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Erzaehl mir was vom Himmel und der Erde

Erzaehl mir was vom Himmel und der Erde

Titel: Erzaehl mir was vom Himmel und der Erde
Autoren: Gudrun Mebs , Harald Lesch
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auf seinen Schoß gekrabbelt und verschmiert sein T-Shirt. Hoffentlich hat er daheim auch so eine Lisa…
    »Hör zu und nimm bitte den Teddy aus meinem Gesicht«, sagt der Prof. »Ich erzähle dir jetzt die Geschichte des Sterns von Bethlehem, im Jahre 6 vor unserer Zeitrechnung war das. Da kamen sich nämlich die beiden Planeten Jupiter und Saturn so nahe, dass sie zusammen so hell wie ein Stern leuchteten. Weil’s aber zu dieser Zeit noch keine Fernrohre gab, dachten die Astronomen in Babylon: Oh, da geht ein neuer Stern auf im Westland. Ein neuer Stern, das heißt ein neuer König! Und weil das in jenem Jahr drei Mal passiert ist, dass dieser vermeintlich neue Stern am Himmel erschienen ist, sind sie im Oktober losgezogen auf ihren Kamelen und so Anfang Dezember in Jerusalem angekommen und haben gesehen: Oh, dieser neue Stern steht ja genau im Süden! Weiter ging’s, die Kamele hatten bestimmt schon schlappe Hufe, und so sind sie glücklich nach Bethlehem gekommen. Und genau da stand am Himmel
ganz deutlich dieser neue Stern, der ja gar keiner war, wie wir heute wissen. Sondern zwei Planeten, Jupiter und Saturn, die sich zufällig getroffen haben und den Weisen aus dem Morgenland, die wahrscheinlich neugierige Astronomen waren, den Weg zum Stall, zum Jesuskind, gezeigt haben. Dass sie sich unheimlich gefreut haben über das Kind und es reich beschenkten, den neuen König, den Retter der Welt, das wissen wir ja alle, nicht wahr? In der Geschichte war es also ein Stern, der ihnen und damit uns allen das Wunder von Bethlehem gezeigt hat. Und das finde ich schön!«
    Ja, das finde ich auch… Also, wenn wir an Weihnachten in der Schule wieder das Krippenspiel spielen, dann will ich diesmal nicht der Josef sein, sondern ein Astronom mit einem Kamel!
    »Aber Prof, warum wird dann immer ein Komet mit Schweif gemalt, wenn’s doch gar keiner war?«, fragt Lisa, natürlich Lisa!
    »Liebes Kind, ich weiß es nicht«, antwortet der Prof und putzt seine Brille, da klebt Marmelade. »Vielleicht, weil so ein Komet mit seinem langen Schweif schöner aussieht als so ein Pünktchen-Stern? Ich allerdings finde unsere unzähligen Sterne wunderbar, was gibt’s denn Schöneres, als hochzugucken in den sternbestickten Nachthimmel und zu wissen, die alle da oben sind so weit weg, wie wir uns das gar nicht vorstellen
können, und trotzdem funkeln sie uns zu! Kann mir jetzt mal jemand den Dreckspatz hier abnehmen? Jetzt geht’s nämlich heim, meine Freunde, heute war unser letzter Treff.«
    »Neee!«, kreischt Celia und klammert sich fest wie ein Äffchen an seinen Hals.
    Unser letzter Treff mit dem Prof, tatsächlich, das haben wir ganz vergessen… Wir schauen uns an und ich glaub, jeder von uns wäre jetzt gerne Celia… Und auch die Brille vom Prof sieht ein bisschen feucht aus…
    »Singen!«, kreischt Celia dem Prof ins Ohr, er lächelt, steht auf, wir alle auch, und was wir singen, das ist wohl klar.
    »Weißt du, wie viel Sternlein stehen an dem blauen Himmelszelt ? Weißt du, wie viel Wolken gehen weithin über alle Welt? Gott der Herr hat sie gezählet, dass ihm auch nicht eines fehlet an der ganzen großen Zahl…«
    Singend marschieren wir aus dem Hörsaal der Uni, Celia auf den Schultern vom Prof. Bis wir draußen sind, haben wir alle Strophen durchgesungen und können uns gar nicht trennen. Dann aber doch, weil wir ja müssen. Da ist ein Gewinke hin und her, Lucas nimmt Celia huckepack, die Studenten summen immer noch, Lisa trägt Celias Teddy, und der Prof winkt uns immer noch zu und besonders mir.
    »Kommt gut heim, meine Freunde, ich werde euch vermissen. «

    Ich dich auch, will ich rufen, geht aber nicht. In meiner Kehle hocken Tränen… Mist!
    Da grinst Tim mit seinem Rucksack auf dem Rücken den Prof an und brummelt: »Musst du nicht, uns vermissen, meine ich. Morgen um drei ist bei Ida Geburtstagsparty. Da gibt’s leckere Sachen, und mein Papa kommt auch. Er ist eingeladen und du sowieso!«
    Mensch, Tim, ich schlucke, was für eine tolle Idee und du bist der beste Tim, den ich kenne!
    Weil, was macht mein Prof? Er reckt den Daumen hoch und lacht. Er kommt!!! Wenn jetzt Nacht wäre und Sterne würden funkeln, dann würde ich mir einen aussuchen und ihm einen Namen geben. Und der Name wäre Prof.

Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform
    1. Auflage 2011
    © 2011 cbj, München
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat: Paula Peretti
Innenillustrationen:
Catharina Westphal
    Ku · Herstellung: RF
Satz:
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