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Es ist nicht alles Gold...

Es ist nicht alles Gold...

Titel: Es ist nicht alles Gold...
Autoren: Marcia Muller
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ihn zu lieben, ihn aber
dann nicht so haben wollte, wie er wirklich war. Er wies sie ab, und sie drohte
mit Selbstmord. Aber da er sie inzwischen durchschaut hatte, sagte er ihr ganz
ruhig, er habe keine Angst um sie, sie sei zu egozentrisch, um so etwas Dummes
zu tun. Cara warf eine Lampe, zwei Vasen und einen Aschenbecher nach ihm und
rauschte davon.«
    »Dann ist es also schon lange vorbei?«
fragte ich.
    »Länger als drei Jahre. Ich glaube,
dort im Laden hat Greg sie seitdem zum erstenmal wiedergesehen.« Hank machte
eine Pause und trank einen Schluck Wein.
    »Weißt du«, fuhr er dann fort, »Gregs
erste Reaktion auf dich war durch seine Erfahrung mit Cara gefärbt. Er spürte
bei dir die gleiche Kraft und Selbständigkeit, deshalb wollte er dich unbedingt
auf deinen Platz verweisen. Zum Glück hast du dir das nicht gefallen lassen.«
    Ich schnitt eine Grimasse. »Aber er hat’s
verbissen versucht.«
    Hank lachte. »Du hast keine Ahnung, wie
sehr ihm das zugesetzt hat. Am Mittwoch abend war ihm klargeworden, wie sinnlos
seine Bemühungen waren, und da rief er mich wütend an und verlangte von mir,
ich solle dich zurückpfeifen. Ich machte ihm klar, daß er sich lächerlich
machte und daß seine negative Reaktion mit der schlimmen Zeit mit Cara zu
erklären sei. Außerdem machte ich ihn darauf aufmerksam, daß Kraft und
Eigenständigkeit bei einer Frau nicht unbedingt mit Rücksichtslosigkeit oder
Gleichgültigkeit anderen gegenüber gleichzusetzen sind. Als wir uns richtig
angebrüllt hatten, wirkte er gleich viel ruhiger.«
    Mittwoch abend. Das also war die
Aussprache gewesen, von der Greg mir im Museum kurz berichtet hatte.
    »Also dann, vielen Dank.« Ich hob mein
Glas und prostete Hank zu. »Dank deines Vortrages wurde er zu einem ganz
sympathischen menschlichen Wesen. Nur schade, daß er mich nach der Szene in
Joans Laden sicher nie wiedersehen will.«
    Hank zog die Brauen hoch.
    »Willst du ihn denn wiedersehen?«
    »Aber natürlich. Er wollte mir Cézanne
nahebringen.« Hank runzelte die Stirn.
    »Ich dachte, du könntest ihn nicht
ausstehen. Greg, meine ich, nicht Cézanne.« Sein Ton war scherzhaft.
    Mit Würde entgegnete ich: »Wir haben
alle das Recht, unsere Meinung zu ändern.«
    Hank sah Charlie an. »Ich glaube, ich
werde Frauen nie verstehen lernen.«
    »Hm?« Charlie, der über seinem Wein
eingenickt war, fuhr hoch.
    »Frauen — ich versteh sie nicht.«
    »Tja, da brauchen Sie mich nicht so
anzusehen«, sagte Charlie. »Ich hab sie auch nie verstanden. Joan sagte immer,
ich wäre ein alter Narr, und wahrscheinlich hatte sie recht. Aber verdammt noch
mal, für sie war ich gern ein Narr.« Hanks Miene wurde ernst. »Sie war eine
feine Frau. Sie wird uns allen fehlen.«
    »Ja. Jeden Morgen wache ich mit der
Erwartung auf, sie zu sehen. Und dann fällt mir alles wieder ein.« Er trank mit
schwermütigem Blick von seinem Wein. »Irgendwie hab ich jetzt, wo sie die
Mörderin erwischt hahen, ein bißchen mehr Frieden. Und wahrscheinlich hilft’s
auch, daß ich offen über den letzten Abend gesprochen habe. Ich glaube, bald
kann ich mich wieder an die guten Zeiten erinnern.«
    Hank und ich nickten feierlich.
    »Sagen Sie, Charlie, finden Sie, daß
Sharon den Lieutenant wiedersehen sollte?« fragte Hank dann mit einem etwas
boshaften Lächeln.
    Charlie musterte mich einen Moment.
    »Klar, der ist doch ein gutaussehender
Mann, und wenn sie dauernd nur mit Kerlen, wie wir beide es sind, rumhängt,
vertut sie ihre besten Jahre.«
    »Ihr vergeßt«, warf ich ruhig ein, »daß
der Lieutenant wahrscheinlich keine Lust hat, mich wiederzusehen.«
    »Quatsch«, fuhr Hank dazwischen. »Er
will dich sehen.« Mir blieb fast die Luft weg. »Ehrlich? Woher weißt du das?«
    Hank grinste breit. »Er hat mich
angerufen, als du vorhin mit Charlie telefoniertest. Er sagte, er wolle es
meinem Urteil überlassen, aber wenn du nicht zu sauer auf ihn wärst, soll ich
dich bitten, ihn anzurufen. Er ist gegen acht in seinem Büro.«
    »Hank, warum hast du mir das nicht
schon vorher gesagt?«
    »Ich wiederhole, er wollte es meiner
Beurteilung überlassen, und als du mir erzählt hast, wie’s war, hörte sich das
an, als wärst du stocksauer.«
    »Oh.« Ich senkte den Blick. »Nein, ich
bin nicht sauer.« Ich erkannte, daß Greg sich auf der Dienststelle aus
Verlegenheit hinter der Maske des kühlen Beamten versteckt hatte. Rasch
wechselte ich das Thema. »Und was wird jetzt, Charlie? Wem verkaufen Sie Ihr
Grundstück?«
    Er
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