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Es ist nicht alles Gold...

Es ist nicht alles Gold...

Titel: Es ist nicht alles Gold...
Autoren: Marcia Muller
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Ich hätte gern gewußt, woher er eigentlich kam, was für
eine Ausbildung er genossen hatte. Aber von Charlie Cornish würde ich darüber nichts
erfahren. Er tat immer so, als wäre er zwanzig Jahre zuvor als fertiger Trödler
dem Boden der Salem Street entsprungen. Vielleicht hatte Joan Albritton, seine
engste Freundin und ehemalige Geliebte, sein Geheimnis gekannt, aber jetzt mit
ihrem Tod war es noch weniger möglich, an ihn heranzukommen.
    »Was ist mit diesem Lieutenant Marcus?«
sagte ich zu Hank.
    »Wie meinst du das?«
    »Na, wie wird der sich dazu stellen,
wenn eine Privatdetektivin in seinem Revier herumstöbert?«
    »Greg Marcus ist einer der entgegenkommendsten
Beamten bei unserer Polizei. Ich meine, er hat dir ja schließlich auch erlaubt,
dich im Laden umzusehen. Ich denke, mit ihm kann ich zu einer Vereinbarung
kommen. Vielleicht können wir die Nachlaßverwaltung, die mir ja obliegt, als
Aufhänger nehmen. Du könntest beispielsweise die Inventur zu Ende bringen; wir
brauchen zur Abwicklung der Formalitäten eine Schätzung des Vermögens. Damit
hättest du Zugang zum Laden und könntest feststellen, ob etwas fehlt.«
    Ich zögerte.
    »Was ist denn noch?« fragte Hank.
    »Ich glaube nicht, daß Marcus da
mitmachen wird. Er hat mich zwar in den Laden gelassen, aber ich hab den
Eindruck, er mag mich gar nicht.«
    Hank prustete verächtlich. »Er kennt
dich doch gar nicht. Greg ist unverheiratet und ziemlich altmodisch. Er fragt
sich wahrscheinlich, was ein hübsches kleines Mädchen wie du so spät nachts
noch auf der Straße zu suchen hat.«
    Ich lächelte. »Also gut, wenn du
meinst, du kannst dich mit ihm einigen.«
    »Bestimmt.«
    Ich konnte nur hoffen, daß er recht
hatte. Es war mir ein Anliegen herauszufinden, wer Joan Albritton getötet
hatte.
    Charlie mischte sich jetzt ins
Gespräch.
    »Gut«, sagte er, »dann ist das
erledigt. Ich treffe mich so bald wie möglich mit den anderen Händlern.«
    Mir kam plötzlich ein Gedanke. »Hat
eigentlich jemand Joans Angehörige unterrichtet?«
    Charlie sah mich traurig an. »Sie hatte
keine Angehörigen. Nach dem Tod ihres Enkels im letzten Sommer hatte sie außer
mir keinen Menschen mehr. Und ich bin wahrhaftig nichts Besonderes.«
    »Ach, das hatte ich ganz vergessen.«
    Es war denkbar, daß ich seit dem
vergangenen Herbst eine ganze Menge vergessen hatte. Im Oktober hatte mich Hank
in die Salem Street geschickt, San Franciscos Sammlermekka für Antiquitäten wie
für Trödel. Ich sollte mit Joan Albritton über die Brandstiftungen und die
anderen zerstörerischen Überfälle sprechen, mit denen die Eigentümer der
siebzehn dort befindlichen Antiquitäten- und Trödlerläden schikaniert wurden.
Joan war überzeugt davon, daß man die Brände nur gelegt hatte, um die Händler
aus ihren heruntergekommenen Häusern zu vertreiben, die hier auf wertvollem
Grund und Boden in der Nähe des Civic Center standen.
    Jetzt sagte ich zu Charlie: »Joan
erklärte mir, daß der größte Teil des Grundes in diesem Block in erster Linie
vier Leuten gehört. Ihr und Ihnen, Austin Bigby und Dan Efron, ebenfalls
Händler wie Sie.«
    »Das stimmt. Joanie und ich haben den
größten Grundbesitz, danach Austin. Dan hat das kleinste Grundstück. Als die
Stadt unsere Häuser im Herbst zum Abbruch freigab, beschlossen wir, einen Teil
zu verkaufen. Wir rechneten uns aus, daß wir auf diese Weise den besten Preis
bekommen würden. Und da Joanie von uns geschäftlich die Versierteste war,
einigten wir uns, ihre Empfehlungen anzunehmen, wenn nicht gerade
schwerwiegende Einwände dagegen sprächen. Wir waren uns sicher, daß wir einen
guten Preis erzielen würden.«
    »Die Genossenschaft holte also Angebote
ein und hatte vor, bis zum ersten März die Entscheidung bekanntzugeben?«
    »Richtig. Wir müssen ja am ersten Mai
draußen sein und wollten noch genug Zeit haben, um die Formalitäten eines
Verkaufs abzuwickeln.«
    »Hatte Joan schon entschieden, welches
Angebot sie annehmen wollten?« fragte Hank. »Der Entscheidungstermin ist ja
doch inzwischen recht nah.«
    »Sie hatte ganz schöne Probleme. Ich
dachte mir, es käme daher, daß sie so viel um die Ohren hatte. Unter anderem
mußte sie sich ja auch um neue Räume für ihren Laden kümmern. Aber in der
vergangenen Woche ist irgendwas mit ihr vorgegangen.« Charlie schüttelte den
Kopf und trank einen Schluck Kaffee. »Ich hätte mir Joanie niemals ohne ihren
Laden vorstellen können, aber ich hatte den Eindruck, sie dachte
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