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Esper in Aktion

Esper in Aktion

Titel: Esper in Aktion
Autoren: Dan Morgan
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Kreuzungsverkehr widmete.
    Viktor genoß die Ruhe. Flüchtig dachte er an seinen Körper, der auf irgendeinem Dorffriedhof verrottete. Eine nutzlose Hülle, der er nicht nachtrauerte. Er hatte sich nur mit Hilfe seiner Psi-Kräfte am Leben halten können. Und selbst das war im Laufe der Zeit immer schwerer geworden: Wichtige Drüsen setzten aus; Herz, Nieren und Lungen funktionierten unregelmäßig und bedurften einer ständigen Überwachung …
    Mehr als fünfundzwanzig Jahre hatte er in diesem Wrack von einem Körper zugebracht, und es war eine höllische Zeit gewesen. So hatte er sofort seine Einwilligung gegeben, als Richard Havenlake seinem Psi-Bewußtsein einen Platz in seinem Gehirn anbot. Der Preis, ein gewisser Verlust der Unabhängigkeit, war ihm gering erschienen.
    Für Richard bedeutete die Symbiose die einzige Möglichkeit, die Esperfähigkeiten zu erlangen, nach denen er sich so sehnte. Den Grund für diese Sehnsucht hatte Viktor leider zu spät erkannt: Richard war einzig und allein von dem Gedanken besessen, mit Hilfe von Psi-Kräften die Neurose seiner Frau Annette zu heilen.
    Viktors Enttäuschung war um so größer, da er damit gerechnet hatte, ein weltweites Psi-Netz aufzubauen. Nun stellte sich heraus, daß er viel zu stark auf die Gesundheit seines »Wirtes« Rücksicht nehmen mußte. Eine längere Anwendung der Psi-Kräfte griff die Energievorräte des Körper/Gehirn-Komplexes empfindlich an. Eine Überanstrengung konnte den Tod für Havenlake und seinen Symbiosepartner bringen.
    Viktor war ernüchtert. Er sah nun die Symbiose, von der er sich so viel versprochen hatte, lediglich als die Umquartierung von einem Gefängnis in ein anderes – eine Vorstellung, die ihm sehr mißfiel. Und doch konnte er im Augenblick nichts daran ändern. Vielleicht kam das Ende auf eine andere Weise. Wenn Richard weiterhin darauf beharrte, in die tieferen Bewußtseinsschichten von Annette einzudringen, dann fanden sie vermutlich beide den Tod.

 
3
     
    Annette atmete jetzt tiefer und gleichmäßiger. Havenlake saß neben ihrem Bett und beobachtete, wie sich die harten Linien um ihren Mund allmählich glätteten. Im Schlaf erinnerte sie ihn wieder an das zierliche Mädchen mit den strahlenden Augen, das er geheiratet hatte. Vielleicht gelang es ihm doch noch, herauszufinden, was mit diesem Mädchen geschehen war. Denn es mußte einen Grund für die Trunksucht geben, die Annettes – und sein – Leben ruinierte.
    Nach ihrem Weggang von Portfield hatte es eine Zeitlang so ausgesehen, als könnte Annette sich von der düsteren Verzweiflung befreien, die sie gefangenhielt. Sie waren nach Spanien gefahren, und hier, während ihres langen gemeinsamen Urlaubs, hatte Annette wieder lächeln gelernt. Die Rückkehr nach England, das Hertfordshire-Haus inmitten der freundlichen Waldlandschaft – das alles war ihm wie ein Neubeginn vorgekommen. Er hegte wieder Hoffnung für die Zukunft. Seine Entscheidung, die Espergruppe zu verlassen, schien sich als richtig zu bestätigen. Er hatte eine neue Stelle als Psychologie-Dozent an der Universität von London.
    Wenn er auch ein wenig Sehnsucht nach der Forschungsarbeit verspürte und des öfteren an Peter Moray und Becky Schofield in Alsdale dachte, so füllte ihn der Lehrberuf doch voll aus.
    Er bedauerte lediglich, daß er einen Großteil seines Wissens nicht an die Studenten weitergeben konnte. Man konnte auf die Existenz der Psi-Kräfte hindeuten und die jungen, aufgeschlossenen Leute zur Diskussion anregen; aber eine Enthüllung der Wahrheit hätte in diesem Stadium unweigerlich zur Katastrophe geführt. Er wäre zum Exzentriker und Verrückten gestempelt worden; oder er hätte – falls man ihm Glauben schenkte – die Espergruppe gefährdet. Denn die Gesellschaft war noch nicht bereit, Telepathen unter sich zu dulden.
    Die Geborgenheit des neuen Lebens dauerte nicht lange. Nach wenigen Monaten brach Annettes Psychose wieder aus. Eines Abends fand er sie bei seiner Heimkehr lallend und mit starrem Blick vor; sie roch nach Whisky. Von da an nahm alles seinen gewohnten Lauf. Abwechselnd schrie sie ihm ihren Haß entgegen und bettelte schluchzend um seine Nachsicht.
    Annette selbst besaß kein Psi-Potential, aber er hoffte, daß er einen Ausläufer seines Bewußtseins in die tieferen Schichten ihres Seins vortreiben konnte, wenn sie unter dem Einfluß von Beruhigungsmitteln stand. Vielleicht gelang es ihm, einen Teil des gefährlichen Druckes freizumachen, der ihre Psychose
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