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Es ist nicht alles Gold was glänzt

Titel: Es ist nicht alles Gold was glänzt
Autoren: Jeffrey Archer
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Freunden, mit denen sie Umgang pflegte: besonders jene mit langen Haaren, die nicht nach Vietnam gehen wollten. Zum endgültigen Krach kam es, als Rosalie die Meinung vertrat, daß die moralische Haltung eines Menschen nicht allein von der Länge seiner Haare oder seinen politischen Ansichten bestimmt würde.
    Inzwischen hatte Harvey sein Heim mit wundervollen Antiquitäten und Gemälden gefüllt, war zu einem Experten des Impressionismus geworden und hatte eine echte Liebe zu diesem Stil entdeckt – eine Liebe, die sich im Laufe vieler Jahre entwickelt und auf die seltsamste Weise entzündet hatte. Ein Kunde von Sharpley & Son, der der Firma noch einen erheblichen Betrag schuldete, stand unmittelbar vor dem Bankrott. Harvey hörte davon und ging zu ihm, um ihn zu stellen, aber der Zusammenbruch war bereits in vollem Gange, und es bestand auch nicht die geringste Hoffnung, irgendwelcher flüssigen Mittel habhaft zu werden. Harvey hatte nicht die Absicht, mit leeren Händen fortzugehen, und nahm den einzigen greifbaren Vermögenswert des Mannes mit, einen auf 10.000 Dollar geschätzten Renoir.
    Eigentlich hatte Harvey die Absicht gehabt, das Bild zu verkaufen, bevor ihm nachgewiesen werden konnte, daß er als bevorzugter Gläubiger gelten müßte; aber er war hingerissen von den zarten Pastellschattierungen, und aus dieser jüngsten Beute erwuchs der Wunsch nach weiteren Besitztümern dieser Art. Als er entdeckte, daß Gemälde nicht nur eine gute Kapitalanlage darstellten, sondern daß er darüber hinaus auch noch Gefallen an ihnen fand, wuchs seine Sammlung im gleichen Maß wie seine Liebe zu ihr. Zu Beginn der siebziger Jahre besaß Harvey schließlich einen Manet, zwei Monets, einen Renoir, zwei Picassos, einen Utrillo, einen Cézanne und Bilder der meisten anerkannten kleineren Meister. Er wünschte sich nunmehr sehnlichst einen van Gogh, und erst kürzlich war ihm das ›Hôpital de St. Paul à St. Rémy‹ bei der Sotheby Park Bernet Gallery in New York durch die Lappen gegangen, als Dr. Armand Hammer von der Occidental Petroleum ihn überboten hatte – 1.200.000 Dollar waren wirklich ein klein wenig zuviel gewesen. Schon 1966 war es ihm nicht gelungen, die Nr. 49 ›Mademoiselle Ravoux‹ von den Londoner Kunsthändlern Christie Manson & Woods zu erstehen: Reverend Theodore Pitcairn, der die Neue Kirche Unseres Herrn von Bryn Athyn in Pennsylvania vertrat, hatte ihn übertrumpft und dadurch seinen Appetit nur noch stärker angeregt. Der Herr gibt, und bei dieser Gelegenheit hatte der Herr genommen. Obgleich man das in Boston nicht in vollem Ausmaß zu würdigen vermochte, wurde überall sonst anerkannt, daß Harvey eine der hervorragendsten Impressionisten-Sammlungen der Welt besaß. Sie war beinahe ebenso wertvoll wie die von Präsident Nixons Botschafter in London, Walter Annenberg, der gleich Harvey zu den wenigen Leuten gehörte, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg eine große Sammlung aufgebaut hatten. Harveys andere große Liebe gehörte seiner preisgekrönten Orchideen-Sammlung; er war bei der Frühjahrsblumen-Ausstellung von New England dreimal Sieger geworden.
    Harvey pflegte nunmehr einmal im Jahr nach Europa zu reisen. Er hatte in Kentucky ein erfolgreiches Gestüt eingerichtet, und es bereitete ihm Freude, seine Pferde in Longchamps und in Ascot laufen zu sehen. Ebenso liebte er es überaus, als Zuschauer in Wimbledon dabeizusein, das in seinen Augen noch immer das hervorragendste Tennisturnier der Welt war. Es amüsierte ihn, auch in Europa, wo er immer die Möglichkeit hatte, sein Schweizer Bankkonto in Zürich etwas aufzufüllen, hin und wieder Geschäfte zu machen. Er hatte ein Schweizer Bankkonto gar nicht nötig, aber irgendwie empfand er eine diebische Freude dabei, Onkel Sam hereinzulegen.
    Obgleich Harvey mit den Jahren gesetzter geworden war und seine zweifelhafteren Geschäfte etwas eingeschränkt hatte, konnte er niemals einem Risiko widerstehen, wenn er meinte, daß es sich aller Wahrscheinlichkeit nach bestens auszahlen würde. Solch eine glänzende Gelegenheit bot sich ihm im Jahre 1964, als die britische Regierung Lizenzen für die Forschung nach Nordsee-Öl und dessen Förderung ausschrieb. Zu diesem Zeitpunkt hatten weder die britische Regierung noch die mit dieser Angelegenheit befaßten Beamten eine Ahnung von der zukünftigen Bedeutung des Nordsee-Öls und von der Rolle, das es eines Tages in der englischen Politik spielen würde. Hätte die Regierung geahnt, daß die
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