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Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte

Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte

Titel: Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte
Autoren: Ljudmila Petruschewskaja
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dem Mönch.
    Die Schatten der Ermordeten wanderten traurig und still umher – die kleinen Schatten der Kinder, die Schatten der Mädchen in Totenkleidern, mit kleinen Kränzen auf dem Kopf, und die gebeugten Schatten alter Menschen, von denen es viele gab.
    Ruhelos flogen die Schatten zweier blutüberströmter Männer vorbei – die waren offensichtlich noch nicht beerdigt worden.
    Die Räuber waren unzufrieden, ihre Gesichter voller Schwermut und Bosheit, denn nach Sonnenuntergang ging längst keiner mehr auf die Straße, und selbst wenn einer rausging, dann nur in Begleitung und mit Gewehren. Die Leute waren nicht dumm.
    Die Letzten, die der Weiße und der Rote erschlagen hatten, waren zwei Männer gewesen – ein junger Mann war mit einem Arzt zu seiner in den Wehen liegenden Frau gerannt, über diesen Fall hatte dann die ganze Gegend getuschelt – das Kind, das am nächsten Morgen auf die Welt kam, wurde vaterlos geboren.
    Das Unglück war, dass weder der Arzt noch sein Begleiter Geld bei sich hatten, und nun hatten die beiden Spitzbuben keine einzige Kopeke mehr.
    Sie saßen und tranken in der Kneipe. Noch brachte man ihnen eine volle Karaffe Wein.
    Sie wussten, dass die Leute nicht zulassen würden, dass sie am helllichten Tag die Zeche prellten, sie würden Krach schlagen, sie würden zusammenlaufen und die beiden möglicherweise verprügeln, ihnen alles Gold vom Hals und den Fingern reißen.
    Und ehe die Wächter der Ordnung sich herbequemt hätten, wäre alles schon vorbei.
    Die Anspannung in der Kneipe wuchs.
    Um den Barkeeper hatte sich bereits ein Grüppchen zusammengedrängt – der riesige Koch, der grobe Kellner, aus unerfindlichen Gründen mit einem Hackebeil in der Hand, und der Stadttrottel, ein borstiger vierschrötiger Klotz mit kleinen Äuglein, großen Fäusten und breitem Lachen.
    Die Leute dort mochten den Sohn des Richters nicht.
    Der Mönch trat zu den beiden finsteren Kneipengästen und setzte sich direkt neben sie.
    Er bestellte ein Glas Wein und sagte laut zum Kellner:
    Â»Kannst du mir auf einen Goldtaler rausgeben? Ich bin auf dem Weg ins Kloster, ich überbringe meinen Brüdern eine gute Nachricht: Ein Sünder hat uns einen Topf Gold vermacht!«
    Der Kellner war nicht dumm und wusste, dass Mönche allesamt Betrüger waren, angeblich waren sie arm, angeblich waren sie Bettler – aber da sah man ja, wie sie lebten! Wovon bloß, fragte sich.
    Der Kellner lachte schief und sagte:
    Â»Wechselgeld habe ich noch keins. Die Gäste zahlen nicht.«
    Â»Ich kann warten, Gott schütze dich«, antwortete der Alte sanft.
    Die beiden am Nachbartisch hatten das Gespräch mit angehört, vier Ohren wurden aufgesperrt, zehn Finger zur Faust geballt.
    Als der Mönch aufstand, ohne sein Weinglas angerührt zu haben, ging der Kellner ihm nicht nach, denn das taten schon die beiden, die gerade, ohne zu bezahlen, die Karaffe leer getrunken hatten.
    Im Vorbeigehen warfen sie dem Kellner zu:
    Â»Du kriegst das Doppelte, aber erst morgen.«
    Der Kellner zuckte mit den Schultern:
    Â»Ich bin doch kein Idiot. Lasst ein Pfand da, dann könnt ihr gehen.«
    Solange es hell war, begegneten Trifon Fußgänger, Fuhrwerke und Wagen. Er war eine recht bekannte Person in der Gegend, man grüßte ihn, und er segnete die Rücken der Vorübergehenden, aber keiner hatte Zeit, mit ihm über Gott zu palavern.
    Die ganze Stadt sah, wie der Mönch sich auf den Weg machte, und die ganze Stadt wusste, dass der Mönch Gold bei sich trug, und zwar nicht selbst verdientes, sondern fremdes. Und dass der Mönch getrunken hatte, dass er eine ganze Karaffe ausgetrunken hatte, ohne zu bezahlen, wussten ebenfalls alle.
    Und keiner rührte sich, als ihm die beiden Räuber frech und unverhohlen mit zehn Schritten Abstand folgten.
    Die beiden liefen ihm mit begreiflichem Ärger nach – der Kellner in der Kneipe hatte ihnen gerade, bewaffnet mit dem Beil zum Fleischhacken, eine Goldkette und eine Uhr abgenommen.
    Die ganze Stadt wusste, dass die beiden wieder in der Kneipe auftauchen würden, sobald es dunkel war.
    Der Mönch aber würde als Bettler ins Kloster zurückkehren, dazu noch gedemütigt und geschlagen, geschah ihm ganz recht.
    Aber alles kam anders.
    Früh am Morgen ging die Frau aus der Stadt, auf den Schultern das Kind, das krank war und nicht gehen konnte.
    Sie
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