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Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte

Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte

Titel: Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte
Autoren: Ljudmila Petruschewskaja
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Das war natürlich ein Scherz.«
    Sie stiegen alle drei auf einem Platz aus, auf dem verstreut noch offensichtlich unbewohnte Häuser standen, die wie neu aussahen.
    Jedenfalls war kein Licht zu sehen.
    Nur die Laternen brannten und beleuchteten die dunklen, toten Fenster.
    Das Mädchen ging, immer noch auf etwas hoffend, bis zum allerletzten Haus und blieb stehen.
    Ihre Begleiter blieben ebenfalls stehen.
    Â»Ist es hier?«, fragte der lachende Fahrer.
    Â»Vielleicht«, entgegnete scherzhaft das Mädchen und erstarrte vor Verlegenheit: Spätestens jetzt würden sie merken, dass sie alles vergessen hatte.
    Sie gingen ins Haus und stiegen die dunkle Treppe hoch.
    Zum Glück leuchteten die Laternen ins Fenster, sodass man die Stufen sehen konnte.
    Im Treppenhaus war es totenstill.
    Als sie irgendein Stockwerk erreicht hatten, holte das Mädchen vor der erstbesten Tür den Schlüssel aus der Manteltasche, und zu ihrer Verwunderung ließ er sich ganz leicht im Schloss drehen.
    Der Flur war leer, sie gingen weiter, das erste Zimmer war ebenfalls leer, aber im zweiten lag ganz hinten in der Ecke ein Haufen mit merkwürdigem Krempel.
    Â»Sie sehen selbst, ich habe kein Geld, nehmen Sie die Sachen«, sagte das Mädchen, an die Gäste gewandt.
    Dabei sah sie, dass der Fahrer noch immer übers ganze Gesicht grinste und der Mann mit der Kapuze immer noch sein abgewandtes Gesicht versteckte.
    Â»Und was sind das für Sachen?«, fragte der Fahrer.
    Â»Meine, ich brauche sie nicht mehr«, antwortete das Mädchen.
    Â»Meinst du?«, fragte der Fahrer.
    Â»Bestimmt nicht«, sagte das Mädchen.
    Â»Na gut«, entgegnete der Fahrer und beugte sich über den Haufen.
    Mit dem anderen wühlte er darin herum, einiges davon steckten sie sogar in den Mund.
    Das Mädchen aber wich langsam in den Flur zurück.
    Â»Ich komme gleich wieder«, rief sie, als sie sah, dass die beiden die Köpfe hoben und ihr nachblickten.
    Im Flur ging sie auf Zehenspitzen mit großen Schritten zur Tür und trat ins Treppenhaus.
    Ihr Herz klopfte laut, es pochte in der trockenen Kehle.
    Das Mädchen rang nach Luft.
    Â»Was für ein Glück, dass mein Schlüssel in die erstbeste Wohnungstür gepasst hat«, dachte sie. »Niemand hat gemerkt, dass ich mich an nichts mehr erinnern kann.«
    Sie ging ein Stockwerk tiefer und vernahm oben auf der Treppe schnelle Schritte.
    Da kam sie auf die Idee, den Schlüssel noch einmal zu benutzen.
    Und merkwürdig, wieder ging das Schloss auf, das sie probierte, das Mädchen schlüpfte in die Wohnung und schlug die Tür hinter sich zu.
    Es war dunkel und still.
    Niemand verfolgte sie, niemand klopfte, vielleicht waren die unbekannten Männer schon die Treppe hinuntergegangen, hatten die Sachen mitgenommen und ließen sie nun in Ruhe.
    Jetzt konnte sie endlich über ihre Lage nachdenken.
    In der Wohnung war es nicht sehr kalt, das war schon ein Plus.
    Endlich hatte sie eine Zuflucht gefunden, wenn auch nur vorübergehend, und sie konnte sich in irgendeine Ecke legen.
    Rücken und Nacken schmerzten vor Müdigkeit.
    Das Mädchen lief leise durch die Wohnung, in die Fenster schien grell das Licht der Straßenlaternen, die Zimmer waren absolut leer.
    Als sie jedoch durch die letzte Tür ging, fing ihr Herz laut zu klopfen an: In der Ecke lag ein Haufen fremder Sachen.
    In der gleichen Ecke wie ein Stockwerk höher.
    Das Mädchen blieb stehen und wartete, doch nichts geschah, da ging sie zu dem Haufen und setzte sich auf die Lumpen.
    Â»Mensch, bist du verrückt?«, schrie eine dumpfe Stimme, und sie merkte, dass sich die Kleider unter ihr wie lebendig bewegten, wie Schlangen.
    An der Seite kamen zwei Köpfe zum Vorschein und vier Arme, ihre beiden alten Bekannten wühlten sich eifrig durch den Haufen und kletterten schließlich heraus.
    Das Mädchen rannte ins Treppenhaus.
    Ihre Knie waren weich wie Watte.
    Hinter ihrem Rücken lief jemand durch die Wohnung.
    Da sah sie einen Lichtschein unter der nächsten Tür.
    Wieder öffnete das Mädchen mit ihrem Schlüssel ganz leicht die gegenüberliegende Wohnungstür.
    Vor ihr stand eine Frau auf der Schwelle, mit einem brennenden Streichholz in der Hand.
    Â»Retten Sie mich um Himmels willen«, flüsterte das Mädchen.
    Hinter ihrem Rücken war bereits ein leises Rascheln zu hören, so als krieche jemand über den
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