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Eternally - Cach, L: Eternally

Eternally - Cach, L: Eternally

Titel: Eternally - Cach, L: Eternally
Autoren: Lisa Cach
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konnte. In dem Schlund jagten sich zwei Mauersegler. Ihre kreischenden Rufe hallten von den Felswänden wider. Die Sonne, die fast direkt darüber stand, beleuchtete einen großen, klaren, türkisblauen Teich am Grunde des gouffre . Seine Oberfläche war vom Wind unberührt, und Caitlyn konnte Steine und hineingefallene Äste sehen, und dunkle Schatten, die wahrscheinlich Eingänge zu Unterwasserhöhlen waren.
    Als sie das letzte Mal hier gewesen war, hatte sie sich durch das Unterholz einen Weg zur anderen Seite des gouffre gebahnt, von wo aus sie die Felswand unterhalb der Stelle sehen konnte, an der sie jetzt stand. Unten, nah am Rand des Wassers, überdacht von einem Felsüberhang, hatte sie flüchtig Kalksinter-Formationen gesehen, die aussahen wie Vorhänge und bis ins Wasser hinunterreichten. Sie mussten sich gebildet haben, lange bevor sich der gouffre mit Wasser gefüllt hatte.
    Caitlyn streckte wie ein Vogel die Arme nach beiden Seiten aus, schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken, um sich die warme Sonne ins Gesicht scheinen zu lassen. » Je suis au bord du gouffre «, sagte sie leise vor sich hin, auf etwas hoffend, von dem sie selbst nicht wusste, was es war. Ein Herzschlag. Ein Flüstern von Raphael. Das Gefühl, dass sie nicht allein war.
    Die Schreie der Mauersegler waren die einzige Antwort.
    Caitlyn ließ die Arme sinken und öffnete die Augen. Insgeheim hatte sie noch ein Fünkchen Hoffnung gehabt, dass Raphael noch hier war, dass er auf sie wartete, dass der Tod sie tatsächlich nicht auseinanderbringen konnte.
    » Adieu, mon cher «, sagte sie, und das Französisch kam ihr so leicht über die Lippen wie im Unterricht nie. » Jamais je ne t’oublierai .« Auf Wiedersehen, mein Liebster. Ich werde dich nie vergessen.
    Sie trat von dem Abgrund zurück.
    Ein großer junger Mann versperrte ihr den Weg zur Burg. Caitlyn machte erschrocken einen Schritt rückwärts.
    » Non! «, rief der blonde Mann und streckte seine Hände nach ihr aus, als wolle er sie festhalten.
    »Du bist Brigittes Bruder, oder?«, fragte Caitlyn beklommen auf Englisch. Zu wissen, wer er war – ein hirngeschädigter Mann, der ein selbstmordgefährdeter Drogenabhängiger gewesen war – , war nicht gerade beruhigend.
    Er blickte sie eindringlich an. » Je ne parle pas Anglais .«
    »Das macht nichts. Wir haben uns nichts zu sagen.« Sie wollte nur weg von hier. Sie lächelte und bedeutete ihm mit Gesten, den Weg freizumachen. »Also, lass mich vorbei.«
    Er trat zur Seite und starrte sie weiter an. Sie würde ganz dicht an ihm vorbeigehen müssen.
    Verdammt, warum hatte sie Naomis Angebot, sie zu begleiten, nicht angenommen?
    »Du bist hierhergekommen, um zu sehen, wo du deinen Unfall hattest, stimmt’s? Du kannst den Platz ganz für dich haben.« Caitlyn verließ den Aussichtsplatz, deutete einladend darauf und hoffte, er würde mit ihr tauschen. Zumindest würde sie dann einen Vorsprung haben, wenn sie zur Burg zurückrannte.
    Sein Blick flog zum gouffre , und er bewegte sich Richtung Aussichtspunkt. Beunruhigt von seiner Größe, versuchte Caitlyn, Abstand zu ihm zu halten. Er war knapp einsneunzig groß und durchtrainiert. Sie vermied es, ihm ins Gesicht zu schauen, weil sie befürchtete, dass Blickkontakt irgendetwas auslösen könnte. Stattdessen schaute sie auf seine Füße, die näher kamen, und näher. Noch einen Augenblick, und er würde an ihr vorbei sein …
    Er blieb direkt vor ihr stehen.
    Sie rang nach Luft und blickte auf in seine hellen blauen Augen, die einen leicht irren Ausdruck hatten. Sie drehte sich um, um davonzurennen.
    Seine Hand schoss nach vorn, packte sie am Arm und hielt sie fest. Sie schrie.
    »Caitlyn!«, rief er und schüttelte sie.
    Als sie ihren Namen hörte, schwieg sie einen Moment schockiert. Sie starrte ihn mit klopfendem Herzen an.
    »Caitlyn«, sagte er wieder, diesmal mit trauriger Stimme.
    »Was willst du?«, sagte sie flehend und zog an ihrem Arm.
    Er sank vor ihr auf die Knie und presste ihre Hand gegen seine Brust. »Raphael«, sagte er.
    Schockiert und gleich darauf verärgert, versuchte Caitlyn sich loszureißen. »Wer hat dir von ihm erzählt?«
    »Caitlyn«, sagte er wieder, und dann sprudelte ein Strom italienischer Wörter über seine Lippen.
    Die Wörter schwirrten um sie herum, eine ganze Weile unverständlich, aber dann begann ihr Verstand sie zu begreifen, und sie verstand sie so leicht, als wäre es ihre Muttersprache.
    »Ich habe so lange gewartet, um dich zu
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