Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es geschah in einer Sommernacht

Es geschah in einer Sommernacht

Titel: Es geschah in einer Sommernacht
Autoren: Annie West
Vom Netzwerk:
während er sich anschnallte und den Wagen startete.
    Er musste seine Beifahrerin nicht anschauen, um zu wissen, dass sie am Ende ihrer Kräfte war. Sie war mit Sicherheit eine Kämpfernatur, aber jetzt schien sie kurz vor dem Zusammenbruch zu sein. Dunkle Schatten zeichneten sich unter ihren schönen Augen ab. Ihr Körper zitterte unaufhörlich, und in ihrem Gesicht stand die pure Erschöpfung geschrieben.
    Zum Teufel. Sie konnte es nicht mit einem Monster wie Charles Wakefield aufnehmen!
    Körperlich war sie so schwach, dass sie eigentlich ins Bett gehörte. Wie sie es geschafft hatte, an dem Sicherheitsdienst vorbeizukommen, um auf die Party zu gelangen, war Ronan ein Rätsel. Sie hatte wohl mehr Glück alsVerstand gehabt.
    An der nächsten Ampel hielt er und warf Marina einen forschenden Blick zu.
    Sie blickte stur geradeaus. Entweder sah sie seinen Blick nicht, oder sie beachtete ihn nicht. Ihre Schultern hingen schlaff herunter, sie kaute auf ihrer Unterlippe. Sein Blick blieb kurz an ihren Lippen hängen, bevor er wieder auf die Straße sah.
    Wer war sie? Eine zornige Frau, die sich an einem Exliebhaber rächen wollte? Wakefield war als Schürzenjäger bekannt. Oder stimmte es, was sie gesagt hatte? War sie wirklich die Schwester eines Opfers vonWakefields schmutzigen Geschäften? Und wieso nur trug sie diese unförmigen Klamotten? Ronan hatte ihre verlockenden Kurven unter dem Kostüm gespürt. Er war sich ziemlich sicher, dass Marina Lucchesi einen zweiten Blick wert war.
    Außerdem bewunderte er ihren Mut. Wahrscheinlich hatte schon lange niemand mehr so mit Charles Wakefield gesprochen. Wenn die Situation nicht zu ernst gewesen wäre, hätte er sich köstlich über Wakefields schockierte Miene amüsieren können.
    Ja, diese Frau hatte Schneid.
    Und ihre Lippen erst … Er hätte gern gewusst, wie sie wohl schmeckten. Marinas Lippen waren voll und rot, unglaublich sinnlich geschwungen … Noch nie hatte er einen so erotischen Mund gesehen.
    Ronan spürte, wie seine Erregung wuchs, und schüttelte energisch den Kopf. Dies hier war mit Sicherheit nicht der passende Augenblick für erotische Fantasien.
    Die Ampel wurde grün, und er trat aufs Gaspedal. Plötzlich hörte er neben dem Motorengeräusch noch etwas anderes. Ein leises Stöhnen? Ein Aufschluchzen?
    „Was ist?“, fragte er und blickte besorgt zur Seite.
    „Ach, gar nichts“, entgegnete sie ironisch. „Ich frage mich nur, wie ich es geschafft habe, an einem Abend gleich mit zwei Multimillionären aneinanderzugeraten. Ein neuer Rekord.“
    Er grinste. Sie war verwundet, aber sie gab nicht auf.
    Marina seufzte. „Kein normaler Freitagabend.“
    „Was wäre denn ein normaler Freitagabend für Sie?“ Es interessierte ihn wirklich. Sie war einer der interessantesten Menschen, die er seit Langem getroffen hatte.
    „Jedenfalls keine Partys mit der High Society.“
    „Nicht gerade High Society“, entgegnete er. „Es waren viele ganz normal arbeitende Menschen dort.“
    „Und viele verwöhnte, die sich noch nie in ihrem Leben die Hände schmutzig gemacht haben.“
    Er überhörte es. Es waren natürlich einige Schmarotzer da gewesen. So wie immer, wenn es etwas umsonst gab.
    „Sie hätten es mir sagen sollen“, bemerkte Marina nach einem kurzen Schweigen.
    „Was?“
    „Wer Sie sind“, sagte sie tonlos. „Ich komme mir vor wie ein Idiot.“
    „Ich weiß nicht, was das geändert hätte.“ Er versuchte so gut wie möglich, sein Gesicht aus den Klatschspalten herauszuhalten. Im Gegensatz zu Wakefield hasste Ronan den Rummel um seine Person, und er war froh, wenn er seine Ruhe hatte. Er fand es wirklich nicht besonders spaßig, überall erkannt zu werden.
    Doch Marinas Schweigen war eher vorwurfsvoll, als dass es vonVerständnis zeugte.
    „Vielleicht haben Sie recht“, gab er zu. „Ich hätte es Ihnen gleich sagen können. Aber ich kam ja gar nicht dazu. Ich musste schließlich Angst haben, dass sie jeden Moment tot umfallen.“
    „Und danach? Später?“ Sie blieb hartnäckig.
    Gute Frage. Warum hatte er es ihr nicht gesagt? Hatte er es etwa genossen, wie sein Körper auf eine Frau reagierte, die keine Ahnung hatte, wer er war? Die Mischung aus ihrer forschen Art ohne jede Ehrfurcht und ihrer körperlichen Zerbrechlichkeit hatte seinen Beschützerinstinkt geweckt. Und seine Hormone angeregt.
    „Es war einfach schön, mal mit jemandem zu sprechen, der er selbst ist. Der sich nicht verstellt, nur um einen guten Eindruck bei mir zu machen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher