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Esswood House

Esswood House

Titel: Esswood House
Autoren: Peter Straub
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auf. Er sah, wie die dichten Haare auf seiner Brust, den Armen und dem Bauch sich kräuselten und in Flammen aufgehen wollten - Dutzende winziger Funken stoben in die Höhe und verglühten.
    Als er die Haupttreppe erreichte, sah er als allerletztes, bevor ihn die Kombination von Rauch und unerträglicher Hitze blendete, wie seine gesamte sichtbare Körperbehaarung schlagartig aschgrau wurde. Er lief mit der rechten Hand auf dem heißen, schmierigen Geländer weiter, während die Köpfe in ihren Kissenbezügen immer wieder gegen die Balustrade schlugen. Seine Haut fühlte sich wie verbrüht an, die Kissenbezüge machten den Eindruck, als würden sie jeden Moment in Flammen aufgehen. Er stieß mit der rechten Hand gegen den Endknauf des Handlaufs, und die Dinger in den Kissenbezügen knallten mit einem gedämpften Pochen gegen den Pfosten.
    Standish watete durch brühend heiße schwarze Suppe. Eine flache rote Fackel loderte auf seiner linken Seite empor. Als er den Durchgang mit den Wandbehängen erreichte, konnte er spüren, wie sich die dicken Gobelins wanden, als die Fasern darin schrumpften und austrockneten. Er rannte gegen die Tür, prallte zurück und packte den geschmolzenen Knauf mit einer in heißen Baumwollstoff gewickelten Hand.
    Kalte Luft wehte über ihn hinweg, als sie ins Haus eindrang. Standish stolperte blind und hustend auf die Terrasse hinaus. Er wankte drei oder vier Stufen hinunter, dann kippte er japsend und keuchend nach hinten und versuchte, Rauch aus seinem Körper zu vertreiben. Er landete hart auf der Kehrseite und konnte die Kissenbezüge nicht mehr festhalten. Sie glitten aus seinem Griff und polterten die Stufen hinunter. Standish kam sich vor, als hätte jemand einen Flammenwerfer auf ihn gerichtet - sein ganzer Oberkörper schien eine einzige riesengroße Brandblase zu sein. Rauch quoll aus dem Stoff seiner Hose, Rauch quoll aus seinen Schuhen. Selbst in der Dunkelheit konnte man den hellen, unirdischen Rosaton seiner Haut nicht übersehen. Er stand auf. Unten, am Ende der Marmortreppe, qualmten die Kissenbezüge wie Petroleumlampen. Seine Beine trugen ihn die Stufen hinunter, er hinkte zu dem einen Kissenbezug, hob ihn auf, hinkte zum anderen und hob ihn ebenfalls hoch. Der Zyklon wühlte die Luft hinter ihm auf. Er schaute zum Himmel empor und sah, daß der lange, unvollständige Satz halb von brodelndem Rauch verdeckt wurde.
    Die Bowlingkugeln versuchten, ihm die Zipfel der Kissenbezüge aus den Händen zu reißen, als er über den Schotter stapfte. Nach einigen wenigen Schritten blieb er stehen und schaute zurück. Flammen leckten über das Dach der rechten Hälfte des Hauses, Flammen loderten hinter den Fenstern des ersten und zweiten Stocks. Farbloser Rauch, den man lediglich als etwas Undurchdringliches wahrnehmen konnte, bauschte sich an den Kanten der Fenster und zwischen Rissen im Verputz.
    Die Einfahrt führte weiter um die linke Seite von Esswood herum; Standish trug seine schweren Trophäen zu diesem unerforschten Gebiet. Etwas in dem Haus hauchte sein Leben aus, ein donnerndes Krachen ließ einen Funkenregen und winzige Glutstücke in die Luft aufsteigen. Standish trottete weiter durch brennende Trümmer von Esswood, die den Boden übersäten. Er war zu müde, um nachzusehen, was passiert war.
    Hinter der linken Seite des Hauses, auf der anderen Seite der Einfahrt, stand ein langes, niedriges Gebäude, einst ein Stall, inzwischen in mehrere Segmente unterteilt, von denen jedes eine große Doppeltür mit eingelassenen Fenstern besaß. Standish schleppte sich und seine tropfenden Bowlingkugeln zu dem Gebäude und sah durch das erste Fenster in leere Dunkelheit.
    Durch das zweite Fenster sah er einen alten Sattel und Zaumzeug an der Rückwand hängen.
    Im dritten Fenster loderte gespiegeltes Feuer durch das Dach von Esswood.
    Als Standish durch das vierte Fenster schaute, sah er das Heck eines türkisfarbenen Ford Escort. Er zog mit seinen geschwollenen Fingern eine der Doppeltüren auf und trug dann die schweren Kissenbezüge in den Innenraum. Kaum stand er neben dem Auto, fiel ihm ein, daß er die Schlüssel nicht hatte, die sich vermutlich in diesem Augenblick in der Tasche einer verkohlenden Jeans im zweiten Stock des Ostflügel befanden. Ein Film bildete sich über seinen Augen, und seine Knie gaben nach, aber er blieb aufrecht, indem er sich an der Seite des Escort abstützte. Als er sicher war, daß er stehen konnte, trat er zurück und machte die Tür auf. Er brach
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