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Erst ich ein Stueck, dann du

Titel: Erst ich ein Stueck, dann du
Autoren: Patricia Schroeder
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Hasloff.
    Tatsächlich hatte der kleine Opel ein gelb-schwarzes Taxi-Schild auf dem Dach. Langsam kam er herangefahren und stoppte genau neben ihnen.
    Die Fahrertür ging auf und eine Frau stieg aus, die eigentlich viel zu groß und zu dick für den Opel war.
    „Tach zusamm’“, sagte sie. „Wohin woll’n Se denn?“
    „Zum alten Spukhaus“, erwiderte Frau Hasloff. Sie lächelte ihre verdutzt dreinschauenden Kinder an, öffnete die Beifahrertür und stieg in den Wagen.

    Max und Mara schoben sich auf die Rückbank.
    „Wohin fahren wir?“, wisperte Max. „Zum Spukhaus? Will Mama uns etwa verzaubern?“
    „Quatsch“, raunte Mara. „Sie will uns bestimmt bloß vergackeiern.“
    „Meinst du?“Max rückte dicht an seine Schwester heran. Mara war ziemlich blass um die Nase und so richtig überzeugt hatte sie sich nicht angehört. Außerdem schien die Taxifahrerin dieses Spukhaus zu kennen.
    „Allet klar“, sagte sie, zog die Tür mit einem lauten Knall zu und brauste los.
     
     
    Eine Querstraße
und dreizehn Häuser weiter
war Mitteldorf bereits zu Ende.
Max und Mara
starrten durch die Frontscheibe
auf die kurvige Landstraße hinaus.
Die Taxifahrerin sang leise vor sich hin.
     
     
    „Guckt mal, wie schön“, sagte Frau Hasloff und zeigte auf die grünen Wiesen, die dichten Wälder und die kleinen Dörfer ringsherum.

    „Bist du schon mal hier gewesen?“,
fragte Max.
„Klar“, sagte seine Mutter. „Schon oft.“
Max und Mara sahen sich an.
Die Sache wurde langsam echt gruselig.
     
     
    „Von hier aus können wir nicht mehr einfach so zum Bahnhof zurücklaufen“, raunte Mara ihrem Bruder ins Ohr, als das Taxi abbremste und in einen holperigen Feldweg einbog. „Das ist zu weit.“
    Frau Hasloff lachte. „Wir fahren übermorgen Mittag mit einem ganz tollen Auto zurück“, sagte sie. „Und zwar alle drei bis fünf zusammen. Es sei denn, ihr wollt nicht mehr in unsere alte Wohnung“, fügte sie geheimniskrämerisch hinzu.
    „Wieso denn nicht?“, fragte Mara kopfschüttelnd.
    „Und wieso drei bis fünf?“, wollte Max wissen.

    „Na ja“, sagte seine Mutter nur.
Das war alles.
Das Taxi rumpelte den Weg entlang.
Und dann waren sie auch schon da.
Das Spukhaus stand
auf einem kleinen Hügel.
Es war ziemlich windschief.
Hier und da bröckelten Steine heraus.

    Es hatte ein Loch im Dach und an seinen Mauern rankten wilder Wein und Efeu empor. Das Taxi hielt genau vor der Steintreppe, die zur Haustür aus grobem Holz hinaufführte.
    „Bitte schön“, sagte die Taxifahrerin und drehte an ihrer Gebührenuhr. „Det macht elf Euro fuffzig.“Frau Hasloff reichte ihr das Geld und stieg aus. Die Taxifahrerin öffnete die Kofferraumklappe, griff die Reisetaschen und warf sie schwungvoll die Treppe hinauf bis vor die Tür. Die öffnete sich langsam einen Spalt breit und die Reisetaschen wurden wie von Geisterhand über die Schwelle gezogen.
    „Jetzt hat das Haus sie verschluckt“, hauchte Max. Er saß noch immer wie festgewachsen neben seiner Schwester auf der Rückbank.
    „He, hallo, ihr!“, brüllte die Taxifahrerin sie an. „Allet aussteigen, bitte sehr! Oder soll ick euch etwa och noch direkt vor die Tür setzen?“
    Erschrocken starrte Max in ihr grell geschminktes Gesicht. Hier in Mittelpupsdoof waren wohl alle verrückt geworden. „Los! Raus!“, raunte Mara und stupste ihn in die Seite. Flugs rutschte Max auf die Tür zu, zog sie auf und purzelte fast aus dem Wagen.

    „Unsere Reisetaschen sind weg“,
krächzte er.
Seine Mutter nickte und grinste.
„Das Haus hat sie verschluckt“,
sagte Max.
„Das war nicht das Haus“,
erwiderte Frau Hasloff.
„Das war Philipp.“
„Wer ist Philipp?“, wollte Max wissen.
„Der da“, sagte Mara.

    Sie war inzwischen ebenfalls ausgestiegen und deutete mit lang ausgestrecktem Arm auf einen Jungen, der oben auf der Steintreppe direkt vor der Holztür stand. Er war dünn und blass, hatte pechschwarze Haare und ebenso schwarze Augen.
    „Hallo“, sagte er. „Ich bin Philipp.“
    Max und Mara sahen sich an. „Hallo Philipp!“, rief Frau Hasloff. „Wo ist Georg?“

    Max und Mara
kniffen die Augen zusammen.
Wer zum Teufel war Georg?
„Gibt es hier auch eine Frau?“,
wisperte Max.
Seine Mutter schüttelte den Kopf.
„Die einzigen Frauen sind Mara und ich.“
     
     
    Der Junge, der Philipp hieß, kam die Treppe herunter, baute sich vor Max und Mara auf und hielt ihnen die Hand entgegen. „Hallo“, sagte er noch einmal.
    „Hallo“, sagte
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