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Es ist niemals vorbei

Es ist niemals vorbei

Titel: Es ist niemals vorbei
Autoren: Kate Pepper
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drängten sich die Mitarbeiter der Spurensicherung. Es schien, als wären sie mit ihrer Arbeit so gut wie fertig. An der Straße warteten schon zwei Rettungswagen, deren Hecktüren offen standen, und auf den Fahrzeugdächern rotierte Blaulicht. Wir hielten an. Mac schaute sich um, und sein Blick blieb am Fenster seines früheren Kinderzimmers hängen. Es lag gleich über der Garage. Ein Polizist in Uniform, der uns entdeckt hatte, kam mit gereizter Miene auf uns zugeeilt. Anscheinend hielt er uns für Gaffer.
    «Fahren Sie bitte weiter.»
    «Ich rede mit ihm», sagte ich zu Mac.
    «Nein. Dreh noch eine Runde.»
    Ich fuhr los. Im Rückspiegel sah ich den Polizisten, der am Zaun stand und immer kleiner wurde. Er schaute uns nach, schüttelte den Kopf und kehrte zum Haus zurück. Ich fuhr langsam auf einer Straße, die parallel zur Schnellstraße und der Hauptstraße verlief. Sie führte uns schließlich wieder zu Macs Elternhaus. Ich wusste nicht, was wir jetzt tun sollten, also fuhr ich einfach weiter, aber Mac bat mich, den Wagen anzuhalten.
    «Ich muss da hineingehen.» Er sah mich an. Seine blauen Augen schauten flehend.
    Ich stellte den Motor aus und nahm seine Hand. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass der Polizist von vorhin auftauchte, eindeutig in der Absicht, uns wieder zu verscheuchen.
    «Lass mich das klären.»
    Mac blieb im Wagen sitzen. Ich stieg aus und ging dem Officer entgegen. Er war kleiner als ich und hatte das blonde Haar zu einem ultrakurzen Bürstenschnitt geschoren. Auf seinem Namensschild stand
Renfrew
.
    «Ma’am, Sie können hier nicht –»
    «In dem Haus wohnen die Eltern meines Mannes.»
    Der Mann starrte mich an. Wahrscheinlich wusste er nicht, ob er mir glauben sollte. Oder er wollte mich korrigieren und sagen, dass sie hier gewohnt
hatten
. Dass ich die Vergangenheitsform benutzen musste, weil sie tot waren.
    «Wir waren selbst einmal Detectives. Früher, in New Jersey.» Ich streckte ihm meine Hand entgegen. Renfrew schien sich unbehaglich zu fühlen und zögerte, ehe er mir die Hand gab. «Karin Schaeffer», stellte ich mich vor. «Mein Mann ist Mac MacLeary.»
    Sein Blick blieb an meinem Gesicht hängen. Zu lange, wie ich fand. Meinem Ruf hing etwas Unangenehmes und Klebriges an. Dass ich bekannt war, verfolgte mich wie eine Krankheit, von der ich wünschte, dass sie endlich wieder verschwinden würde. Selbst jetzt, nach drei Jahren, gab es immer wieder Menschen, die mich vage zu erkennen glaubten, ohne zu wissen, warum und woher. Wahrscheinlich hatten sie irgendwann einmal mein Foto in der Zeitung gesehen, denn über den Mord an meiner Familie war damals ausführlich berichtet worden. Auch während der schwierigen langen Jagd nach den JPP s tauchte meine Geschichte mit grässlicher Regelmäßigkeit in den Nachrichten auf. Deshalb erschien mein Gesicht anderen oft irgendwie bekannt. Ich war einer jener Namen, die man schon mal irgendwo gehört oder gelesen hatte. Man schaute mich an und musste nachdenken. Aber ich half der Erinnerung nicht nach. Wenn jemand Genaueres wissen wollte, musste er schon nachfragen, aber das geschah nie.
    Renfrew spähte in den Wagen. Mac öffnete die Tür und stieg aus.
    «Wer leitet hier die Ermittlung?», fragte ich den Polizisten.
    «Detective Arnie Pawtusky. Steht da drüben.» Er deutete auf einen hochgewachsenen, kahlköpfigen Mann in brauner Hose und orange-grün gestreiftem Polohemd, der sich eine Zigarette hinters Ohr geklemmt hatte.
    Mac und ich überquerten den Rasen und stellten uns ihm vor. Pawtuskys Blick wurde erst ganz wachsam, dann distanziert und schließlich pietätvoll.
    «Ihr Verlust tut mir sehr leid», sagte er. Dabei sah er Mac direkt in die Augen – das machte ihn mir sehr sympathisch. Dann wandte er sich zu mir um und sah
mir
direkt in die Augen. «Auch Ihr Verlust tut mir leid.»
    Für einen Moment geriet ich aus dem Tritt. Welchen Verlust meinte er? Meinen früheren oder diesen hier?
    «Ich danke Ihnen», erwiderte ich.
    «Kann ich ins Haus?», fragte Mac.
    «Möchten Sie das wirklich?»
    «Wenn ich es nicht tue, werde ich nie …» Macs Stimme brach, aber ich wusste, was er hatte sagen wollen.
Werde ich nie aufhören, darüber nachzudenken, was wirklich passiert ist.
Mac hatte in zahllosen Kriminalfällen ermittelt und ebenso viele Tatorte gesehen. Die letzten Augenblicke im Leben seiner Eltern wollte er in allen Einzelheiten nachvollziehen können. Mit etwas anderem würde er sich nicht zufriedengeben.
    Pawtusky warf einen
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