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Es ist nicht alles Gold was glänzt

Titel: Es ist nicht alles Gold was glänzt
Autoren: Jeffrey Archer
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brillanter Student gewesen und er beneidete die geborenen Akademiker unter seinen Kommilitonen, für die post-Keynes'sche Wirtschaftstheorien viel eher ein Vergnügen denn harte Arbeit bedeuteten. David hatte wie ein Besessener gearbeitet und seine Nase nur vom Buch erhoben, um sein tägliches Trimm-Dich in der Turnhalle zu absolvieren und gelegentlich an einem Wochenende den Harvard Jocks bei der Verteidigung der Ehre ihrer Universität auf dem Football- oder Basketball-Platz zuzusehen. Er hätte gern selbst mitgespielt, aber das hätte weniger Zeit zum Büffeln bedeutet.
    Er las die Anzeige ein drittes Mal und tippte einen sauberen Brief an die angegebene Chiffre. Es verstrichen ein paar Tage, und dann kam die Antwort, die ihn zu einem Interview am darauffolgenden Mittwoch um 15 Uhr in einem Hotel am Platz aufforderte. Talentsucher für große Gesellschaften wählten oft einen solchen Treffpunkt für ihre Interviews in einer Universitätsstadt. David betrat um 14.45 Uhr das Copley Square Hotel in der Huntingdon Avenue in einem Zustand erheblicher Adrenalin-Ausschüttung. Während er in einen kleineren Verhandlungsraum geführt wurde, sagte er sich immer wieder das Harvard-Business-School-Motto vor: »Wirk britisch, denk jiddisch.«
    Drei Herren, die sich als Silverman, Cooper und Elliott vorstellten, interviewten ihn. Bernie Silverman, ein grauhaariger New Yorker mit karierter Krawatte und im Besitz einer massiven Erfolgsausstrahlung, führte das Gespräch. Cooper und Elliott saßen da und beobachteten David schweigend. Das brachte ihn nicht aus der Fassung: Er wußte, daß er gut aussah, und fühlte, daß er ›ankam‹.
    Silverman verwendete beträchtliche Zeit darauf, David eine verlockende Beschreibung der Entwicklung der Gesellschaft und ihrer künftigen Zielsetzungen zu geben. Harvey hatte Silverman gut dressiert, und dieser besaß bis hinein in seine sorgfältig manikürten Fingerspitzen das ganze aalglatte fachmännische Geschick, das die rechte Hand des Chefs bei einem Metcalfe-Coup brauchte.
    »Das wäre es also, Mr. Kesler. Wir haben uns an einer der großartigsten und meistversprechenden wirtschaftlichen Unternehmungen der Welt beteiligt, der Suche nach Öl in der Nordsee vor Schottland. Unsere Gesellschaft Prospecta Oil hat die Unterstützung einer der größten Banken Amerikas. Wir haben Lizenzen von der britischen Regierung zugesprochen bekommen, und wir sind im Besitz der finanziellen Mittel. Aber wenn man es recht betrachtet, Mr. Kesler, steht und fällt eine Firma mit ihren Leuten, nicht wahr? Wir sind auf der Suche nach einem Mann, der bereit ist, sich Tag und Nacht dafür einzusetzen, daß man von der Prospecta Oil sprechen wird, und dem richtigen Mann winkt ein Spitzengehalt, damit er genau das tut. Wenn Sie für die Stellung in Frage kämen, würden Sie in unserem Londoner Büro unter der unmittelbaren Leitung unseres zweiten Direktors, Mr. Elliott, arbeiten.«
    »Wo ist der Hauptsitz der Firma?«
    »In Montreal, Kanada. Aber wir haben Niederlassungen in New York, San Francisco, Aberdeen, Paris und Brüssel.«
    »Sucht die Gesellschaft noch anderswo nach Öl?«
    »Im Augenblick nicht«, antwortete Silverman. »Seit dem erfolgreichen Treffer von BP werfen wir Millionen in die Nordsee. Die Felder um uns herum hatten bisher eine Erfolgsquote von 1:5, was in unserem Geschäft sehr hoch zu bewerten ist.«
    »Wann sollte nach Ihren Vorstellungen der akzeptierte Bewerber anfangen?«
    »Irgendwann im Januar, nach vorheriger Absolvierung eines Regierungsschulungskursus im Ölmanagement«, sagte Richard Elliott. Seiner Sprechweise nach konnte der schmächtige, bläßliche zweite Mann aus Georgia kommen. Die Sache mit dem Regierungsschulungskurs war eine typische Metcalfe-Idee.
    »Und die Firmenwohnung«, fragte David, »wo ist die?«
    Diesmal antwortete Cooper: »Sie werden das kleine Firmen-Apartment im Barbican bekommen, nur ein paar hundert Meter von unserem Londoner Büro entfernt.«
    David hatte keine Fragen mehr – Silverman hatte sie bereits alle beantwortet und schien genau zu wissen, was David wollte.
    Zehn Tage später erhielt er ein Telegramm von Silverman mit der Einladung zum Lunch im ›Club 21‹ in New York. Die vornehme Atmosphäre des Restaurants vermittelte David das sichere Vertrauen, daß diese Leute sich auf ihr Geschäft verstanden. Ihr Tisch befand sich in einer jener kleinen Nischen, die von Geschäftsleuten bevorzugt wurden, die den vertraulichen Charakter ihrer Unterhaltung
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