besucht in der Nacht, bevor sie Oregon verließ, um nach Frankreich zu gehen. Sie war diejenige gewesen, die in der Zeit zurückgereist war, um ihre Mutter zu besuchen. Sie war diejenige gewesen, die ihrer eigenen Mutter gesagt hatte, dass sie sterben würde. Ihre Mutter hatte gesagt, sie sei nicht gut darin, ihre eigene Zukunft vorherzusehen.
    Das musste sie auch nicht. Caitlyn hatte es für sie getan.
    Caitlyn hatte die Vergangenheit nicht nur geträumt. Sie hatte sie besucht. Und wie die Frau in Schwarz hatte sie sie heimgesucht.
    Für die meisten Menschen, denen sie begegnet war, war sie unsichtbar geblieben, eine Art geistige Fliege an der Wand. Fast alle, die sie gesehen oder wahrgenommen hatten, hatten sich in Kreischer verwandelt, deren entsetzte Schreie Caitlyn durch die Zeit zurücktaumeln ließen in ihr eigenes Bett, wo sie schweißgebadet aufwachte und ihre eigenen Schreckensschreie ihr das Trommelfell zerrissen. Sie hatten sich gegenseitig halb zu Tode erschreckt.
    Ein paar waren anders gewesen. Emily, das reitende Siedler-Mädchen, hatte gewusst, dass Caitlyn mit ihr ritt, und das Geheimnis genossen.
    Raphael war echt gewesen. Ihre träumende Seele war durch die Zeit gereist und hatte ihn gefunden, als er über vierhundert Jahre zuvor im Château de la Fortune gelebt hatte.
    Sie wusste nicht, welchem Zweck ihr Zusammentreffen gedient hatte. Wenn Bianca sie zu Raphael gebracht hatte, musste der Grund der gewesen sein, dass sie ihm helfen konnte, den Schatz zu finden und Biancas Herz zu bewahren. Aber vielleicht war Caitlyn auch dafür bestimmt gewesen, Raphaels Leben ebenfalls zu retten.
    In diesem Punkt hatte sie Bianca jedoch enttäuscht.
    Caitlyn verstand jetzt: Bianca hatte aus einem einfachen Grund nicht gewollt, dass Raphaels Geist bei Caitlyn war. Sie verdiente ihn nicht. Bianca hatte die grausamste aller Strafen gewählt.
    Caitlyn würde ihr Leben leben, ohne Raphael jemals wiederzusehen.

Kapitel 31
    15. MAI, SECHS WOCHEN SPÄTER
    G eologie: mangelhaft. Geschichte: ungenügend«, las Madame Snowe angewidert vor und ging dabei wie ein Polizeibeamter vor Caitlyn hin und her. »Algebra: ungenügend. Französisch: ungenügend. Madame Tatou sagt, dass du nicht einmal ›Ich heiße Caitlyn‹ auf Französisch sagen kannst. Das einzige Fach, in dem du gut abgeschnitten hast, ist Kunst. Andererseits hat sich Monsieur Girard schon immer von düsteren Stimmungen beeindrucken lassen. Er hält sie fälschlicherweise für den Ausdruck einer künstlerischen Seele.«
    Caitlyn starrte auf die Hände in ihrem Schoß. Sie hörte Madame Snowe kaum durch die leere Schwärze ihres Kummers. Es war ihr egal, dass sie erneut im Büro der Schulleiterin stand und erneut in Schwierigkeiten war.
    Madame Snowe warf das Zeugnis auf ihren Tisch, verschränkte die Arme und blickte Caitlyn streng an. »Du hast abgenommen. Deine Freunde sagen, dass du kaum noch redest. Deine Lehrer sagen, dass du zwar so tust, als seist du eine Schülerin, dass aber in deinem Kopf niemand zu Hause ist. Und du schickst mir ein Traumtagebuch, in dem nur ›Ich bin tot‹ steht, ohne jede Erklärung.« Madame Snowe fasste Caitlyn am Kinn und zwang sie aufzublicken. »Erzähl mir eine überzeugende Geschichte, warum du mich enttäuscht hast, Caitlyn, oder pack deine Sachen. Ich setze dich in das erste Flugzeug zurück nach Oregon.«
    Caitlyn hatte auf diesen Moment gewartet, seit sie vor sechs Wochen ihren letzten Traum von Raphael gehabt hatte. Madame Snowes Drohungen berührten sie jedoch nicht. Alles, was sie zu wollen geglaubt hatte, hatte sich geändert, als sie sich in Raphael verliebt hatte. Alles, was ihr wichtig gewesen war, war verschwunden, als er gestorben war. Frankreich bedeutete ihr nichts mehr, jetzt, wo er nicht mehr da war.
    Caitlyn sah Madame Snowe an. »Ich bin ein Geist.«
    Madame Snowe ließ ihr Kinn los und setzte sich auf
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