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Es ist nicht alles Gold was glänzt

Titel: Es ist nicht alles Gold was glänzt
Autoren: Jeffrey Archer
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18.15-Uhr-Zug erwischte. Er war mit einem ehemaligen Kommilitonen aus Harvard zum Abendessen in Oxford verabredet.
    Während ihn der Zug der Universitätsstadt entgegentrug, dachte er über Stephen Bradley nach, der während seiner Harvardzeit sein Freund gewesen war und David und anderen Studenten damals in großzügigster Weise bei den Arbeiten in ihrem Mathematikseminar geholfen hatte. Stephen, jetzt Gastdozent am Magdalen College, war zweifellos der brillanteste junge Wissenschaftler seiner Generation. Er hatte das Kennedy-Memorial-Stipendium für Harvard gewonnen und später, im Jahre 1970, den Wister-Preis für Mathematik, die begehrteste Auszeichnung in der Mathematischen Fakultät. Dieser Preis bestand, in Geld ausgedrückt, zwar nur in lächerlichen 80 Dollar und einer Medaille, aber die damit verbundene Anerkennung und die daraus resultierenden Angebote machten den Wettbewerb äußerst scharf. Stephen hatte den Preis mit souveräner Leichtigkeit gewonnen, und niemand war überrascht, daß sein Gesuch um eine Gastdozentur in Oxford von Erfolg gekrönt war. Er befand sich nun im dritten Jahr seiner Forschungsarbeiten am Magdalen College. Veröffentlichungen von Bradley über Boolesche Algebra erschienen ständig in den ›Proceedings of the London Mathematical Society‹. Er war soeben auf einen Lehrstuhl für Mathematik an seiner Alma mater Harvard berufen worden.
    Der 18.15-Uhr-Zug von Paddington kam um 19.15 Uhr in Oxford an, und nach einer kurzen Taxifahrt, vorbei am Worcester College und durch die New College Lane, erreichte David um 19.30 Uhr das Magdalen College. Einer der Pedelle begleitete David zu Stephens altertümlichen und geräumigen Zimmern, in denen ein gemütliches Durcheinander von Büchern, Kissen und Stichen herrschte. Welch ein Gegensatz zu den sterilen Wänden von Harvard, dachte David. Stephen war da, um ihn zu empfangen. Er schien überhaupt nicht verändert. Sein aufgeschossener, dünner, linkischer Körper ließ jeden Anzug wirken, als hinge er an ihm wie auf einem Kleiderbügel; kein Schneider hätte seine Figur jemals als Muster für eine Kleiderpuppe brauchen können. Seine dichten Augenbrauen ragten über seine altmodischen runden Brillengläser hinaus, hinter denen er sich in seiner Schüchternheit gleichsam zu verbergen suchte. Er schlenderte David entgegen, um ihn zu begrüßen, im einen Augenblick ein alter Mann, im nächsten Moment jünger als seine dreißig Jahre. Stephen schenkte David einen ›Jack Daniels‹-Whisky ein, und sie ließen sich zu einem zwanglosen Gespräch nieder. Obgleich Stephen David in Harvard niemals als einen wirklichen Freund betrachtet hatte, war er doch immer gern bereit gewesen, einen so lernbegierigen Mitstudenten mit seinem Wissen zu fördern, und außerdem begrüßte er jede Gelegenheit, in Oxford den Gastgeber für Amerikaner zu spielen.
    »Das waren drei denkwürdige Jahre, David. Das einzig traurige Ereignis war der Tod meines Vaters letztes Jahr«, sagte Stephen. »Er war an meinen Fortschritten immer so interessiert und hat meine akademische Arbeit außerordentlich unterstützt. Ich vermisse ihn wirklich. – Im übrigen hat er mich ziemlich wohlhabend zurückgelassen … Du bist der clevere Geschäftsmann, David. Was um Himmels willen soll ich mit einer Hinterlassenschaft von 250.000 Dollar tun, die lediglich auf einem Bankkonto herumliegen? Irgendwie finde ich nie die Zeit, mich darum zu kümmern, und wenn es um Kapitalanlagen geht, habe ich keine Ahnung, wo ich anfangen und wo ich aufhören soll.«
    Das war das Stichwort für David, um Stephen von seiner neuen verantwortungsvollen Tätigkeit bei der Prospecta Oil zu erzählen. »Warum investierst du dein Geld nicht in meiner Firma, Stephen? Wir haben eine phantastisch erfolgreiche Bohrung in der Nordsee gemacht, und sobald wir das bekanntgeben, werden die Aktien natürlich gewaltig steigen. Das Ganze würde nur ungefähr einen Monat dauern – in dieser Zeit könntest du das Spekulationsgeschäft deines Lebens machen. Ich wünschte nur, ich hätte Geld, um es da hineinstecken zu können.«
    »Kennst du die gesamten Einzelheiten über die Bohrung?« fragte Stephen.
    »Nein, aber ich habe den Bericht des Geologen, und der liest sich ganz ausgezeichnet. Das Problem ist, daß die Aktien bereits sehr rasch ansteigen. Ich bin zwar überzeugt, daß sie schließlich 20 Dollar erreichen werden, aber trotzdem sollte man keine Zeit verlieren.«
    Stephen überflog den Geologenbericht mit dem
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