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Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte

Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte

Titel: Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte
Autoren: Ljudmila Petruschewskaja
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ging mit festen Schritten und trat nicht zur Seite, als ihr aus dem Wald zwei blutbefleckte Gestalten in Cowboyoutfits entgegenkamen.
    Aus irgendeinem Grund blieb die Frau am Leben, und auf der Wache erschien der Sohn des Richters, um sich selbst anzuzeigen, er habe soeben den Mönch umgebracht und sein Freund habe nichts damit zu tun, sagte er.
    Wie immer hörten sie ihm nicht zu, machten ein gelangweiltes Gesicht, wandten sich ab und gingen zurück in ihre Büros.
    Doch keiner wusste, dass zwischen der Frau und den beiden Mördern dort, auf dem Weg, ein Gespräch stattgefunden hatte.
    Der eine hatte sich ihr in den Weg gestellt und gefragt:
    Â»Wohin des Weges, junge Frau?«
    Â»Auf mich wartet der Mönch Trifon«, hatte die Frau erbleichend gesagt.
    Â»Der Mönch?«, fragten beide und warfen sich einen Blick zu.
    Â»Der Mönch Trifon, der immer um Almosen bettelt.«
    Â»Er wartet nicht auf dich«, widersprach der Erste spöttisch und berührte mit der Hand die Brust der Frau. Unter seinen Fingernägeln klebte verkrustetes Blut.
    Â»Doch, er wartet auf mich«, widersprach die Frau zurückweichend und nahm das kranke Kind von den Schultern. »Er wartet auf mich am Fluss auf dem oberen Weg unter der jungen Tanne. Er liegt auf dem Rücken mit einem Messer in der Brust – dort, wo der große Stein ist.«
    Â»Woher weißt du das?«, fragte der Erste dumpf.
    Â»Er hat gesagt, dass ihr beide, der Weiße und der Rote, ihn dort trefft … am Stein. Und dass er dort mit einem Messer in der Brust liegen wird.« Da erriet die Frau, was geschehen war, doch sie brachte das, was sie sagen wollte, mit fester Stimme zu Ende: »Ihr werdet ihn dort ermorden, hat Trifon gesagt, und das Messer in der Brust stecken lassen.«
    Â»Das hat er gesagt?«, fragte der Rote nervös lachend.
    Â»Ja! Und er hat mir befohlen, dreißig Tage lang bei ihm zu bleiben. Und zu beten. Dann wird mein Kind gesund sein.«
    Und sie stellte ihr Söhnchen auf, doch seine Beine knickten ein.
    Â»Lebt wohl«, sagte die Frau, hob das Kind auf die Schultern und ging weiter.
    Die beiden liefen, ohne einander anzusehen, in die Stadt.
    Und sie blieben in ihrer Aussage so beharrlich, dass die Ordnungshüter zwei Tage später zum oberen Weg fuhren, um Beweismaterial zu sammeln. Doch sie fanden nichts.
    Am großen Stein unter der jungen Tanne war nur ein Hügel aus trockener Erde, auf dem eine billige Kerze brannte.
    Drei Mönche sprachen dort ein Gebet, eine todbleiche Frau saß bei ihnen und drückte ihr Kind an sich, und daneben kochten in einer Blechbüchse Pilze über dem Feuer.
    Doch die beiden jungen Räuber blieben hartnäckig und forderten für sich die Todesstrafe, sie nannten den Ort und die Zeit der Tat und wiesen ihre Fingernägel vor, die vor Blut schwarz waren.
    Mehr noch, sie zählten weitere einhundertdreiundzwanzig Verbrechen auf und führten die Polizei zum Aufkäufer der Sachen, die sie gestohlen hatten, aber der Mann behauptete, er kenne die beiden nicht, obwohl er gern bereit sei, für alle eine Flasche selbst gemachten Wein aus dem Keller zu holen.
    Die Räuber wurden zum Teufel geschickt, und sie verschwanden aus der Stadt.
    Mord und Diebstahl hatten ein Ende.
    Einen Monat später kamen zwei Menschen in die Stadt – es war die Witwe, die am helllichten Tag durch die Straßen ging, und sie führte ihr Kind an der Hand. Es ging langsam neben ihr her, aber es war gesund und konnte gehen!
    Sie gingen durch die Stadt, und die Frauen, die ihnen entgegenkamen, wendeten ihnen wie Sonnenblumen den Kopf zu und blieben lange so stehen.
    Â»Der Junge kann gehen«, flüsterten sie.
    Im selben Augenblick erfuhren die Mütter, Ehefrauen und Töchter von Kranken (und davon gab es in der Stadt nicht wenige) von dem Wunder, das geschehen war, und alle klopften an das Häuschen der Witwe, und allen erzählte sie das Gleiche – sie habe einen Monat mit dem Kind am Grab des heiligen Trifon verbracht, zufällig habe sie das Hemdchen ihres Sohnes an die Tanne gehängt, und im nächsten Augenblick habe er stehen können.
    Einen Monat davor sei sie auf dem oberen Weg zum großen Stein gekommen und habe dort den auf dem Rücken liegenden sterbenden Mönch gefunden, mit einem Messer in der Brust (er hielt es mit der Hand fest). Er sei zu Bewusstsein gekommen und habe sie gesegnet, dann habe er sie gebeten, die
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