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Es begann in einer Winternacht

Es begann in einer Winternacht

Titel: Es begann in einer Winternacht
Autoren: Lisa Kleypas
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auf ein hilfloses Kind konzentrieren würde … Aber es war sinnlos, sich darüber jetzt noch Gedanken zu machen.
    Ihre Mutter war tot, und ihr Vater lag nun ebenfalls im Sterben, und es gab Dinge, die Evie ihn noch fragen musste, bevor er ging. Ihre beste Chance, den Maybricks zu entkommen, war der unerträgliche Aristokrat, den sie eben eingewilligt hatte zu heiraten.
    Sie war überrascht, dass sie so gut mit St. Vincent hatte reden können. Mit seiner goldenen Schönheit, den winterkalten Augen und seinem für Küsse und Lügen geschaffenen Mund war er mehr als nur ein wenig einschüchternd. Er sah aus wie ein gefallener Engel, mit all der gefährlichen männlichen Schönheit, die sich Luzifer nur ausdenken konnte. Er war außerdem egoistisch und skrupellos, wie er mit dem Versuch, die Verlobte seines besten Freundes zu entführen, bewiesen hatte. Aber Evie war klar geworden, dass so ein Mann genau der richtige Gegner für die Maybricks wäre.
    Natürlich würde St. Vincent ein fürchterlicher Ehemann sein. Aber solange Evie sich keinen Illusionen über ihn hingab, könnte sie damit leben. Weil er ihr vollkommen egal war, konnte sie sehr leicht über seine Indiskretionen hinwegsehen und seine Beleidigungen überhören.
    Wie sehr sich ihre Ehe von denen ihrer Freundinnen unterscheiden würde. Beim Gedanken an die Mauerblümchen überkam sie das plötzliche Bedürfnis zu weinen. Es war unmöglich, dass Annabelle, Daisy oder Lillian – vor allem Lillian – noch mit Evie befreundet bleiben würden, nachdem sie St. Vincent geheiratet hatte. Sie blinzelte, um das Brennen der aufsteigenden Tränen zu vertreiben, und schluckte den scharfen Schmerz in ihrer Kehle hinunter. Es war sinnlos zu weinen. Auch wenn es kaum die perfekte Lösung für ihr Dilemma war, war es die beste, die ihr einfiel.
    Der Gedanke an die Wut ihrer Tanten und Onkel, wenn sie erfahren würden, dass sie – und ihr Vermögen – für immer ihrem Zugriff entzogen wären, linderte Evies Unglück ein wenig. Es war all das wert, wenn sie nur nicht ihr ganzes Leben unter dieser Kontrolle verbringen musste. Ebenfalls alles wert war es, nicht zu einer Ehe mit dem armen, feigen Eustace gezwungen zu werden, der Zuflucht in einem Übermaß an Essen und Alkohol fand, bis er beinahe zu dick war, um noch durch die Tür zu seinem eigenen Zimmer zu passen. Auch wenn er seine Eltern genauso sehr hasste wie Evie,“Würde er es doch nie wagen, sich ihnen zu widersetzen.
    Ironischerweise war es Eustace gewesen, der Evie dazu gebracht hatte, an diesem Abend endlich wegzulaufen. Er war früher am Tag mit einem Verlobungsring zu ihr gekommen, einem Goldband mit einem Stein aus Jade.
    „Hier“, hatte er ein wenig verlegen gesagt. „Mutter hat gesagt, dass ich dir den geben soll. Und du wirst nichts zu essen bekommen, bis du ihn bei Tisch trägst. Das Aufgebot wird nächste Woche bestellt, hat sie gesagt.“
    Es kam nicht unerwartet. Nachdem die Familie drei Saisons lang vergeblich versucht hatte, einen adligen Ehemann für Evie zu finden, waren sie endlich zu dem Schluss gekommen, dass sie durch sie keine vorteilhafte Verbindung würden schließen können. Und in Anbetracht der Tatsache, dass sie bald ihr Erbe erhalten würde, hatten sie den Plan geschmiedet, ihr zukünftiges Vermögen selbst zu behalten, indem sie sie an einen ihrer Cousins verheirateten.
    Sobald sie Eustaces Worte hörte, hatte Evie eine überraschende Welle von Wut durchströmt, die sie heftig hatte erröten lassen. Eustace lachte und sagte: „Himmel, du bist ja ein schöner Anblick, wenn du rot wirst. Dein Haar sieht tatsächlich orange aus.“
    Evie verbiss sich eine sarkastische Entgegnung und versuchte, sich zu beruhigen und sich auf die Worte zu konzentrieren, die in ihr hin und her wirbelten wie Blätter vor einer Windbö. Mühsam sammelte sie sie zusammen und schaffte es, ohne Stottern zu fragen: „Cousin Eustace … wenn ich einwillige, dich zu heiraten … würdest du dich je auf meine Seite und gegen deine Eltern stellen? Würdest du mir erlauben, zu meinem Vater zu gehen und mich um ihn zu kümmern?“
    Das Lächeln verschwand aus Eustaces Gesicht, und seine plumpen Hamsterbacken senkten sich herab, als er in ihre ernsten blauen Augen starrte. Er wich ihrem Blick aus und sagte unbestimmt: „Sie wären nicht so streng mit dir, Cousine, wenn du nicht so ein starrsinniges kleines Mäuschen wärst.“
    Evie fühlte, wie sie die Geduld verlor und das Stottern wiederkam. „D-du
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