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Es begann in einer Winternacht

Es begann in einer Winternacht

Titel: Es begann in einer Winternacht
Autoren: Lisa Kleypas
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dass einige Frauen auf besondere Weise Funken in ihm schlugen, die seine Sinnlichkeit weckten. Aus irgendeinem Grund gehörte dieses ungelenke, stotternde Mädchen zu ihnen. Er wollte sie in sein Bett nehmen.
    Seine Vorstellungskraft breitete unwiderstehliche Bilder vor ihm aus. Er sah ihren Körper, ihre Kurven und die Haut, die er bisher noch nicht gesehen hatte, die Rundung ihrer Hüften, als er sie in seinen Händen barg. Er wollte ihren Duft in seiner Nase, auf seiner eigenen Haut … spüren, wie sich ihre langen Haare auf seinem Hals und seiner Brust wanden … er wollte unaussprechliche Dinge mit ihrem Mund und mit dem seinen tun.
    „Dann sind wir uns einig“, sagte er leise. „Ich nehme Ihren Vorschlag an. Es gibt natürlich noch viel zu besprechen, aber wir haben zwei Tage, bis wir Gretna Green erreichen.“ Er stand von seinem Sessel auf und streckte sich.
    Lächelnd bemerkte er, wie ihr Blick verstohlen über seinen Körper glitt. „Ich lasse die Kutsche fertig machen und meinen Kammerdiener einige Sachen für mich packen. Wir werden noch innerhalb der nächsten Stunde abreisen.
    Sollten Sie sich im Übrigen irgendwann auf dieser Reise entschließen, unsere Abmachung zu brechen, werde ich Sie erwürgen.“
    Sie warf ihm einen spöttischen Blick zu. „Sie wären nicht so nervös, wenn Sie dies nicht vor einer Woche mit einem unwilligen Opfer versucht hätten.“
    „Touche. Dann können wir Sie also als williges Opfer beschreiben?“
    „Als geradezu begieriges Opfer“, sagte Evangeline kurz. Sie sah so aus, als könnte sie es nicht abwarten, aufzubrechen.
    „Das sind mir die liebsten“, bemerkte er und verbeugte sich höflich, bevor er die Bibliothek mit langen Schritten verließ.

2. KAPITEL
    Nachdem Lord St. Vincent das Zimmer verlassen hatte, atmete Evie mit einem zitternden Seufzer aus und schloss die Augen. St. Vincent brauchte sich keine Sorgen zu machen, dass sie ihre Meinung ändern würde. Jetzt, da sie zu einer Einigung gekommen waren, war sie hundertmal ungeduldiger als er, endlich aufzubrechen. Das Wissen, dass Onkel Brook und Onkel Peregrine vermutlich jetzt schon nach ihr suchten, erfüllte sie mit Angst.
    Am Ende des Sommers war es ihr einmal gelungen, dem Haus zu entkommen, aber sie hatten sie am Eingang zum Kasino ihres Vaters wieder eingefangen. Onkel Peregrine hatte sie nach Hause gebracht und sie in der Kutsche so herumgestoßen, dass ihr die Lippe aufgeplatzt war, sie ein dickes Auge bekommen hatte und ihre Arme und ihr Rücken mit blauen Flecken übersät gewesen waren. Danach war sie zwei Wochen lang in ihrem Zimmer eingesperrt worden, und man hatte ihr wenig mehr als Wasser und Brot zugestanden.
    Niemand, nicht einmal ihre Freundinnen Annabelle, Lillian und Daisy, ahnten, was sie hatte erdulden müssen. Das Leben im Haus der Maybricks war ein Albtraum. Die Maybricks, die Familie ihrer Mutter, und die Stubbins’ – Florence, die Schwester ihrer Mutter, und ihr Mann Peregrine – hatten sich zusammengetan, um Evies Willen zu brechen. Sie waren verärgert und verwirrt, warum sich das als so schwierig herausstellte. Und Evie war mindestens so verwundert wie sie. Sie hätte niemals gedacht, dass sie harte Bestrafungen, Gleichgültigkeit und sogar Hass ertragen könnte, ohne zusammenzubrechen. Vielleicht steckte in ihr mehr von ihrem Vater, als irgendjemand geahnt hatte. Ivo Jenner war ein Boxer gewesen, der mit den baren Fäusten gekämpft hatte, und das Geheimnis seines Erfolgs im Ring wie außerhalb war nicht sein Talent, sondern seine Zähigkeit. Offensichtlich hatte sie diese Hartnäckigkeit von ihm geerbt.
    Evie wollte ihren Vater sehen. Sie wollte es so sehr, dass dieses Verlangen beinahe ein körperlicher Schmerz war.
    Er war der einzige Mensch auf der ganzen Welt, dem sie nicht vollkommen egal war. Seine Liebe war gedankenlos, aber sie war mehr, als sie von jedem anderen bekommen hatte. Sie verstand, warum er sie vor so langer Zeit, direkt nachdem ihre Mutter im Kindbett gestorben war, den Maybricks übergeben hatte. Eine Spielhölle war kein Ort, um ein Kind aufzuziehen. Und obwohl die Maybricks nicht von Adel waren, galten sie doch als eine äußerst gute Familie. Trotzdem fragte sich Evie manchmal unwillkürlich, ob ihr Vater wohl die gleiche Wahl getroffen hätte, wenn er gewusst hätte, wie sie sie behandeln würden. Wenn er auch nur die geringste Vorstellung davon gehabt hätte, dass sich die ganze Wut der Familie über die Rebellion ihrer jüngsten Tochter
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