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Esper in Aktion

Esper in Aktion

Titel: Esper in Aktion
Autoren: Dan Morgan
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verursachte.
    Als Havenlake seine Psi-Kräfte für den ersten Versuch sammelte, spürte er Viktors Gedanken.
    Glaub mir, Richard, so etwas läßt sich nicht erzwingen!
    Wenn du mir nicht helfen willst, dann misch dich auch nicht ein!
    Ist dir klar, daß du bis in die dritte Schicht vordringen mußt, um Aussicht auf Erfolg zu haben?
    Laß mich in Ruhe, verdammt nochmal!
    Die Einteilung des Bewußtseins in vier »Schichten« stellte eine grobe Vereinfachung dar, aber irgendwie mußte man ein Arbeitsmodell für ein Phänomen schaffen, das gleichzeitig in mehreren physikalisch nicht faßbaren Dimensionen existierte. Die erste Schicht, normalerweise zur Kommunikation zwischen psi-begabten Menschen benutzt, enthielt nur die Oberflächengedanken. Und obgleich Havenlake und Viktor ein Gehirn teilten, verständigten sie sich doch auf dieser Ebene. Sie respektierten die Schranken der Persönlichkeit.
    Die zweite Schicht enthielt die bewußten, logischen Denkprozesse: eine Verständigung auf dieser Ebene war tiefer, konnte aber nur von Personen erreicht werden, die genau aufeinander abgestimmt waren wie beispielsweise die Dobie-Zwillinge. Die dritte Schicht entsprach dem altmodischen Ausdruck »Unterbewußtsein«. Hier brodelten die Energien, welche die Persönlichkeit des einzelnen hervorrief, und wirkten auf das »Rohmaterial« des Geistes ein. Manchmal schleuderten sie Teile davon wie Magmabrocken in die höheren Schichten, sehr zum Schaden der Gedankenprozesse, die sich dort abspielten. Es war gefährlich, in diese Tiefe vorzudringen. Wenn das Bewußtsein des Suchenden in den Strudel der zusammenhanglosen Gedanken gezogen wurde, riskierte er den Wahnsinn. Andererseits behauptete Peter Moray, daß eine starke Persönlichkeit den Angriff überstehen und sogar den überschüssigen Druck dieser Bewußtseinsschicht nach außen ablenken konnte. Darauf hatte Viktor sich bezogen, als er von Psi-Therapie sprach.
    Die vierte Stufe ließ sich nur erreichen, wenn man die Hölle des Unterbewußtseins durchquert hatte. Sie bildete den Grundkern der Persönlichkeit. Die Erfahrungen der Dobies deuteten darauf hin, daß dieser Kern von Natur aus mit einer Art kosmischem Bewußtsein in Verbindung stand, mit jenem Reservoir, das die Zwillinge als »Mondteich« bezeichnet hatten. Wenn die dritte Schicht mit ihren zerstörerischen Elementen überhaupt eine logische Funktion besaß, so wirkte sie vermutlich als Barriere gegen das Eindringen in diese letzte Zufluchtsstätte der Persönlichkeit. Es schien jedenfalls festzustehen, daß unter normalen Bedingungen kein Mensch Kontakt zur vierten Schicht aufnehmen konnte. Die Dobies glaubten, daß dieser Bewußtseinskern nach dem Tod wieder mit dem Mondteich, dem kosmischen Wissen, verschmolz.
    Havenlake spürte, daß ihn diese metaphysischen Überlegungen nur aufhielten. Er sammelte seine Psi-Kräfte und drang vorsichtig in die oberste Schicht von Annettes Bewußtsein ein. Da sie schlief, war es in dieser Region verhältnismäßig ruhig. Gelegentlich tauchten Sätze auf, einzelne Worte, verschwommene Bilder, aber sie waren nichts als gedämpfte Echos von anderen Schichten.
    Annette bot keinen Widerstand, als er tiefer forschte. Allmählich wurden ihre Gedanken und Vorstellungen deutlicher. Bruchstücke von Gesprächen tauchten auf, Erinnerungen an bestimmte Situationen. Durch die Linse von Annettes Empfindungen sah er sich selbst. Er hatte sich nie für einen Adonis gehalten, aber das brutale, häßliche Bild, das Annette von ihm zeichnete, ließ ihn zusammenzucken.
    Havenlake ging noch einen Schritt weiter. Er stieß auf Gedankenketten, die von Hilflosigkeit überlagert und zerstört wurden. Die Bilder lösten sich von jeder Logik und nahmen groteske Phantasieformen an.
    Aus diesem Gewirr hoben sich einzelne Szenen mit übertriebener Deutlichkeit ab. Da war eine Vision des Hauses: eine Front wie bei einem Modell völlig offen, so daß man die Räume im Innern erkennen konnte – und in jedem Zimmer eine winzige Annette. In der Küche kniete sie vor dem spielzeughaft kleinen Backrohr und atmete Gas ein; im Bad lag sie inmitten einer Blutlache, ein Rasiermesser in der schlaffen Hand; im Speicher baumelte sie mit vorquellenden Augen an einem Strick.
    Entsetzt wandte sich Havenlake ab. Die Phantasien entstanden durch den Einbruch des Unterbewußtseins in die logischen Denkvorgänge der zweiten Schicht, und vermutlich waren sie nur Vorboten dessen, was ihn noch erwartete. Der Instinkt riet ihm zur
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