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Es ist niemals vorbei

Es ist niemals vorbei

Titel: Es ist niemals vorbei
Autoren: Kate Pepper
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Ben hoch. Ich winkte und zwang mich zu einem Lächeln, von dem ich hoffte, dass es meinen Jungen beruhigte. Ben streckte seine Hand aus, wie um durch das Glas hindurch nach mir zu greifen, aber Mrs Petrini umfasste sein kleines Handgelenk und ließ Ben zurückwinken. Plötzlich überkam mich das nackte Grauen. Was hatte ich mir nur dabei gedacht, blindlings hoch auf das Dach zu rennen? Was wäre gewesen, wenn ich es nicht lebend verlassen hätte? Dann hätte mein Sohn seine Mutter verloren! Also winkte und winkte ich und lächelte dabei so breit, dass Ben schließlich aufhörte zu weinen.
    Aus Mrs Petrinis Haus wurde ein Leichensack auf einer Trage zu einem Rettungswagen gebracht und hineingeschoben. An der Seite des Wagens stand eine Fernsehreporterin in pinkfarbenem Kostüm, die aufgeregt in ein Mikrophon sprach.
    «Brandneue Meldungen aus Brooklyn! Zwei Sonderagenten der DEA , die offenbar unter der Hand für ein mexikanisches Drogenkartell tätig waren, wurden hier in Boerum Hill soeben von Detective Billy Staples von der New Yorker Polizei auf einem Dach gestellt. Die Leiche eines der Agenten wurde gerade in diesen Rettungswagen gebracht. Er starb bei einem Schusswechsel, der sich erst vor wenigen Minuten abgespielt hat. Sein Name ist Fred Miller. Bei einem zweiten Toten handelt es sich um seinen Partner Hyo Park, dessen Leiche hier in dieser Straße im Kofferraum eines Wagens entdeckt wurde. Welche Rolle er in diesem Drama gespielt hat, wissen wir noch nicht, doch soweit uns bekannt ist, ist er nicht der zweite Doppelagent, der für das Drogenkartell tätig war. Wie man uns mitgeteilt hat, handelt es sich bei dieser zweiten Person um Special Agent Jasmine Alvarez, die gerade verhaftet wurde und zurzeit auf dem Weg in eine Haftanstalt ist. Wie es heißt, werden ihr zahlreiche Straftaten zur Last gelegt. Detective Staples wurde während des Schusswechsels verletzt. Anscheinend ist der Notdienst oben auf dem Dach noch immer dabei, ihn transportfähig zu machen. Darüber hinaus soll eine bislang noch nicht identifizierte Person an der Gefangennahme der beiden Doppelagenten beteiligt gewesen sein, doch dazu fehlen uns bisher noch nähere Angaben. Sobald wir weitere Einzelheiten wissen, wird die Berichterstattung fortgesetzt – also bleiben Sie auf diesem Kanal!»
    Der Rettungswagen fuhr los. Von der anderen Straßenseite her löste Mac sich aus der Menge, tauchte unter den Fernsehkameras hindurch und stellte sich zu mir auf den Bürgersteig vor unserem Haus. Ich schlang meinen Arm um seine Taille und zog ihn an mich. Ich musste ihn nicht fragen, was er dachte. Ich wusste auch so, dass er sich an den Tag vor zehn Monaten erinnerte, als wir in Bronxville vor dem rot-weiß-blauen Haus seiner Eltern standen und zusahen, wie Hugh und Aileen in Leichensäcken aus dem Haus gebracht wurden. Plötzlich spürte ich diesen Schmerz wieder ganz deutlich und drückte Mac noch fester an mich. Er küsste mich auf die Wange.
    «Karin?»
    Eine warme Hand legte sich auf meine Schulter, und ich wandte mich um. Hinter mir stand meine Mutter. Offenbar hatte sie jemanden überredet, sie durch die Absperrungen hindurchzulassen.
    «Geht es dir gut?», fragte sie besorgt. «Was ist passiert? Wo ist Ben?»
    «Mir fehlt nichts, und Ben ist unserem Haus bei Mrs Petrini. Gleich gehe ich zu ihm.»
    Meine Mutter lief durch das Gittertor, hastete unsere Eingangstreppe hoch und verschwand im Haus. Ein jüngerer Mann kam auf mich und Mac zu. Er war hochgewachsen und dünn, trug das schwarze Haar auf modische Weise wirr und an den Ohren kleine goldene Kreolen.
    «Karin Schaeffer?» Er reichte mir die Hand. Die blauen Venen auf seinem Handrücken entlarvten ihn als eher vierzig statt dreißig.
    «Kennen wir uns?» Ich gab ihm die Hand.
    «Special Agent Rick Latham, FBI , Abteilung Gegenspionage.»
    «
Gegen
spionage», wiederholte ich. Wenn er in dieser Abteilung tätig war, dann musste das FBI Jasmine und Fred schon länger auf dem Schirm gehabt haben. Zweifellos hatte es dafür Gründe gegeben.
    «Sie sind sicherlich Mac.» Rick Latham streckte Mac seine Hand entgegen. Mac drückte sie und nickte.
    «Genau der bin ich.»
    «Die Sache ist ein wenig aus dem Ruder gelaufen.» Latham hatte auffallend grüne Augen. «Tut mir leid, dass Sie da mit hineingezogen wurden.»
    «Ja, aber in was genau eigentlich?», erkundigte ich mich.
    «Ich glaube, je weniger wir wissen, desto besser», bemerkte Mac.
    «Ihr Mann hat recht.» Lathams nachdenklicher Blick
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