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Es ist nicht alles Gold...

Es ist nicht alles Gold...

Titel: Es ist nicht alles Gold...
Autoren: Marcia Muller
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ging durch den Laden direkt zu Edwin. Ich schob meine Hand in die Tasche
und umschloß meine Waffe. Die Person kam zurück und ging ins Hinterzimmer.
    Ich nahm die 38er heraus und kroch auf
allen vieren bis zur Wand. Mit der linken Hand tastete ich nach dem
Lichtschalter. Als ich ihn gefunden hatte, stand ich auf und knipste
gleichzeitig das Licht an.
    Cara Ingalls kauerte im Hinterzimmer
auf dem Boden und inspizierte im Schein einer Taschenlampe einen Stapel
gerahmter und ungerahmter Gemälde. Sie fuhr erschrocken hoch, und ihr Gesicht
nahm den Ausdruck eines in die Enge getriebenen Tieres an. Sie war ganz in
Schwarz, selbst das Hütchen, das ihr Gesicht beschattete, war schwarz. Das
ideale Einbrecherkostüm.
    »Da finden Sie den Bellini nicht,
Cara.« Ich richtete die Pistole auf sie. »Legen Sie die Taschenlampe weg und
stehen Sie auf.«
    Sie blieb in der Hocke und umfaßte die
Lampe so fest, daß ihre Knöchel weiß hervortraten.
    »Ich weiß nicht, was Sie da reden. Ich
bin dabei, mir das Anwesen anzusehen. Ich werde es nämlich kaufen.«
    »Die Polizei hat beide Tafeln des
Altarbildes. Die wollen auch die haben, die in Ihrem Besitz ist.«
    »Welches Altarbild? Ich weiß überhaupt
nicht, wovon Sie sprechen.«
    Ihre bernsteinhellen Augen huschten hin
und her.
    »Ich spreche von dem Gemälde, das Sie
von van Osten und seinen italienischen Komplicen kauften. Vermittelten Sie
ihnen auch Kontakte zu anderen Sammlern? Wie hoch war Ihre Beteiligung am
Profit?«
    »Sagen Sie mir das doch, wenn Sie schon
so viel wissen.«
    »Bestimmt nicht so hoch wie Harmons.«
    »Harmon!« Sie spie mir den Namen vor
die Füße. »Was wissen Sie denn von Harmon?«
    »Ich weiß, daß er an dem Schmuggelunternehmen
beteiligt war. Wie ist er da überhaupt dran gekommen?«
    »Sie wissen viel zuviel. Dieser
widerliche Kerl kam überhaupt nur durch Joans lächerliches Getue mit der
Schaufensterpuppe — wie heißt sie gleich? — auf die Idee, daß da was läuft.«
    »Edwin.«
    »Edwin.« Sie prustete voller
Geringschätzung. »Joan hatte sich dieses dämliche Theater einfallen lassen, um
die Sammler zu identifizieren, wenn sie kamen, um sich ihre Bilder abzuholen.
Harmon kriegte die Schau, die Joan da aufführte, ein paarmal mit, und ihm fiel
auf, daß sie immer nur zu bestimmten Gelegenheiten ihre Komödie spielte.«
    »Und dann kaufte jedesmal jemand ein
Bild von Edwins Wand.«
    Cara Ingalls lachte bitter. »Joan war
eine verschrobene Person. Oliver fand ihre Launen nicht so schlimm, er meinte,
Hauptsache, sie ist glücklich, aber er hätte dieses Theater nie erlauben
sollen. Als Harmon einmal neugierig geworden war, gelang es ihm, den Rest auch
noch aus der Alten herauszukitzeln.«
    »Und dann?«
    »Dann setzte er Oliver unter Druck. Er
wollte einen Anteil, außerdem Joan in einen größeren Laden setzen und das
Geschäft erweitern.«
    »Und außerdem wollte er ihren Grund.«
    Cara Ingalls nickte. »Und jetzt wollen Sie was. Also — wieviel soll es kosten?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich sagte es Ihnen schon — die Polizei
hat zwei Tafeln des Altarbildes. Die dritte, die mit den Hirten, die Sie im
letzten Herbst hier abgeholt haben, ist bei Ihnen. Ich möchte wissen, wie es
kam, daß die Schmuggeloperation in die Brüche ging.«
    Ihre Augen glitzerten. »Darüber kann
ich Ihnen nichts sagen.«
    »Auch nicht über die Ermordung Joan
Albrittons? Und Oliver van Ostens?«
    Ihr Gesicht wurde blaß. Mit einer
blitzartigen Bewegung schleuderte sie plötzlich die Taschenlampe nach mir. Als
ich mich duckte, stürzte sie auf mich und riß mich zu Boden. Die Pistole flog
mir aus der Hand.
    Ich rutschte an die Wand und suchte
meine Waffe, aber ehe ich sie entdeckte, warf sich Cara Ingalls schon wieder
auf mich, in der Hand ein dolchähnliches Messer. Das Exemplar, das aus der
Vitrine fehlte!
    Ich erstarrte vor Angst, die Augen auf
die scharfe, zweischneidige Klinge geheftet, die sich meinem Hals näherte. Ich
sah van Ostens hellen Teppich, von Blut getränkt. Cara Ingalls wußte sehr gut
mit diesem Messer umzugehen. »Sie wollen wissen, wie das mit Albritton und van
Osten war?« Ihre Augen waren nur Zentimeter von meinem Gesicht entfernt, und
die Messerspitze berührte das Grübchen an meinem Hals.
    Ich zwang all meine Angst und mein
Entsetzen hinunter, da ich wußte, daß solche Emotionen sie nur erregen würden.
Diese Neigung zum völligen Verlust der Beherrschtheit, den ich neulich schon
bei ihr gespürt hatte, war jetzt deutlich in ihren
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