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Erwacht

Erwacht

Titel: Erwacht
Autoren: Jessica Shirvington
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sie wie ein Bulldozer.
    Ein Windstoß fuhr mir in den Rücken und eine Hand wanderte zu meinem Hals. Energiefunken, kleine Elektroschocks zuckten an meiner Wirbelsäule entlang. An meinem Ohr flüsterte Phoenix: »Versuch es noch mal.«
    Ich versuchte es, während die Verbannten Steph vom Boden rissen, wo sie gekauert hatte, und sie auf mich zuschleiften; sie lachten und rissen an ihren Kleidern. Ich konzentrierte meine ganze Kraft und zog sie zu einem Ball zusammen. Ich wollte sie aufbauen, wollte, dass sie in mir wuchs, wollte sie steuern. Ein bisschen von der Energie richtete ich auf meinen Körper, um ihn zu zwingen, sich zu bewegen. Meine Beine pieksten wie von Nadelstichen und ich wusste, ich würde den Zauber durchbrechen.
    Ich machte einen Schritt auf Onyx und Joel zu und schleuderte meinen Kräfte-Ball, ließ ihn über ihre Köpfe hinwegsegeln zu den anderen Verbannten und noch weiter zu den Illusionen, die ich vor Augen hatte. Eine Wolke meines Amethystnebels legte sich wie eine Decke über den Raum, sorgte dafür, dass sich die schrecklichen Trugbilder verflüchtigten und ich zu mir selbst zurückfand.
    Vollständig angezogen und unversehrt tanzte Steph noch immer mit Marcus und bekam überhaupt nicht mit, was um sie herum geschah.
    »Er hat ihn durchbrochen!«, kreischte Joel zornig und schaute sich um. Ich wusste nicht, was er meinte, aber ich erinnerte mich daran, dass Phoenix hinter mir stand.
    »Phoenix!«, brüllte Onyx durch den Club. »Phoenix!«, schrie er noch einmal.
    Lincoln wandte sich zu mir um. »Was geht da eigentlich vor?«
    Ich antwortete nicht, aber ich hatte ein rundum schlechtes Gefühl.

KAPITEL VIERUNDDREISSIG
    »…und die Wahrheit wird euch frei machen.«
    JOHANNES 8, 32
     
    P hoenix trat in den Kreis. Mein schlechtes Gefühl verstärkte sich noch, als ich sein Gesicht sah. Es war starr und Schatten lagen darauf.
    »Du hast sie gehen lassen, du Schwachkopf! Warum? Du hattest sie fest im Griff. Und sie wusste es noch nicht einmal!«, schrie Joel.
    Sein Irrsinn war auf vollen Touren.
    »In welchem Griff?«, fragte ich und schaute Phoenix an.
    »Mir war nicht klar, dass das passieren würde. Ich schwöre es, Violet.«
    »Wovon redest du?«, fragte ich, wobei ich jedes Wort langsam und mit Bedacht aussprach.
    Onyx schien einen neuen Grund gefunden zu haben, zu lächeln. Er bewegte sich auf Phoenix zu, wobei er sich von Joel entfernte. Mein Blick huschte zu Lincoln, der ein paar Schritte in Richtung Joel machte. Das Letzte, was wir jetzt brauchten, war, dass Joel so etwas versuchen würde wie Maleachi, als Onyx von einer seiner Schwärmereien davongetragen wurde.
    »Er hat dich manipuliert, dich geschwächt! Und in Anbetracht seines Erbes gehe ich jede Wette ein, dass du dich ihm vor deiner Zusage hingegeben hast … im körperlichen Sinne.«
    Ich rutschte unbehaglich herum. Musste unbedingt alle Welt dieses eine Detail über mich erfahren? Ich versuchte, Ruhe zu bewahren, aber das gelang mir höchstens ein kleines bisschen. »Was hat das mit allem anderen zu tun?«
    »Lass mich raten – ihr zwei habt eine Nacht unbeschreiblicher Verführung erlebt.« Er fuhr mit der Hand durch die Luft. »Die Welt drehte sich um euch und seitdem kannst du nicht mehr erkennen, wann er an deinen Gefühlen herumspielt – es sei denn natürlich, er wollte, dass du es weißt.«
    Meine Gedanken ließen in rasender Geschwindigkeit alle Momente Revue passieren, die ich seit jener Nacht mit Phoenix verbracht hatte. Abgesehen von der heftigen Dosis Verlangen, die er mir vorhin eingeflößt hatte, konnte ich mich nicht daran erinnern, bemerkt zu haben, dass er mich beeinflusste, seine Gefühle in mich einströmen ließ wie vorher. Ich schaute Phoenix an. Er wich meinem Blick aus.
    »Die »Macke« in meiner Macht?«
    »Und das Beste ist …«, fuhr Onyx fort, »womit war er wohl so beschäftigt, seit er seine kleine Annehmlichkeit genossen hat? Möchtest du, dass ich es dir sage?« Er zog die Augenbrauen hoch.
    Phoenix trat vor. »NEIN!«
    Ich schaute ihn erneut an, aber wieder wollte er meinen Blick nicht erwidern. »Ja«, sagte ich.
    »Na schön. Er hat dir Hass gegeben, kleiner Regenbogen. So viel Hass, dass er dich schließlich zerstört hätte. Er hat dein Urteilsvermögen vernebelt und jedes andere Gefühl durch Zorn gedämpft; er hat ihn tief eingepflanzt und ihm ein Ziel gegeben.«
    Ich blickte Lincoln an, der ruhig dastand, aber ich merkte, dass seine Gedanken ebenso rasten wie meine, während er alles
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