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Es ist niemals vorbei

Es ist niemals vorbei

Titel: Es ist niemals vorbei
Autoren: Kate Pepper
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felsenfest von dieser Annahme überzeugt gewesen, obwohl ich wusste, dass die Vorwahl drei-null-fünf auch für ihr Handy gelten konnte. Sie hätte überall sein können.
    Jasmine hatte eine Maske aufgesetzt – oder aber die alte war plötzlich von ihrem Gesicht abgefallen. Von ihren hübschen Zügen war nichts mehr zu erkennen; stattdessen wirkte sie kalt, berechnend und bösartig. Solchen Gesichtern war ich in meiner Vergangenheit oft begegnet – und sie hatten allesamt Psychopathen gehört. Und doch wollte ich es einfach nicht glauben.
    «Jazz, warum legst du nicht einfach die Waffe hin?», fragte Billy, und seine Stimme klang so gepresst, wie ich es noch nie von ihm gehört hatte. Unglaube schwang in dieser Stimme mit – und Schmerz. «Sag uns, was passiert ist, und dann suchen wir eine Lösung. Es kann sich doch nur um ein Missverständnis handeln.» Zu sehen, wie Billy krampfhaft versuchte, sich selbst von seinen Worten zu überzeugen, tat mir in der Seele weh.
    Aber hier ging es nicht um ein Missverständnis. Jasmine zielte mit ihrer Waffe auf ihn. Und sie hatte versucht, mich zu erschießen – zweimal sogar.
    «Bist du aber ein Herzchen», erwiderte Jasmine verächtlich. Ihr Blick wanderte zu Fred.
    Und dann fuhr Fred herum, richtete seine Waffe auf Billy und sagte: «Tut mir leid, Kumpel, aber das Spiel ist aus.»
    «Was soll der Scheiß?», fragte Billy.
    Er fing an zu zittern. Wahrscheinlich wirbelten seine Gedanken ebenso wie meine immer wieder um die Worte
Jasmine und Fred
. Er versuchte, sich etwas Unvorstellbares zusammenzureimen, denn ihm war klar, dass sie ihn umbringen würden. Er war schon so gut wie tot, und das wusste er. Billy befand sich an dem kältesten Ort, den es für einen Polizisten gab, und sein Entsetzen war mir vertraut. Ich selbst war schon an diesem Ort gewesen.
    «Damit kommt ihr doch nie durch», sagte Billy rau.
    Ich trat einen Schritt zurück, suchte den richtigen Winkel und machte mich bereit.
    «Ruben hätte sich schon vor einer ganzen Weile um dich kümmern sollen», zischte Jasmine. «Um dich und Karin.»
    Ruben? Ruben?
    Ich ging in Stellung. Jasmines Hand schloss sich fester um den Griff ihrer Waffe. Ihr Zeigefinger krümmte sich um den Hahn. Dann fiel ihr Blick auf mich. Sie wirkte verblüfft, dann wurde ihr Blick wütend, fassungslos und schließlich gereizt.
    Fred stand näher bei mir als Jasmine.
    Ich zielte, rief: «Billy, du nimmst sie», und drückte ab. Die Wucht des Rückstoßes raste durch meinen Arm bis hoch in die Schulter.
    Zwei Schüsse fielen. Nur einer kam von mir. Wer den zweiten abgefeuert hatte, wusste ich schon, ehe ich darüber nachdenken konnte.
    Wie einer geheimen Choreographie folgend, gingen die beiden Männer zu Boden. Meine Kugel hatte die rechte Hälfte von Freds Brustkorb durchschlagen. Sein Körper drehte sich zur Seite. Er ruderte mit den Armen, als wollte er ein Rad schlagen. Dann schlug er auf dem Boden auf, bäumte sich noch einmal auf und sackte zusammen. Doch während Fred seitwärts zu Boden ging, drehte Billy sich um seine eigene Achse zu mir herum, auf seinem Gesicht einen Ausdruck des Staunens und der Resignation. Sein linkes Auge – schön, tiefbraun und mit sanft geschwungenen Wimpern – blickte so tief in mich hinein, dass mir ein Schauer über die Wirbelsäule lief. Aber sein rechtes Auge war fort, an seiner Stelle nur noch eine blutige Masse, umgeben von einem Knochengehäuse. Dann wurde sein Körper schwer und fiel.
    Jasmine und ich. Wir starrten uns an, zielten aufeinander und kalkulierten die Möglichkeiten, die wir hatten. Eisige Kälte kroch über meine Haut und ließ mich zittern. Ich befahl mir, mich zusammenzureißen. Und zwar auf der Stelle. Denn sonst würde Jasmine auch mich erschießen.
    Jasmines Gesicht glühte vor Eifer. Sie war entschlossen, dieses Dach als Einzige lebend zu verlassen. Doch dann heulten unten in der Straße Sirenen. Wagen bremsten mit quietschenden Reifen, und Stimmen ertönten. Wir würden nicht mehr lange allein sein. Doch in diesem letzten Moment fühlte ich mich so einsam wie noch nie.
    «Ruben Medina», fiel es mir plötzlich wieder ein. Das war der Mann, der ein mexikanisches Drogenkartell kontrollierte, und Ana hatte gewusst, dass er es darauf abgesehen hatte, sich ihren Machtbereich einzuverleiben. «Seit wann arbeitest du schon für ihn? Wie lange vor Thanksgiving hat das angefangen? Wie lange, ehe Mac mit hineingezogen wurde? Wie viel hat er dir gezahlt?» Dieser ungeheure
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