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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman
Autoren: Stephen King
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werde Bill fragen. Er wird es wissen.
    »Also dann – grüß Bill und seine hübsche Frau von mir«, sagte Richie mit gespielter Fröhlichkeit.
    »Das werde ich, Richie«, sagte ich, und dann schloss ich die Augen und rieb mir die Stirn. Er hatte sich daran erinnert, dass Bills Frau in Derry war … aber er erinnerte sich offensichtlich nicht an ihren Namen und an das, was ihr zugestoßen war.
    »Und falls du jemals nach Los Angeles kommen solltest – du hast meine Nummer. Ruf mich an, dann treffen wir uns und quatschen gemütlich miteinander.«
    »Klar.« Ich spürte, dass in meinen Augen heiße Tränen brannten. »Das Gleiche gilt natürlich auch umgekehrt.«
    »Mikey?«
    »Ja?«
    »Ich liebe dich, Mann.«
    »Gleichfalls.«
    »Okay. Halt die Ohren steif.«
    »Piep-piep, Richie.«
    Er lachte. »Ja, ja, ja. Steck’s dir ins Ohr, Mike. Ins Ohr hab ich gesagt, Junge.«
    Er legte auf, und ich tat es ihm gleich. Dann ließ ich meinen Kopf in die Kissen sinken und lag lange Zeit mit geschlossenen Augen da.

7. Juni 1985
     
    Chief Andrew Rademacher, der das Amt Ende der Sechzigerjahre von Chief Borton übernommen hatte, ist tot. Es war ein bizarrer Unfall, und ich komme kaum umhin, ihn mit den Dingen in Verbindung zu bringen, die jüngst in Derry geschehen waren … geendet hatten.
    Das Gerichtsgebäude, in dem auch die Polizei untergebracht ist, steht am Rande des Stadtgebiets, das in den Kanal gestürzt ist, und obgleich es nicht eingebrochen ist, muss die Erschütterung – oder die Überschwemmung – am Gebäude schwere Schäden angerichtet haben, ohne dass jemand es bemerkt hatte.
    Rademacher arbeitete gestern – so steht es in der Zeitung – noch spätabends in seinem Büro, wie an jedem Abend seit dem Sturm und der Flut. Das Büro des Polizeichefs ist vor unzähligen Jahren von der zweiten in die vierte Etage umgezogen, gleich unter einen Dachboden, auf dem alle möglichen Unterlagen und nutzlos gewordenen Gegenstände der Stadt gelagert wurden. Einer dieser Gegenstände war der »Landstreicher-Stuhl«, von dem ich bereits geschrieben hatte. Er war aus Metall und wog über vierhundert Pfund. Aufgrund des undichten Dachs wurde der Dachboden bei dem Unwetter am 31. Mai überschwemmt, und dadurch soll der Fußboden des Dachgeschosses schwer gelitten haben (so steht es jedenfalls in der Zeitung). Auf alle Fälle brach der schwere »Landstreicher-Stuhl« durch den Fußboden und fiel direkt auf den am Schreibtisch sitzenden und Unfallberichte lesenden Rademacher. Er war auf der Stelle tot. Der diensthabende Polizeibeamte, Bruce Andeen, hörte den ohrenbetäubenden Krach, stürzte in Rademachers Büro und fand ihn. Er lag zwischen den Überresten seines zerschmetterten Schreibtisches, den Kugelschreiber noch in der Hand.
    Habe wieder mit Bill telefoniert. Audra nimmt ein bisschen feste Nahrung zu sich, aber sonst ist ihr Zustand nach wie vor unverändert. Ich fragte ihn, ob Eddie unter Asthma oder Migräne gelitten habe.
    »Asthma«, erwiderte er sofort. »Erinnerst du dich nicht mehr an sein Asthma-Spray?«
    »Doch«, sagte ich, und das stimmte auch – nachdem Bill es erwähnt hatte.
    »Mike?«
    »Ja?«
    »Wie hieß er mit Nachnamen?«
    Ich warf einen Blick auf mein Adressbuch auf dem Nachttisch, griff aber nicht danach. »Ich erinnere mich nicht so recht daran.«
    »Es war so was Ähnliches wie Kerkorian«, sagte Bill leicht verstört, »aber doch nicht ganz. Aber du hast alles schwarz auf weiß notiert, stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Gott sei Dank!«
    »Hast du irgendwelche Ideen in Bezug auf Audra?«
    »Eine«, sagte er, »aber sie ist derart verrückt, dass ich nicht darüber reden möchte.«
    »Sicher?«
    »Ja.«
    »Okay.«
    »Mike, es ist beängstigend, oder? Dieses Vergessen, meine ich.«
    »Ja«, sagte ich. Und das ist es tatsächlich.

8. Juni 1985
     
    Raytheon, eine Firma, die im Juli in Derry mit dem Bau einer Zweigniederlassung beginnen wollte, hat in letzter Minute beschlossen, stattdessen in Waterville zu bauen. Der Leitartikel auf Seite 1 der Derry News drückt seine Empörung darüber aus … aber zwischen den Zeilen glaube ich noch etwas zu lesen: Furcht.
    Ich glaube, ich weiß, was für eine Idee Bill umtreibt. Er wird rasch handeln müssen, ehe der letzte Funken Magie diesen Ort verlässt. Falls das nicht schon geschehen ist.
    Was ich vor einigen Tagen über das vermutete Verblassen meiner Aufzeichnungen schrieb, war weniger paranoid als gedacht. Die Namen und Adressen der anderen in meinem
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