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Es begann in einer Winternacht

Es begann in einer Winternacht

Titel: Es begann in einer Winternacht
Autoren: Lisa Kleypas
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dem Debakel der missglückten Entführung letzte Woche hatte er wenig Verlangen, noch einmal etwas Ähnliches durchzumachen.
    Aber mit einer Sache hatte sie recht. Sebastian war in der Tat verzweifelt. Wie eine Vielzahl von Gläubigern bestätigen konnte, war er ein Mann, der es liebte, sich gut zu kleiden, gut zu essen, gut zu leben. Der magere Unterhalt, den er vom Duke bekam, würde bald eingestellt werden, und er hatte nicht genug Geld auf der Bank, um auch nur einen Monat durchzustehen. Für einen Mann, der immer gerne den einfachsten Weg genommen hatte, kam dieses Angebot als Gottesgeschenk. Wenn sie wirklich bereit war, es durchzuziehen.
    „Man sollte einem geschenkten Gaul nicht ins Maul sehen“, sagte Sebastian beiläufig, „aber wie nah ist Ihr Vater dem Tod? Einige Menschen verbringen Jahre auf ihrem Sterbebett. Kein guter Stil, habe ich immer gedacht, die Leute so warten zu lassen.“
    „Sie werden nicht lange warten müssen“, kam ihre Antwort, leise und stockend. „Mir wurde gesagt, dass er vermutlich innerhalb der nächsten zwei Wochen sterben wird.“
    „Wer garantiert mir, dass Sie nicht Ihre Meinung ändern, bevor wir Gretna Green erreichen? Sie wissen, welche Art Mann ich bin, Miss Jenner. Muss ich Sie daran erinnern, dass ich erst letzte Woche versucht habe, eine Ihrer Freundinnen zu entführen und zu entehren?“
    Evangeline betrachtete ihn scharf. Anders als seine eigenen hellblauen Augen waren ihre von einem dunklen Saphirton. „Haben Sie versucht, Lillian Gewalt anzutun?“, fragte sie kurz.
    „Ich habe es angedroht.“
    „Hätten Sie Ihre Drohung wahr gemacht?“
    „Ich weiß nicht. Ich habe es nie zuvor getan, aber, wie Sie schon feststellten, ich bin verzweifelt. Und wo wir schön beim Thema sind … Schlagen Sie mir eine reine Vernunftehe vor, oder werden wir gelegentlich das Bett teilen?“
    Evangeline ignorierte die Frage und beharrte: „Hätten Sie sich ihr aufgezwungen oder nicht?“
    Sebastian musterte sie mit offensichtlichem Spott. „Wenn ich jetzt Nein sage, Miss Jenner, wie wollen Sie wissen, ob ich lüge? Nein. Ich hätte sie nicht vergewaltigt. Ist das die Antwort, die Sie hören wollten? Dann glauben Sie es, wenn Sie sich dann sicherer fühlen. Aber zurück zu meiner Frage …“
    „Ich werde einmal mit Ihnen das B-Bett teilen“, sagte sie, „um die Ehe gültig zu machen. Danach nie wieder.“
    „Großartig“, murmelte er. „Ich nehme nur ungern dieselbe Frau zweimal in mein Bett. Nachdem der erste Reiz verflogen ist, ist es einfach unfassbar langweilig. Außerdem würde ich nie so kleinbürgerlich sein, meine eigene Frau zu begehren. Das macht den Eindruck, man könnte sich keine Geliebte leisten. Da ist natürlich die Frage nach einem Erben … aber solange Sie diskret sind, soll es mir völlig egal sein, wessen Kind es ist.“
    Sie blinzelte nicht einmal. „Ich will, dass ein Teil meines Erbes für mich treuhänderisch angelegt wird. Ein großzügiger Teil. Die Zinsen gehören mir allein, und ich werde sie so ausgeben, wie es mir gefällt – ohne Ihnen Rechenschaft darüber ablegen zu müssen.“
    Sebastian wurde klar, dass sie alles andere als dumm war, auch wenn ihr Stottern viele zu dieser Annahme verleiten könnte. Sie war daran gewöhnt, dass man sie unterschätzte, ignorierte, übersah»… und er spürte, dass sie dies, wann immer möglich, zu ihrem Vorteil einsetzen würde. Das weckte sein Interesse.
    „Ich wäre ein Narr, wenn ich Ihnen trauen würde“, sagte er. „Sie könnten unsere Abmachung jederzeit brechen.
    Und Sie wären sogar eine noch größere Närrin, mir zu vertrauen. Denn wenn wir erst einmal verheiratet sind, kann ich Ihr Leben viel effektiver zur Hölle machen, als es die Familie Ihrer Mutter sich auch nur erträumen könnte.“
    „Ich hätte es lieber, wenn es jemand wäre, den ich ausgesucht habe“, entgegnete sie grimmig. „Besser Sie als Eustace.“
    Sebastian grinste. „Das spricht nicht für Eustace.“
    Sie erwiderte sein Lächeln nicht, sank nur ein wenig tiefer in ihren Sessel, als wäre eine große Spannung von ihr abgefallen, und starrte ihn mit verbissener Resignation an. Ihre Blicke bohrten sich ineinander, und Sebastian war sich ihrer plötzlich, in einem jähen Gefühl, das ihn von Kopf bis Fuß durchfuhr, sehr bewusst.
    Es war nicht ungewöhnlich, dass eine Frau ihn so schnell erregte. Er hatte schon vor langer Zeit festgestellt, dass er ein Mann mit ausgesprochen körperlichen Bedürfnissen war und
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