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Es ist niemals vorbei

Es ist niemals vorbei

Titel: Es ist niemals vorbei
Autoren: Kate Pepper
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war.
    «Dann ist ja alles gut.» Mac lehnte sich an den Tresen, sah mich an und lächelte. «Fred muss ja ein Eins-a-Pokerspieler sein, denn er hat sich nie auch nur das Geringste anmerken lassen. Ich nehme es ihm nicht einmal krumm. Aber wie hat Jasmine denn geklungen? War sie nervös oder so?»
    «Ich denke schon. Jedenfalls hat sie nach zwei Sätzen wieder aufgelegt.»
    «Vielleicht sollten wir Fred sagen, dass die Nummer nicht mehr sicher ist.» Mac trank einen Schluck.
    «Ich nehme an, sie wird es ihm von sich aus sagen.»
    «Und was ist, wenn sie dazu keine Gelegenheit findet?»
    Die Frage war berechtigt. Wenn man verdeckt ermittelte, konnte man die Anzahl der Möglichkeiten, mit der Basis Kontakt aufzunehmen, mitunter an einer Hand abzählen. «Okay, rufst du ihn an, oder soll ich es tun?»
    «Mach du es», bat Mac. «Ich bin gerade mitten in einem Job und möchte noch ein paar Telefonate führen, ehe Ben aufwacht und durchs Haus tobt.» Noch hielt Ben lange Mittagsschläfchen, und wir hatten gelernt, die Zeit zu nutzen. Mac gab mir einen Kuss, ehe er sich wieder nach unten verzog. Ich rief Fred vom Küchentelefon aus an, doch an seiner Stelle meldete sich Hyo.
    «Karin Schaeffer hier», begrüßte ich ihn. «Wie geht es Ihnen? Wir haben uns ja schon seit einer Weile nicht mehr gesprochen.»
    «Mir geht’s bestens. Und Ihnen?»
    «Gut. Wir führen ein ruhiges Leben.»
    «Das ist ja hoffentlich keine Klage, oder?»
    Wir lachten. Für jemanden, der das Gesetz vertrat, war ein Tag ohne größeres Verbrechen schon eine Wohltat.
    «Ist Fred irgendwo in der Nähe?»
    «Der ist kurz nach draußen gegangen. Aber vielleicht kann ich Ihnen ja helfen.»
    Ich berichtete Hyo von meinem Telefongespräch mit Jasmine. «Inzwischen mache ich mir Sorgen, ich könnte ihre Sicherheit gefährdet haben.»
    «Merkwürdig.» Hyo notierte sich Jasmines Handynummer. «Diese Nummer sagt mir eigentlich nichts. Aber sobald Fred wieder da ist, bespreche ich das mit ihm.»
    «Danke. Ich werde den Zettel mit der Nummer sofort vernichten.» Ich klemmte mir den Hörer zwischen Schulter und Ohr, zerriss den Schnipsel in winzige Teile und warf sie in den Mülleimer. «Und die Nummer habe ich bereits vergessen.»
    «Wer’s glaubt, wird selig», lachte Hyo. «Ich wette, dass Sie nie etwas vergessen.»
    «Aber manchmal wünschte ich, dass ich es könnte. Wie dem auch sei, mit dieser Geschichte will ich nichts mehr zu tun haben. Dazu hänge ich zu sehr an meinem Leben.»
    «Botschaft ist angekommen. Machen Sie es gut, Karin.»
    Wir verabschiedeten uns. Damit war der Fall für mich erledigt.
    Mit einem Seufzer widmete ich mich wieder meiner Putzaktion. Anschließend pusselte ich noch ein wenig in der Küche herum und beschloss, noch rasch einkaufen zu gehen, ehe Ben wieder wach wurde. Ich schnappte mir meine Handtasche und lief nach unten, um Mac zu sagen, dass ich für eine Weile aus dem Haus sein würde. Auf dem Weg nach draußen füllte ich im Bad schnell noch eine Gießkanne mit Wasser und goss die roten Begonien, die sich langsam in dem großen blauen Emailletopf entfalteten. Ich hatte den Topf erst kürzlich gekauft, um unseren Eingang ein wenig zu beleben. Die leere Kanne stellte ich in die Diele, verließ das Haus, schloss das Eisentor zur Straße ab und machte mich auf den Weg.
    Seit meinem Aufenthalt in der Armee betrachtete ich Einkaufen nicht mehr als lästige Pflicht, sondern als Miniferien. Man musste dabei nicht großartig denken, sondern lief dahin und kaufte dies, und dann dorthin, um jenes zu besorgen. Dann machte man einen Haken an seine Liste und spazierte wieder zurück, ohne das eigene Leben oder das anderer Menschen riskiert zu haben. Manchmal kamen mir diese Ausflüge sogar wie eine Belohnung vor, erst recht an einem so wunderschönen Junitag wie diesem. Wir würden einen heißen Sommer bekommen, das lag schon jetzt in der Luft. Durch das dichte grüne Laub der Platanen an unserer Straße schimmerte die Sonne und malte Lichttupfer auf den schattigen Bürgersteig.
    Hinter mir hörte ich laute Stimmen und drehte mich um. Ganz am anderen Ende der Straße, dort wo sich die Pacific und Hoyt Street kreuzten, stand ein Wagen der Elektrizitätsgesellschaft Con Ed. Vermutlich machten sie sich gleich daran, die Straße aufzubohren, wieder einer dieser endlosen und unerfindlichen Reparaturarbeiten, die Parkplätze und Fahrbahnspuren blockierten und immer schrecklich laut waren. Aber die Stimmen klangen nach Streit. Ein Autofahrer, den
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