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Esper in Aktion

Esper in Aktion

Titel: Esper in Aktion
Autoren: Dan Morgan
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mich nicht einweihen?« schlug er vor.
    »Nein, Richard – bitte, frag mich nicht!« Becky konnte ihm nicht in die Augen sehen.
    »Viktor kann ich unter den gegenwärtigen Umständen kaum fragen«, meinte er bitter.
    »Richard, es war unüberlegt von mir«, sagte Moray. »Wir sprechen später einmal über die Sache.«
    Havenlake stand auf. Er strich mit den Fingern über die Pfeife. »Schon gut, ich will euch nicht drängen. Aber auch mir ist klar, daß Glover nur von einer Seite die Informationen über Alsdale bekommen konnte.« Er wandte sich ab.
    »Richard …« Becky hatte ihm die Hand auf den Arm gelegt.
    »Nein, Becky«, sagte er, ohne sie anzusehen. »Niemand von uns kann ungeschehen machen, was sich in der Vergangenheit ereignet hat. Und niemand von uns kann eine Tote verurteilen. Was Glover betrifft, so müßt ihr allein entscheiden. Ich gehöre nicht mehr hierher. Nächste Woche kehre ich nach London zurück.«
    Er ging zur Tür. Becky und Peter Moray schwiegen bestürzt.
    Havenlake wußte, daß die Entscheidung nötig gewesen war. Nun, da er sie endlich getroffen hatte, fühlte er sich fast erleichtert.

 
24
     
    Glover hatte sich wie ein kleines Kind zusammengerollt und die Bettdecke über sich gezogen. Er klammerte sich an die Ohnmacht, an das Vergessen. Aber die Erinnerungen zwängten sich unerbittlich zwischen die wohltuende Dunkelheit.
    Nach einiger Zeit gab Glover auf. Er drehte sich um und starrte die kahle Zimmerdecke an.
    Er zuckte zusammen, als er ein leises Klopfen von der Tür hörte. Sollte das grausame Spiel noch einmal von vorne beginnen? Er richtete sich halb auf. Seine Finger bohrten sich in die Bettdecke. Er unterdrückte ein Zähneklappern.
    Becky Schofield trat ins Zimmer und schloß ruhig die Tür hinter sich. Sie strahlte Weiblichkeit aus, als sie mit harmonischen, weichen Bewegungen näherkam. Glovers Angst ließ nach. Seine Gedanken wandten sich einem anderen Thema zu. Er mußte eine Frau haben, wenn er die Beziehung zu der Welt der Tatsachen nicht ganz verlieren wollte. Und diese herbe Wissenschaftlerin …
    »Mein Gott! Was für ein Tier sind Sie!« Ihre Züge waren hart geworden. »Haben Sie wirklich geglaubt, daß ich deswegen herkam?«
    Ihre Worte klangen schneidend. Das angenehme Kribbeln, das ihn mit einem Mal erfaßt hatte, war wieder vorbei.
    Er sah sie wütend an. »Was wollen Sie?«
    »Sie armes, verkrüppeltes Ding!« Glover erkannte Mitleid in ihren dunklen Augen.
    »Wovon zum Teufel reden Sie eigentlich?«
    Sie setzte sich auf die Bettkante, etwa einen Meter von ihm entfernt. »Wenn man Ihre Gedanken auffängt, dann ist das, als hätte man einen Leonardo vor sich, der sein ganzes Talent dazu verschwendet, pornographische Zeichnungen an die Wand zu schmieren.«
    »Sparen Sie sich Ihr Mitleid, blöde Gans!« Er versuchte sie an sich zu reißen.
    Sie stieß einen kleinen Schrei aus und schlug ihm mit dem Handrücken ins Gesicht. Er ließ sie los. Seine Oberlippe blutete.
    »Sie hätten mir helfen können, anstatt diesem kleinen Bastard freie Hand zu lassen«, sagte er schließlich.
    »Was Toby da machte, war nötig«, entgegnete sie.
    »Weshalb? Um mich zu demütigen? Um zu beweisen, daß ihr stärker seid als ich?«
    »Nein – um Sie daran zu hindern, Havenlake umzubringen.«
    »Havenlake? Welchen Grund hätte ich, ihn zu töten?«
    »Sie fühlen sich ihm gegenüber schuldig.«
    »Ich hatte nichts mit Annette Havenlakes Tod zu tun«, fuhr Glover auf.
    »Schon die Tatsache, daß Sie darauf zu sprechen kommen, ist ein Beweis für Ihre Schuldgefühle.«
    »Havenlake weiß …?« Wieder schnürte ihm die Angst die Kehle zu.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein – er ist der einzige, der keine Ahnung von den Vorgängen hat.«
    »Aber er hätte doch auch meine Gedanken durchforschen können?«
    »Nein, zu Ihrem Glück besitzt Richard Havenlake keine Psi-Kräfte mehr.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Richards Esperfähigkeiten hingen völlig von Viktor, seinem Symbiosepartner, ab«, erklärte Becky. »Richard war ein Psi-Krüppel, und Viktor besaß einen verkrüppelten Körper, der seine Funktionen nicht mehr erfüllte. Damals schien die Lösung auf der Hand zu liegen; Richard bot Viktor ein paar Millionen seiner Gehirnzellen als Zufluchtsort an – und dafür erhielt er die Psi-Kräfte, nach denen er sich so sehnte.«
    Glover hatte ihr mit gerunzelter Stirn zugehört. »Zwei Persönlichkeiten in einem Gehirn?«
    »Das ist in der Geschichte der Psychopathologie gar
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