Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es ist nicht alles Gold...

Es ist nicht alles Gold...

Titel: Es ist nicht alles Gold...
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
der
Lebensmittelmarken-Verteilung bis zur Unterstützung von Kleinunternehmen in
Minderheitenvierteln förderte und verwaltete. Jetzt hoffte dieser Verein, in
der Salem Street eine staatlich finanzierte Siedlung von Sozialwohnungen
errichten zu können.
    Ich hatte mich lange genug mit den
Leitern der Organisation unterhalten, um zu merken, daß diese Leute bereit
waren, zur Erreichung ihrer Ziele notfalls über Leichen zu gehen, und als ich
in dem Abfallberg, der vor Charlie Cornishs Laden den Bürgersteig zierte,
Flugblätter der Organisation entdeckte, war ich überzeugt, auf der richtigen
Spur zu sein. Aber ein Beweis, wie ich ihn brauchte, war das natürlich nicht;
es konnte nämlich ebensogut der Beweis für die Gerissenheit einer anderen
Partei sein.
    Eines Tages hatten die gewalttätigen
Belästigungen abrupt aufgehört, und schon am folgenden Tag waren die Händler
von der Stadt unterrichtet worden, daß die Häuser zum Abbruch freigegeben werden
würden. Wenige Stunden nach Ankunft dieses Schreibens hatte die WACU ein erstes
Angebot für das Grundstück gemacht. Trotzdem — das konnte alles Zufall sein.
Als Begründung für eine Anklage wegen Brandstiftung und Zerstörung fremden
Eigentums reichten diese Fakten nicht aus.
    Nachdem die Häuser zum Abbruch
freigegeben worden waren, endete meine Tätigkeit für die Händler. Bis zum
vergangenen Abend, als ein Unbekannter etwas getan hatte, was weit über die
Zerstörung von Sachen hinausging.
    Ich heftete meine Notizen wieder in den
Ordner, den ich dann in meinem Schreibtisch einschloß. Wenigstens waren meine
Erinnerungen für den Besuch bei Lieutenant Marcus aufgefrischt. Ich merkte, daß
es mir darauf ankam, einen guten Eindruck auf den Mann zu machen, und ich ärgerte
mich über mich.
    Hör zu, Sharon, sagte ich mir, du
machst dich doch sonst nicht so abhängig vom Urteil anderer, also hör auf, dir
wegen dieser Besprechung Gedanken zu machen.
    Ich schlug mir den unwirschen
Lieutenant aus dem Kopf und ging aus meinem Büro zur Küche, aus der mir Düfte
von Kaffee und gebratenem Schinkenspeck entgegenwehten. In der
Durchschnittskanzlei duftet es normalerweise höchstens nach Kaffee, aber die
Kooperative war eben in keiner Weise durchschnittlich.
    Die Kanzlei befand sich in einem großen
viktorianischen Haus aus braunem Backstein im Bernal Heights Bezirk von San
Francisco. Im Erdgeschoß waren neben der Küche und dem Salon die Büros, im
ersten Stock hatten einige der Anwälte, auch Hank Zahn, ihre Wohnungen. Eine
Anwaltskanzlei, die ihre Honorare dem Einkommen ihrer Mandanten anpaßte, zahlte
keine fürstlichen Gehälter, dämm war das kostenlose Zimmer mit Küchenbenützung
eine willkommene Subvention. Ich persönlich konnte mir nicht vorstellen, daß
ich es in so einer Wohngemeinschaft länger als zwei Tage aushalten würde, aber
es war nicht zu leugnen, daß die Atmosphäre in der Kooperative angenehm und
gastlich war, besonders zur Essenszeit.
    Doch an diesem Morgen war ich noch
nicht hungrig, und das aufgeregte Gebabbel über »unseren Mord« ging mir auf die
Nerven. Ich legte deshalb Hank, der noch oben war und schlief, einen Zettel hin
und fuhr in meine eigene kleine Wohnung in der Guerrero Street, nur ein paar
Straßen von der Kanzlei entfernt.
    Ich mußte mich umziehen. Der rote
Jogging-Anzug, den ich in aller Eile übergezogen hatte, als Hank mich angerufen
hatte, schien mir denn doch etwas zu lässig für einen Besuch beim Morddezernat.
Während der Kaffee durchlief, duschte ich rasch, trank dann genießerisch eine
Tasse und schlüpfte in die schicke Leinenhose, die ich mir vor kurzem gekauft
hatte. Während ich mein Haar bürstete, lang und schwarz, überlegte ich wieder
einmal, ob ich es mir nicht schneiden lassen sollte. Trotz meiner bald dreißig
Jahre und der grauen Strähne, die seit meiner Schulzeit da war, sah ich mit dem
langen Haar immer noch aus wie die jugendliche Naive. Ach, Quatsch, sagte ich
mir zornig. Du bist eben wie du bist.
    Und Greg Marcus, fügte eine
niederträchtige kleine Stimme hinzu, gefällst du so oder so nicht.
     
     
     

4
     
    Lieutenant Marcus lehnte sich in seinem
Sessel zurück und wartete, bis die Stenografin aus dem Zimmer gegangen war und
die Tür hinter sich geschlossen hatte. Dann sah er mich an, ganz neutral, die
blauen Augen weder kühl noch freundlich. Sein Gesicht war ausdruckslos.
    Wir hatten uns beide von unserer besten
Seite gezeigt, während ich meine Aussage zu Protokoll gab. Er hörte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher