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Es ist nicht alles Gold was glänzt

Titel: Es ist nicht alles Gold was glänzt
Autoren: Jeffrey Archer
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Sharpley kennen, einen jungen Mann aus Boston, der die Im- und Exportfirma seines Vaters geerbt hatte, spezialisiert auf die Einfuhr von Whisky und auf die Ausfuhr von Pelzen. In Choate und später im Dartmouth College erzogen, besaß Sharpley die Selbstsicherheit und den Charme der Bostoner oberen Zehntausend – Eigenschaften, um die die übrigen Amerikaner diese so oft beneiden. Er war groß und blond und sah aus wie ein Wikingersproß. Umgeben von der Aura des begabten Dilettanten, konnte er nur feststellen, daß die meisten Dinge ihm fast von selbst zufielen, besonders Frauen. Alles in allem verkörperte er das völlige Gegenteil von Harvey, und gerade dieser Gegensatz brachte sie zusammen.
    Für Roger gab es nur ein einziges Ziel: zur Marine zu gehen. Aber nach Absolvierung seines Examens in Dartmouth hatte er wegen der schlechten Gesundheit seines Vaters in die Familienfirma eintreten müssen. Er war nur wenige Monate dort tätig gewesen, als sein Vater starb. Roger hätte Sharpley & Son liebend gern an den erstbesten Interessenten verkauft, aber sein Vater Henry hatte in einem Kodizill zu seinem Testament bestimmt, daß der Erlös zwischen seinen Verwandten aufgeteilt werden müßte, falls die Firma vor Rogers vierzigstem Geburtstag (dem letztmöglichen Termin, zu dem man in die US-Navy eintreten kann) verkauft würde.
    Harvey ließ sich Rogers Problem lange und reiflich durch den Kopf gehen. Nach zwei ausgedehnten Sitzungen mit einem geschickten New Yorker Anwalt schlug er Roger schließlich folgenden Verfahrensweg vor: Harvey würde 49 Prozent von Sharpley & Son für 100.000 Dollar und die jeweils ersten 20.000 Dollar vom Gewinn jedes Jahres kaufen. Im Alter von 40 Jahren würde Roger die verbleibenden 51 Prozent für weitere 100.000 Dollar abtreten. Der Aufsichtsrat würde aus drei Mitgliedern bestehen – Harvey, Roger und einem dritten, von Harvey zu ernennenden –, wodurch Harvey die uneingeschränkte Kontrolle zu fiele. Harvey hätte nichts dagegen einzuwenden, daß Roger in die Marine eintreten und lediglich zu den jährlichen Aktionärsversammlungen erscheinen würde.
    Roger vermochte sein Glück kaum zu fassen. Er konsultierte niemanden in der Firma Sharpley & Son, da er nur zu gut wußte, daß man versuchen würde, ihn von diesem Schritt abzubringen. Damit hatte Harvey gerechnet und seine Jagdbeute somit richtig eingeschätzt. Nach nur wenigen Tagen Bedenkzeit stimmte Roger dem Vorschlag zu und erklärte sich damit einverstanden, den Vertrag in New York ausfertigen zu lassen – weit genug von Boston entfernt, um sicherzugehen, daß niemand in der Firma etwas von dem erfahren würde, was vor sich ging. Inzwischen begab sich Harvey wiederum zur Morgan Bank, wo er mittlerweile als kreditwürdiger Kunde galt. Der Direktor erklärte sich bereit, ihm bei seinem neuen Unternehmen mit einem Darlehen von 50.000 Dollar unter die Arme zu greifen. Diese Summe, zuzüglich seiner eigenen 50.000 Dollar, versetzten Harvey in die Lage, 49 Prozent von Sharpley & Son zu kaufen und damit der fünfte Präsident der Firma zu werden. Die rechtsgültigen Unterlagen wurden am 14. Oktober 1930 in New York unterzeichnet.
    Roger reiste umgehend nach Newport, Rhode Island, ab, um seinen Offizierslehrgang in der US-Navy anzutreten. Harvey begab sich zur Grand Central Station, um den Zug nach Boston zu nehmen. Seine Tage als Botenjunge bei der New Yorker Börse waren vorüber. Er war 21 Jahre alt und Präsident seiner eigenen Firma.
    Stets verstand es Harvey, das, was in den Augen der meisten eine Katastrophe war, in einen Triumph zu verwandeln. Das amerikanische Volk stöhnte noch immer unter der Prohibition, und wenngleich Harvey Pelze exportieren konnte – Whisky durfte er nicht einführen. Gerade das hatte der Firma jedoch in den letzten Jahren eine Gewinneinbuße eingetragen. Aber Harvey gelang es mit Hilfe einer kleinen Bestechung, in die der Bürgermeister von Boston, der Polizeipräsident und die Zollbeamten an der kanadischen Grenze hineinverwickelt wurden – dazu einer Zahlung an die Mafia, um sicherzustellen, daß seine Produkte die Restaurants und Kneipen auch wirklich erreichten –, daß die Whisky-Importe zu- statt abnahmen. Die Firma Sharpley & Son verlor ihre altgedienten und bewährten Mitarbeiter und ersetzte sie durch die kleinen Ungeheuer, die in Harvey Metcalfes persönlichen Dschungel besser hineinpaßten.
    Von 1930 bis 1933 erweiterte Harvey Schritt für Schritt seine Machtposition; als aber
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