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Error

Error

Titel: Error
Autoren: N Stephenson
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»aber ein Bär ist schlimmer. Der riecht angegangen.« Dieses Wort hatte keinerlei Schlagkraft. Es war einer dieser Begriffe, den jeder schon gehört hatte, von dem aber niemand so genau wusste, was er bedeutete. »Er roch beinahe faul. So, als würdest du gerade in seine Hormone getaucht.«
    Vicki schauderte. Er erwog, detaillierter auf die Ausmaße von Bärenhoden einzugehen, hatte sich jedoch, ihrer Körpersprache nach zu urteilen, schon deutlich genug darüber ausgelassen.
    In Wirklichkeit war er versucht gewesen, das Häuten des Grizzlys schnell über die Bühne zu bringen. Das Problem war allerdings, dass er bei den Klauen angefangen hatte. Und er erinnerte sich, als Junge gelesen zu haben, dass die Krieger der Lakota als Männlichkeitsritual dem Bären, nachdem sie ihn getötet hatten, die Klauen abzogen und eine Halskette daraus machten. Jungen seines Alters nahmen diese Dinge ernst; er wusste so viel über Crazy Horse wie ein Mann aus einer früheren Generation über Cäsar gewusst haben mochte. Deshalb sah er sich genötigt, die Aufgabe auf eine heilige Weise anzugehen. Und nachdem er schon so begonnen hatte, fand er nicht den richtigen Zeitpunkt, um in einen groben Schlächtermodus umzuschalten.
    »Je mehr Zeit ich damit verbracht und je tiefer ich mich vorgearbeitet hatte, umso weniger wollte ich, dass der Kunde ihn bekam«, fuhr Richard fort. »Dabei wollte er ihn unbedingt haben. Während ich voll mit geronnenem Blut da unten hockte und gegen die Wespen ankämpfte, kam er vom Lager heruntergeschlendert und taxierte den Bären. Ich konnte sehen, wie er ihn sich auf dem Boden seines Büros oder Arbeitszimmers vorstellte. Ein Broker aus New York. Mir war klar, dass er Lügen über ihn erzählen – ihn benutzen würde, um Eindruck zu schinden. Dass er behaupten würde, er hätte ihn selbst erlegt, während sein Jammerlappen von einem Führer auf den nächstbesten Baum geklettert wäre. Wir stritten uns. Dumm von mir, denn da steckte ich schon tief in der Illegalität dieser Angelegenheit. Ich hatte mich in eine total angreifbare Position manövriert. Er hat gedroht, mich anzuzeigen, dafür zu sorgen, dass ich gefeuert würde, wenn ich ihm die Trophäe nicht überließe. Also hab ich gesagt, leck mich, und bin einfach damit losgezogen. Ihm hab ich den Schlüssel für den Pickup dagelassen, damit er zurückfahren konnte.«
    Stille.
    »Eigentlich war ich gar nicht so scharf auf den Bären«, beharrte Richard. »Ich hab’s nur einfach nicht über mich gebracht, den Kerl damit nach Hause gehen und Lügen über ihn verbreiten zu lassen.«
    »Hat er dafür gesorgt, dass du gefeuert wurdest?«
    »Ja. Und dass ich in Schwierigkeiten geriet. Mir die Lizenz entzogen wurde.«
    »Was hast du gemacht, nachdem du deinen Job verloren hattest?«
    Meine neuentdeckten Fähigkeiten dazu genutzt, rucksackweise Marihuana über die Grenze zu bringen.
    »Dies und das.«
    »Mmm. Hoffentlich hat sich’s gelohnt.«
    Herr im Himmel, ja .
    Sie erreichten die Farm. Die Einfahrt war mit SUV s zugestellt, sodass Richard als einer, der auf diesem Anwesen großgeworden war, seinen Rang deutlich machte, indem er den Grand Marquis auf dem welken Gras neben dem Haus parkte.
    Der Wagen lag so tief, dass man beim Aussteigen das Gefühl hatte, aus seinem eigenen Grab zu klettern. Während sie das taten, ertappte Richard Peter dabei, wie er auf der Suche nach der Stelle, wo die tödliche Wäscheleine gespannt gewesen war, den Blick umherschweifen ließ.
    Richard erwog, es dem armen Kerl ein bisschen leichter zu machen und ihm ohne Umschweife die ganzen Dinge zu erklären, die er am Ende, falls er und Zula zusammenblieben, selbst würde zusammenfügen müssen. Am Ende tat er es zwar nicht, aber die Worte, die er benutzt hätte, hatten sich bereits in seinem Kopf eingefunden. Falls es so etwas wie ein inneres Auge gab, hatte sein innerer Mund zu sprechen begonnen.
    Er richtete sein Augenmerk auf eine leichte Wölbung im Boden, die von einem Ring frostgeschädigter Pilze umgeben war, einem Geschwür gleich, das aus einer tiefer liegenden Märchenschicht durch die Grasnarbe hindurch aufzubrechen trachtete. Das ist von der Eiche übriggeblieben. Die Wäscheleine verlief von ihr zur Hauswand – gleich da drüben neben dem Schornstein, du kannst die Halterung noch sehen. Oben lag Mom im Sterben. Die Art ihres Leidens machte es notwendig, das Bett häufig frisch zu beziehen. Ich bot an, in die Stadt zu fahren und bei J. C. Penny – Walmart gab es
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