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Erwacht

Erwacht

Titel: Erwacht
Autoren: Jessica Shirvington
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Krieg tobte. Sogar Phoenix kämpfte, obwohl ich nicht sicher war, auf wessen Seite er stand.
    Onyx stand über mir, während ich mich auf dem Boden wand. Sein Lächeln hatte sich von amüsiert zu ekstatisch gesteigert. Der Gedanke an meinen Tod bescherte ihm pure Freude.
    »Weißt du, für jemanden, der so mächtig ist, bist du nicht besonders schlau. Als ich dir die Geschichte von Lilith erzählte, hatte ich eigentlich gedacht, ich hätte dir genug Information gegeben, damit du den Zusammenhang herstellen kannst.«
    Er kniete neben mir und meine Gedanken wanderten zurück zu der Nacht, in der ich die Leichen gesehen hatte, deren Inneres herausgerissen war. Er krempelte sich die Ärmel hoch. Mein Blick suchte die Schlacht ab, die um mich herum tobte. Wir würden verlieren. Ich konnte Lincoln kaum sehen, er war unter mindestens drei Verbannten begraben.
    Ich dachte an die Wüste zurück. Meine Stärke bestand in meiner Entschlossenheit, niemals aufzugeben. Mein Schwachpunkt war nicht mehr wichtig. Ich war verwundet – mehr als verwundet –, aber noch nicht tot. Ich griff nach oben und umklammerte Onyx’ Handgelenk. Ich fühlte, wie die Macht mich durchströmte. Er sah selbstzufrieden auf mich herunter.
    »Ich bewundere deinen Kampfgeist, aber du hast keinen Dolch, und der Schmuck, den du da am Handgelenk trägst, wird mir keinen Schaden zufügen.«
    Ich zuckte vor Schmerz zusammen, als ich mich vorbeugte, meine Armreifen zurückschob und die Male entblößte, die sich wie spiegelnde Quecksilberflüsse um meine Handgelenke schlängelten.
    Onyx’ Augen weiteten sich. »Du hast immer noch keinen Dolch und du kannst keinen Menschen aus mir machen, wenn ich es nicht will, und ich will es nicht.« Aber seine Stimme war jetzt nicht mehr so sorglos.
    Ich konnte meine Macht spüren, und dieses Mal musste ich nicht in mein Inneres gehen, um sie daraus zu ziehen. Ich setzte sie einfach frei. Ich wusste jetzt, wozu sie fähig war. Uri hatte es mir gesagt – mein Wille hatte die Macht, den Willen eines anderen zu überwinden.
    »Nein, aber ich will es.« Ich hielt meine Stimme so gleichmäßig wie möglich und schenkte ihm mein eigenes dramatisches Lächeln mit Lippen, von denen das Blut troff. Mein Nebel umgab uns wie eine Blase und ich entriss Onyx seine Engelskräfte. Er fiel neben mir zu Boden. Kein Engel oder Verbannter mehr, nur noch machtlos und menschlich.
    »Ich wäre lieber tot, als dass ich zu ranzigem Fleisch werde!«, schrie er.
    Ich spuckte Blut. »Ach ja? Dann willkommen im Club derjenigen, die es sich nicht aussuchen dürfen.«
    Ich wandte meine Aufmerksamkeit Joel zu, der Lincoln am Boden hielt und mit eiserner Faust auf ihn einschlug. Ich war nicht nahe genug, um ihn zu berühren, aber das brauchte ich auch nicht. Ich schleifte meinen Arm über den Boden und zeigte damit in Joels Richtung. Meine Handgelenke brannten vor eisiger Hitze und ich spürte, wie sich eine Verbindung zwischen uns bildete. Er war blockiert.
    Er hörte auf, Lincoln zu attackieren, und wandte sich wild zu mir um – aber ich hatte ihn bereits. Genau wie sie meinen Körper mit Illusionen gesteuert hatten, konnte ich ihren mit der Macht meines Willens steuern. Ich konnte fühlen, wie sie sich aufbaute. Ich ließ sie aus mir strömen, den Raum durchsuchen und sich an alle Verbannten heften; alle außer Phoenix. Ich hielt sie fest, ließ sie auf eine Art erstarren, aber ich konnte ihnen nicht allen ihre Macht rauben. Ich konnte sie gerade so alle im Griff behalten. Griffin war in meiner Nähe und arbeitete sich zu mir vor.
    »Ich kann sie nicht mehr lange halten«, sprudelte es durch das Blut aus mir heraus.
    Griffin überblickte die Szene und registrierte staunend, was ich da tat. »Schickt sie zurück!«, brüllte er den anderen Grigori zu. Ich spürte, wie sich eine Verbindung nach der anderen auflöste, als Grigori Dolche in die Verbannten stießen und sie zu ihrer Verurteilung ins Engelreich zurückschickten. Ich sah zu, wie Onyx langsam davonkroch, geduckt und armselig. Er war unsere geringste Sorge – ohne seine Engelskräfte konnte er nichts gegen uns ausrichten.
    Als nur noch Joel übrig war, trat Magda vor ihn und stieß ihm ihren Dolch in die Seite. Sie lächelte, als sich seine Augen weiteten. »Ich wette, als du heute Abend das Hades betreten hast, hättest du nicht gedacht, dass du nicht wieder herauskommst.«
    Sie zog ihren Dolch wieder heraus; das Blut spritzte. Joel fiel auf die Knie, verschwand, indem er mit der Umgebung
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