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Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)

Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)

Titel: Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)
Autoren: Unknown
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zuhielt.
    Bidziil hatte sie mit diesem giftigen Gedanken infiziert, der sich nun unaufhaltsam in ihrem gesamten Körper ausbreitete und unbarmherzig ihre Erinnerungen und Gefühle zerfraß, bis Olivia Lenno zutiefst hasste.
    Die Hoffnung, die sie in ihn gesetzt hatte, verblasste endgültig.
    Damals auf der Schaukel, nach Tatjanas Tod hatte sich Olivia so einsam und verlassen gefühlt wie nie zuvor in ihrem Leben.
    Niemals hätte sie geglaubt, dass es für dieses Gefühl noch eine Steigerung gab.

Tochos Taima - Tochos Perle des Donners
    Olivias Gesicht schien, als wäre es aus weißem Marmor gemeißelt. Noch ahnte keiner, der sie sah, welch eine Feuersbrunst in ihr loderte.
    Einer von Bidziils Leuten hatte sie aus ihrem Verlies geholt und durch endlose Gänge und verschiedene, größere Gewölbehallen geführt. Wie in Tenya Nahele leuchteten auch hier kleine Öllämpchen, die die Wände und Decken zum Glitzern brachten. Die Pracht der Höhle wurde umso größer, je näher sie ihrem offensichtlichen Ziel kamen.
    Olivia wurde in einen Raum gebracht, in dessen Mitte eine Art Badewanne in den Boden eingelassen worden war. Daraus stieg der Dampf des heißen Wassers auf, das nach Magnolien duftete. Sklavinnen mit ausdruckslosen Mienen führten sie dort hinein, wuschen ihren Körper und ihre Haare. Danach wurde Olivia gekämmt und angezogen. Die Frauen versuchten, die Prellungen und Schürfwunden mit einer Art Make-up zu überdecken, denn Nukpana hasste bekanntlich Blutergüsse.
    Nur einmal bemerkte sie menschliche Regungen in ihren Gesichtern. Eine von ihnen wollte ihr das Haar hochstecken und nahm es im Nacken zu einem Zopf zusammen. Automatisch legte Olivia ihre Hand auf die Markierung. Gleich darauf spürte sie, wie die Sklavin sanft ihre Finger zur Seite schob, und hörte sie erschrocken einatmen. Direkt vor Olivia stand eine weitere, die ihre Arbeit unterbrach und überrascht aufschaute. Neugierig begutachtete sie das Zeichen im Nacken. Eigentlich war es unmöglich, dass einem markierten Mädchen diese Pein angetan wurde. Ohne lange nachzudenken, nahm Letztere einen weichen Stein und begann damit, Olivias Haut an der markierten Stelle grob zu malträtieren, offenbar in der Hoffnung, den Beweis für diese Ungeheuerlichkeit dadurch verschwinden lassen zu können. Erst als sich Olivias Augen vor Schmerz mit Tränen füllten, hielt sie inne und starrte sie ungläubig an. Diejenige, die bis dahin unbewegt hinter Olivia stand, berührte noch einmal kurz die Markierung, bevor die andere sie zügig mit der Paste in ihrer Hand überdeckte. Daraufhin beeilten sie sich, mit ihrer Arbeit fertig zu werden.
    Olivias geschundenen Körper bedeckten sie, so gut es ging, mit einem Stoff, der sich wie Seide anfühlte und ihre Haut umschmeichelte. Das nachtblaue Kleid hatte Ärmel, die so lang waren, dass diese ihr über die Hände reichten. Sein Saum umspielte beim Gehen leicht ihre Knöchel. Olivia fragte sich, ob dies das Letzte in ihrem Leben sein würde, das ihre Haut sanft berührte. Einen Augenblick lang war sie kurz davor, die Fassung zu verlieren, doch dann riss sie sich wieder zusammen.
    Auch wenn sie sich nach außen hin nichts anmerken ließ, kam sie fast um vor Angst bei dem Gedanken an das, was ihr bevorstand. Die Vorbereitungen für das Treffen mit Nukpana waren die Hölle und Olivia verlor fast den Verstand.
    Selbst in ihren schlimmsten Fantasien konnte sie sich nicht ausmalen, was mit ihr passieren würde. Dies lag außerhalb ihrer Vorstellungskraft. Das Schrecklichste daran war aber ihre Gewissheit, dass ihr etwas unsäglich Grauenvolles angetan werden würde. Wenn nicht von Nukpana selbst, dann spätestens danach von Bidziil. Nämlich zu dem Zeitpunkt, an dem sie sich ihren fatalen Irrtum eingestehen mussten und endlich erkannten, dass Olivia nicht diese Onida Kanti war.
    Dennoch ließ sie alles über sich ergehen. Ertrug es.
    Was hatte sie zu verlieren?
    Sie war davon überzeugt, dass Lenno sie verraten hatte, und ohne ihn würde sie ohnehin nie wieder einen Weg nach Hause in ihre Welt finden.
    Es gab nur eine Sache, derer Olivia sich sicher sein konnte und die sie selbst in der Hand hatte. In dieser schrecklich langen und einsamen Nacht hatte sie beschlossen, alles zu erdulden und zu erleiden, ohne dass ein einziges Wort über ihre Lippen kommen würde. Gesetzt den unwahrscheinlichen Fall, dass sie doch die Onida Kanti war, würde sie in dieser Welt auf ewig stumm bleiben und nichts tun, das Nukpanas Macht steigern
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