Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es ist nicht alles Gold...

Es ist nicht alles Gold...

Titel: Es ist nicht alles Gold...
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
daran, sich
vom Geschäft zurückzuziehen.«
    »Hat sie darüber mit Ihnen gesprochen?«
fragte ich.
    »Nein, gesagt hat sie nichts«,
antwortete er kurz. »Ich hab das Gefühl, daß sie mir in letzter Zeit vieles
nicht gesagt hat.«
    »Zum Beispiel?«
    Charlie lächelte dünn. »Wie soll ich
das wissen, wo sie doch nicht mit mir darüber sprach.«
    Ich seufzte und wandte mich dann Hank
zu.
    »Ich denke, wir sollten uns auf den
Heimweg machen. Morgen ist ein langer Tag, und die Nacht ist kurz.«
    Hank stand auf. »Kannst du mich an der
Kanzlei absetzen? Ich bin mit dem Taxi hergekommen.«
    »Natürlich.«
    Charlie brachte uns zur Tür.
    »Ich melde mich, sobald die Besprechung
der Genossenschaft stattgefunden hat.«
    Wir gingen auf die Straße hinaus. Es
hatte aufgehört zu regnen. Ein für Februar milder Wind blies. Ich hörte, wie
Charlie hinter uns abschloß.
    »Er ist wirklich tief getroffen«,
bemerkte Hank, als wir zu meinem Wagen gingen.
    »Kein Wunder. Joan Albritton war
bestimmt das einzige Glanzlicht in seinem Leben.«
    »Wahrscheinlich. Ich frage mich
wirklich, wie der Mann so leben kann — in dem winzigen Hinterzimmer mit dem
alten Gerümpel.«
    »Vielleicht mag er altes Gerümpel. Er
hat es ja gewissermaßen zu seinem Lebensinhalt gemacht.«
    Sehr vorsichtig schob sich Hank in
meinen verlotterten roten MG.
    »Fährst du wirklich heim und schläfst?«
    »Natürlich nicht. Ich fahre mit dir in
die Kanzlei. Ich möchte mir noch mal meine Aufzeichnungen über diese
Geschichten hier ansehen.«
    »Meinst du, daß du da was findest?«
    »Ich weiß nicht, aber es ist der
einzige Ausgangspunkt, den ich habe. Also fang ich da mal an.«
     
     
     

3
     
    Drei Viertel neun Uhr morgens. Ich
streckte die Arme über den Kopf und gähnte, während ich den Drehsessel von dem
alten Schreibtisch wegstieß. Überall lagen Blätter mit meinen Notizen über die
zerstörerischen Zwischenfälle in der Salem Street herum — ein Ausgangspunkt,
wie ich gesagt hatte, aber mehr auch nicht.
    Auf den ersten Blick hätte jeder der
Interessenten, die das Grundstück an der Salem Street erwerben wollten, diese
Belästigungskampagne in der Hoffnung starten können, die Händler
hinauszudrängen. Nach Dutzenden von Gesprächen kamen doch meiner Ansicht nach
drei der vier Interessenten nicht mehr als Täter in Frage.
    Zunächst einmal war da das Hemphill
College of Law, das das Grundstück gern gehabt hätte, um das Hochschulgelände
zu erweitern. Gespräche mit verschiedenen Vertretern des College hatten mich
davon überzeugt, daß Gewaltanwendung diesen Leuten fern lag. Sie mochten nicht
abgeneigt sein, ihre politischen Beziehungen spielen zu lassen, da die
Verwaltungsratsangehörigen des College durchwegs einflußreiche Leute waren,
aber Gewalt? Niemals!
    Das Immobiliensyndikat, das von einer
Mrs. Cara Ingalls geleitet wurde, kam für mich aus ähnlichen Gründen nicht in
Frage. Zwar hatte ich keine Gelegenheit gehabt, mit Mrs. Ingalls persönlich zu
sprechen, aber aus Unterhaltungen mit ihrem Partner schloß ich, daß das
Syndikat zu finanzkräftig war, um sich zu niederträchtiger Gewaltanwendung
herablassen zu müssen. Wenn ihnen ihr Plan, in der Nähe des Civic Center einen
modernen Komplex mit Geschäften und Eigentumswohnungen zu bauen, so wichtig
war, würden sie einfach ihr Angebot so weit in die Höhe schrauben, bis es für
die Händler unwiderstehlich wurde. Die Möglichkeit, daß der Grund vielleicht
überhaupt nicht zu haben sein könnte, kam ihnen gar nicht in den Sinn.
    Die New Freedom School, eine Art
Vorschule für Erwachsene, wollte das Grundstück gern für ihren neuen Schulkomplex
haben. Lehrer und Verwaltungsleute hielten mir wortreiche Vorträge über die
Möglichkeiten, mit meinen Gefühlen in Kontakt zu kommen und mich mir angemessen
auszudrücken. Aber es ging hier um Ausdrucksmöglichkeiten emotionaler und sexueller
Art, nicht um Selbstverwirklichung durch Gewalt. Ich konnte mir nicht
vorstellen, daß diese Leute das Organisationstalent oder die Initiative zu
einer solchen Einschüchterungskampagne besaßen.
    Die Western Addition Credit Union — das
war die Gruppe, die ich in Verdacht hatte. Angefangen hatte die Organisation
als finanzschwaches kleines Unternehmen, aber mit Hilfe öffentlicher Gelder
eroberte sie sich bald einen wichtigen und einflußreichen Platz in der
schwarzen Gemeinde. Die WACU holte sich öffentliche Gelder, sobald sie
verfügbar wurden, indem sie eine Unzahl von Programmen von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher