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Erst ich ein Stueck, dann du

Titel: Erst ich ein Stueck, dann du
Autoren: Patricia Schroeder
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Mara.
„Und wieso?“, fragte Max.
„Weil sie Brötchen besorgen wollte“,
sagte Mara.
„Und was zu trinken.“
„Warum?“, wollte Max wissen.
„Weil wir einen Ausflug machen“,
erklärte seine Schwester.
Mara war zwei Jahre älter als Max
und wusste immer schon alles.

    „Mann“, stöhnte Max. „Ich will aber lieber zu Papa. Den Ausflug können wir doch auch an unserem nächsten dritten Wochenende machen.“
    „Können wir eben nicht“, brummte Mara. Sie verdrehte genervt die Augen, packte ihren Bruder am Handgelenk und zog ihn ungeduldig hinter sich her. „Außerdem fährt der Zug bald ab.“
    Max wusste nicht, was das eine mit dem anderen zu tun haben sollte. Er war wütend und traurig. Und Zugfahren, egal wohin, wollte er schon mal gar nicht. Doch Mara hatte das Sagen. Sie hielt immer zu Mama und sie hatte ihren Bruder fest im Griff. Meistens jedenfalls.
     
     
    Was sollte Max auch tun?
Mara war viel stärker als er.
Und klüger.
Das fand zumindest Mama.
Max konnte Mara trotzdem gut leiden.
Immerhin war sie seine Schwester
und meistens war sie auch nett zu ihm.
Aber klüger als er war sie deshalb
noch lange nicht.

     
    Tatsächlich wartete Frau Hasloff bereits am Supermarkt auf sie. Sie wirkte aufgeregt und ihre Augen glänzten wie polierte Glasmurmeln, so als ob sie Geburtstag hatte und auf ihre Partygäste wartete. Neben ihr auf dem Boden standen zwei riesige Reisetaschen und in der Hand hielt sie eine Tüte vom Supermarkt. „Ihr müsst mir helfen“, sagte sie, nachdem sie Max und Mara mit einem Kuss auf die Wange begrüßt hatte. „Ich kann das unmöglich alles alleine bis zum Bahnhof schleppen.“
     
     
    „Wohin fahren wir denn?“, fragte Max.
„Überraschung“, sagte Mama
und lächelte geheimnisvoll.
Plötzlich hatte Max
ein ganz dämliches Gefühl im Bauch.

Mittelpupsdoof
    Frau Hasloff und Mara nahmen eine Reistasche in ihre Mitte. Die andere trug ihre Mutter ganz alleine. Max musste die Tüte vom Supermarkt schleppen. Damit seine Wirbelsäule nicht schief wurde, schleppte er sie zehn Schritte in der rechten Hand und anschließend zehn Schritte in der linken. Immer abwechselnd. Bis zum Bahnhof brauchten sie fast zehn Minuten. Frau Hasloff kaufte eine Familienfahrkarte am Automaten und dann hasteten sie zum Bahnsteig 11.
     
     
    Der Zug fuhr gerade ein.
Die Türen öffneten sich
und viele Leute quollen heraus.
Frau Hasloff hievte zuerst die Taschen
durch die Tür.
Dann durften Mara und Max einsteigen.
Sie rannten los
und fanden einen Viererplatz.

    „Das habt ihr gut gemacht“, freute sich Frau Hasloff, die mit den Reisetaschen herangeschnauft kam. Max öffnete seinen Ranzen und holte die Mathesachen hervor. Es war bestimmt gut, wenn er seine Hausaufgaben jetzt schon machte. Dann hatte er sie gleich hinter sich.
    „Eigentlich wäre ich lieber bei Papa“, murmelte er. Seine Mutter strich ihm die Ponyfransen aus der Stirn. „Ich weiß“, sagte sie. „Aber sieh es mal so: Erstens hast du jetzt ein Überraschungswochenende vor dir und zweitens kannst du dich noch einmal eine ganze Woche lang auf Papa freuen.“
    Toll!, dachte Max und zog einen Flunsch.
    Eine ganze Woche war viel zu lang, um sich jeden Tag immer nur zu freuen. Und auf Überraschungen konnte er ohnehin gut verzichten. Vor zwei Jahren nämlich, als sein Vater urplötzlich und holterdiepolter auszog, war Max auch ziemlich überrascht gewesen.
     
     
    Die Abteiltür öffnete sich
und der Schaffner kam herein.
„Noch jemand zugestiegen?“, fragte er.
„Hol die Fahrkarte raus“,
raunte Mara ihrer Mutter zu.

     
    „Jetzt müssen wir Strafe zahlen“, sagte Max. Der Schaffner runzelte die Stirn. „Warum denn das?“, wollte er wissen. „Weil Mama eine Familienkarte gelöst hat“, sagte Max. „Wir sind aber gar keine Familie.“
    Frau Hasloff zog ihre Brieftasche hervor und reichte dem Schaffner die Fahrkarte. Er drehte sie mehrmals um, betrachtete sie eingehend und knipste schließlich den Datumstempel darauf. Dann gab er sie Frau Hasloff zurück und zwinkerte Max zu.
    „Aber Sie sind doch eine Familie“, sagte er und deutete nacheinander auf Mara, Max und Frau Hasloff. „Mutter, Vater, Kind“, zählte er auf und fuhr dann an Max gewandt fort: „Es ist sehr gut, dass Sie Ihrer Tochter die Fahrkarte anvertraut haben. Heutzutage sind Kinder die einzigen Lebewesen, auf die man sich noch verlassen kann. Kinder und Hunde …“Er kniff die Augen zusammen und kratzte sich an der Stirn. „Schildkröten gehören
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