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Es gibt kein nächstes Mal

Es gibt kein nächstes Mal

Titel: Es gibt kein nächstes Mal
Autoren: Imogen Parker
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als ich es nicht ertragen konnte, wenn ein Kissen
nicht frisch aufgeschüttelt war oder nicht an seinem Platz lag. Durch Kinder
ändert sich vieles. Es liegt nicht nur daran, daß man sich einfach nicht mehr
die Mühe macht, nein, es kommt daher, daß auch sie Persönlichkeiten haben.
Trotzdem ist es mir schleierhaft, von wem sie den Hang zur Unordnung geerbt
haben. Und jetzt setz dich erst mal hin, dort drüben... oh, tut mir leid, ich
habe Zoe doch gesagt, daß sie ihre Farben wegräumen soll...«
    »Wo steckt Zoe?« fragte Gemma.
    »Sie ist oben. Sie ist ein wenig schüchtern,
wahrscheinlich bastelt sie etwas für dich. Das sollte man aber auch hoffen,
wenn man an all die vielen schönen Anziehsachen denkt, die du ihr im Lauf der
Jahre geschickt hast. Weißt du überhaupt schon, daß sie als erste in ihrer
Klasse Sachen von Gap getragen hat? Die haben das enorm teure Fahrrad, das wir
für sie gekauft hatten, restlos in den Schatten gestellt. Es ist gräßlich,
mitanzusehen, wie sie in so jungen Jahren schon so eitel werden.«
    »Das tut mir leid.«
    »Nein. Das ist doch nicht deine Schuld. Zu
meinem Bedauern muß ich sagen, daß auch dieser Zug genetisch vererbt worden
sein könnte. Soviel zu all den Modelleisenbahnen, die wir ihr gekauft haben...
aber man hat sie eben trotzdem lieb, nicht wahr?« Sie drückte dem kleinen
Jungen einen Kuß auf die Wange und setzte ihn auf dem Fußboden ab. Er krabbelte
auf Gemmas Beine zu.
    »Hallo, Alexander«, sagte sie. Sie hob ihn hoch
und setzte ihn auf ihren Schoß.
    »Also, wirklich, Gemma, sieh dich vor. Sonst
wirst du dir deine schönen Sachen noch ruinieren.«
    »Das sind doch nur Jeans, Kathy.« Sie fing an,
den kleinen Jungen behutsam auf ihren Knien hopsen zu lassen. Er kicherte. Sie
beugte sich vor, küßte sein Haar und sog tief den frischen, sauberen Babygeruch
seiner Locken ein.
    »Riechen Babies nicht wunderbar?«
    »Hm. So rum vielleicht«, sagte Kathy.
    »Und was hält Zoe von ihrem kleinen Bruder?«
    »Normalerweise benimmt sie sich sehr gut. Es war
ein Schlag für sie, nachdem sie neun Jahre lang ein Einzelkind gewesen ist,
aber sie ist so viel älter als er, daß sie sich eher wie seine zweite Mummy
fühlt. Bestimmt kommt sie gleich runter. Tee oder lieber etwas Alkoholisches?«
    »Etwas Alkoholisches, bitte.«
    »Ich fürchte, ich kann dir nur Wein anbieten. Den
einen oder anderen australischen Weißwein. Derzeit kriegt man nur noch Wein aus
Australien. Ist dir das recht?«
    Sie entkorkte eine halbvolle Flasche und
schenkte große Gläser ein.
    »Willkommen zu Hause!«
    »Danke.«
    Plötzlich funkelten Tränen in den Augen beider
Frauen.
    »Weißt du, du siehst wirklich phantastisch aus«,
sagte Kathy hastig, um eine Pause zu füllen, die Gefahr lief, sentimental zu
werden. »Ich meine, du bist schon immer hübsch gewesen«, fuhr sie eilig fort,
»aber der Unterschied ist der, daß du jetzt geschniegelt bist. Früher war ich
die Elegante!« fügte sie wehklagend hinzu.
    »Was soll das heißen?« fragte Gemma. »Das hört
sich so an, als sei ich ein Pferd.«
    »Es liegt an deiner Mähne... ich meine, an
deinem Haar«, scherzte Kathy. »Vermutlich hat es noch dieselbe Farbe, aber
früher war es immer wuschelig, hellbraun und ein wenig struppig, und jetzt
schimmert es seidig und hat einen blassen Goldton. Wir reden hier von einem
Shetlandpony, das sich in einen Palomino verwandelt. Was tust du für dein Haar?«
    »Ich lasse es mich Hunderte von Dollar kosten«,
sagte Gemma lachend.
    »Erzähl mir alles über diesen neuen Job«, sagte
Kathy.
    Stellte sie diese Frage, weil sich Frauen von
einem gewissen Alter an nur noch durch ihren Job oder durch ihre Kinder
definieren konnten? fragte sich Gemma. Sie wollte nicht über die Arbeit reden,
sondern viel lieber darüber, was für ein seltsames Gefühl es doch war, in
Kathys äußerst erwachsener Küche zu sitzen. Sie trank einen großen Schluck von
dem Wein. Er war kalt, herb und gut.
    »Tja, ich werde bei Red Rose als Lektorin
arbeiten. Du kennst doch die Art von Büchern, die dort rausgebracht werden?«
    Kathy nickte. Red Rose war ein geläufiger
Begriff, ein Synonym für romantische Unterhaltungsliteratur für Frauen. Das
Image des Verlages war derart festgelegt, daß man von jeder klischeehaften
Liebesgeschichte als »eine Art Red-Rose-Situation« sprach.
    »Nun«, fuhr Gemma fort, »sie machen immer so
weiter, aber die Verkaufszahlen sind ein wenig gesunken, und ihre
Marktforschungsergebnisse besagen, daß sie
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