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Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde

Titel: Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde
Autoren: Barbara Erskine
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Art, wie Diana dies sagte?
    Greg erwies sich als Mann in den späten Zwanzigern oder frühen Dreißigern, wie Kate schätzte, also etwa in ihrem Alter, vielleicht auch ein bißchen jünger. Sein attraktives Gesicht wirkte leicht aufgedunsen œ zu viel Bier und zu wenig Körperpflege œ und sein dicker Pullover war mit Acrylfarbe beschmiert. Er schüttelte ihr zwar freundlich die Hand, aber sie spürte eine gewisse Reserviertheit, ja, sogar Unmut in seinem Verhalten.
    »Es tut mir leid. Es ist sicher lästig für Sie, mich zum Cottage fahren zu müssen«, sagte sie. Sie sah ihm herausfordernd in die Augen.
    »Aber notwendig, wenn unsere Mieterin sicher untergebracht werden soll«, gab er zurück. Seine Stimme war tief und melodisch, aber kalt.
    Bill mußte es auch gespürt haben. Sie sah, wie er die Stirn runzelte, als er sich von dem niedrigen Sofa erhob. »Komm schon, Greg. Ich pack‘ mit an. Laß die anderen ihren Tee in Ruhe austrinken.«
    Als die Haustür aufging und die beiden Männer in die schnell einbrechende Dämmerung verschwanden, blies ein Hauch von duftendem Apfelrauch wieder aus dem Kamin herunter.
    »Sie können Ihr Auto in der Scheune abstellen, Kate«, sagte Roger beruhigend. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und streckte die Beine nach dem Feuer aus. »Da ist es raus aus dem schlimmsten Wetter. Holen Sie es, wann immer Sie wollen. Und wenn Sie mal eine große Ladung Lebensmittel und so haben, dann lassen Sie es uns wissen, wir bringen es Ihnen rüber. Es ist ziemlich lästig, daß der Weg so schlecht ist. Ich nehme mir immer aufs neue vor, unseren Nachbarn zu bitten, daß er mit einem Bagger oder sowas raufkommt und ihn ein bißchen einebnet, aber Sie wissen ja, wie das ist. Irgend etwas kommt immer dazwischen.«
    »Ich bin wegen der Einsamkeit hier«, erwiderte Kate lächelnd. »Ich werde hier bestimmt nicht rauf und runter rasen. Ich lege mir aus dem nächsten Laden einen Vorrat an, und dann ziehe ich mich ein bißchen von der Welt zurück.« Der Gedanke erregte sie. Nach London die große Leere des Landes, die frische, klare Luft; als sie aus dem Auto gestiegen war, hatte sich ihre Erwartungshaltung noch gesteigert.
    »Das tun Sie nur. Vor allem, wenn das Wetter schlecht ist.« Roger prustete, es konnte auch ein Lachen gewesen sein. »Da drüben steht allerdings auch ein Telefon. Nach einer Weile sind Sie vielleicht froh darüber. Aber wenn Sie Ihre Ruhe haben wollen, geben Sie die Nummer besser nicht bekannt.« Er hob die Augen, als die Tür aufging.
    »Alles umgeladen.« Bill grinste sie an. »Kate, wenn‘s dir nichts ausmacht, breche ich schon mal zu meinem Häuschen auf. Es ist ein ziemlicher Fußmarsch von hier. Ich vertraue dich Greg an und spaziere dann morgen rüber, wenn‘s dir recht ist. Dann kann ich dir bei Tageslicht zeigen, wie man zu Fuß zurückkommt, und wir können vielleicht noch ein Glas zusammen trinken, bevor du mich in Colchester absetzt, damit ich den Zug nach London erwische.«
    Die Scheinwerfer des Land Rover erleuchteten die Bäume mit einem unheimlichen grünen Licht, als sie langsam und ruckartig vom Farmhaus weg in die Nacht fuhren. Kate rutschte auf dem schlüpfrigen, harten Sitz herum. Sie griff verzweifelt nach dem Armaturenbrett, um sich an etwas festzuhalten, und dachte besorgt an den Computer, der irgendwie auf dem Rücksitz verstaut war.
    »Verzeihung. Fahre ich zu schnell?« Greg fuhr ein wenig langsamer. Er blickte sie an. Er hatte bereits Notiz von ihrer dezenten Attraktivität genommen. Ihr Haar war unauffällig, aber lang und dicht, ihre Proportionen ansprechend, die Kleidung teuer, doch er hatte den Eindruck, daß sie sich nicht besonders dafür interessierte.
    Ihre unbestreitbare Eleganz war unbeabsichtigt, und dieser Gedanke ärgerte ihn. Er fand es ungerecht, daß sie diese Ausstrahlung besaß. »Ich nehme an, Sie sind nicht besonders ängstlich. Ich kenne nicht viele Frauen, die mitten im Winter völlig allein hier draußen wohnen möchten.«
    Kate studierte im Schein des Armaturenbretts sein Profil. »Nein, ich bin nicht ängstlich«, sagte sie. »Ich bin gern allein mit mir. Und ich bin hier, um zu arbeiten. Ich glaube nicht, daß ich Zeit habe, mich einsam zu fühlen.«
    »Gut. Und Sie haben keine Angst vor Geistern, hoffe ich.«
    Es war Allies Idee gewesen, sie mit Gerede über Geister von hier wieder zu vergraulen. Einen Versuch war es wert. Jedenfalls, solange ihm nichts Besseres einfiel.
    »Geister?«
    »Nur ein Witz.« Seine Augen
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