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Esper in Aktion

Esper in Aktion

Titel: Esper in Aktion
Autoren: Dan Morgan
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Ellbogen ab und zielte auf Tobys schmale Brust.
    Aber er drückte nicht ab. Eine unsichtbare Kraft drehte das Handgelenk, hob seinen Arm … Die Mündung der Pistole deutete gegen seine eigene Stirn. Er starrte in das runde schwarze Loch. Eine winzige Bewegung genügte, und aus der Schwärze kam der Tod.
    Eine kleine Ewigkeit stand er so da. Sein Körper war schweißbedeckt; er konnte seine eigene Furcht riechen.
    »Jetzt reicht es, Toby!« Becky Schofields Stimme klang wie von weit weg. Sie drang kaum in diesen Alptraum ein.
    Toby gehorchte. Einen Moment lang spürte Glover, wie die Starrheit aus seinen Gliedern wich – dann verlor er das Bewußtsein.

 
23
     
    »Damit beschwörst du selbst das Unheil herauf!« Peter Morays Züge waren bleich vor Ärger.
    »Unsinn!« widersprach Becky Schofield hartnäckig. »Sowohl von unserem als auch von seinem Standpunkt gesehen, ist es die einzige Möglichkeit.«
    »Setzt euch!« warf Richard Havenlake ein. »Wir müssen diese Sache in aller Ruhe besprechen.«
    Nicht zum erstenmal mußte er zwischen der idealistischen Schwärmerei von Becky und den nüchternen Ansichten von Peter vermitteln.
    Moray. wirbelte herum. »Sie erinnert mich an diese Verrückten, die alles tun, um wilde Tiere aus ihren Käfigen zu befreien, und sich dann wundern, wenn sie selbst zerfleischt werden.«
    »Glover ist kein wildes Tier«, erklärte Becky scharf.
    »Groß scheint mir der Unterschied nicht zu sein«, sagte Moray. »Welchen Eindruck hast du von ihm, Richard?«
    Havenlake zuckte mit den Schultern. »Ich muß zugeben, daß er mir bereits bei dem Interview widerwärtig war. Aber über seinen Charakter weiß ich eigentlich nichts.«
    »Eben«, sagte Moray. »Bevor wir Beckys Vorschlag annehmen, sollten wir uns intensiver mit ihm beschäftigen.«
    »Aber dazu haben wir keine Zeit«, entgegnete Becky.
    »Unsere Ausgangsposition wäre besser gewesen, wenn Toby es sich nicht in den Kopf gesetzt hätte, eine Schau abzuziehen …«
    »Einem von uns hat diese Schau zumindest das Leben gerettet«, wandte Havenlake nüchtern ein.
    »Möglich – aber es gab andere Wege, diese Situation zu meistern«, sagte Becky. »Nun ist Glover natürlich voll von Vorurteilen. Er glaubt, wir hätten ihm den Kampf angesagt. Sobald er sein Bewußtsein wiedererlangt, wird er nach London rasen und seine Story veröffentlichen. Er weiß, daß er uns damit vernichten kann.«
    »Daran muß man ihn eben hindern«, erklärte Moray.
    »Wie denn? Möchtest du ihn hier ewig gefangenhalten – oder gar umbringen?« fragte Becky.
    »Natürlich nicht!« Morays Miene verriet Entsetzen. »Aber es muß ein Mittel geben.«
    »Jeglicher Zwang stünde im Widerspruch zu unseren Prinzipien.« Becky blieb hart. »Es ist unsere moralische Pflicht, ihm Einblick in unsere Arbeit zu geben, und das kann nur geschehen, wenn wir sein Psi-Potential entwickeln.«
    »Damit erhöhst du die Gefahr, die von ihm ausgeht«, sagte Moray.
    »Ich begreife deinen Einwand nicht«, konterte Becky. »Für mich steht fest, daß er – schon im eigenen Interesse – für die Erhaltung unserer Gemeinschaft kämpfen wird, sobald er das Wesen seiner Psi-Kräfte versteht.«
    »Immer vorausgesetzt, daß er deine Moralbegriffe teilt«, wandte Havenlake ruhig ein. Er kannte Beckys unbeugsamen Idealismus, wenn es um Probleme der Esper-Entwicklung ging; theoretisch hatte sie natürlich recht, aber die Praxis gab manchmal zu Zweifeln Anlaß.
    Peter Moray sprach aus, was Havenlake nur angedeutet hatte. »Genau! Wenn er eine Gefahr für uns darstellt, dann wird diese Gefahr durch die bewußte Anwendung von Psi-Kräften noch größer.«
    Havenlake sah Beckys Enttäuschung und milderte ab: »Ich kann mir vorstellen, daß ein Esper mit voll entwickelten Fähigkeiten durch und durch moralisch denkt und handelt. Die Schwierigkeit liegt in den Worten ›voll entwickelt‹. Bisher haben wir niemanden getroffen, der dieser Beschreibung entsprach. Vielleicht dauert es noch Generationen, bis sich ein Mensch findet – vielleicht wird er nie existieren. Glover jedenfalls scheint nicht der Mann zu sein …«
    »Keinesfalls – nach allem, was uns Viktor berichtete …« Peter Moray lief rot an, als er Becky Schofields warnenden Blick sah.
    »Das gehört jetzt nicht zum Thema«, sagte sie scharf.
    Havenlake sah von einem zum anderen. Er wußte, daß er im Augenblick von ihrer Unterhaltung ausgeschlossen war, daß sie die Sprache benutzten, zu der er keinen Zugang mehr hatte.
    »Wollt ihr
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