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Eroberer

Eroberer

Titel: Eroberer
Autoren: Stephen Baxter
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sie verfolgen! Das ist unser Augenblick! Wenn er jetzt zuschlägt, geraten die normannischen Reihen in Auflösung – ihre eigenen Pferde werden sie niedertrampeln – er kann sie zum Meer zurücktreiben!«
    »Wie wär‘s, wenn wir die Stellung hielten?«, fragte Godgifu. »So lautete Harolds Befehl.«
    »Aber im Krieg geht es um Gelegenheiten«, rief Sihtric, ein schmächtiger Priester, der in seinem schweren Kettenhemd geradezu verloren wirkte. »Und diese Gelegenheiten muss man nutzen. Harold kann jetzt nicht nur diese Schlacht, sondern auch die Zukunft gewinnen! … Folge mir«, bellte er. »Hilf mir, an Harold heranzukommen. Wir müssen ihn dazu bringen, das Richtige zu tun.«
    Godgifu blieb nichts anderes übrig, als ihm hinterherzueilen.
    Sie sah, wie eine berittene Einheit unter Führung eines stämmigen Mannes auf einem schwarzen Schlachtross herumwirbelte und auf die flüchtenden Bretonen zuhielt, als wollte sie sie wieder sammeln.
Sie bewunderte die Normannen dafür, wie gut sie ihre Männer und ihre Pferde im Griff hatten, und fragte sich, ob der Mann an der Spitze dieses Reitertrupps William selbst sein konnte.
    Und in dem Durcheinander ging der Mann auf dem schwarzen Schlachtross zu Boden.

XXIV
    Orm sah William fallen.
    Von seiner Position im Zentrum der zurückweichenden normannischen Linie aus hatte Orm gute Sicht auf den Kavallerieangriff, den Zusammenbruch der Bretonen und die Verfolgung durch die Engländer zu ihrer Rechten. Er sah, wie William eine Kavallerieeinheit zu den Bretonen führte, um sie zu sammeln oder die Engländer auseinander zu treiben. Der Bastard mit seinem speziellen Kettenpanzer und den dazugehörigen Beinlingen auf dem schwarzen iberischen Schlachtross war unverwechselbar.
    Und als er stürzte, hörte Orm das Gemurmel. »Er ist zu Boden gegangen! Der Bastard ist zu Boden gegangen!«
    Orm wusste, dass dies der entscheidende Moment der Schlacht war. Ihr Führer war gefallen, ihre Flanke brach zusammen – die Normannen gerieten ins Wanken. Ein kühner Vorstoß würde den Engländern jetzt vielleicht den Sieg bringen.
    Aber noch gab es eine Möglichkeit, etwas zu unternehmen.
    Orm trat aus dem Glied, den Schild am Arm, das Schwert in der Hand, und sprintete nach links, hinweg
über Körper, die vom Gewicht der Kämpfer in den Schlamm gepresst worden waren. Die Bretonen wichen noch immer zurück, und die Engländer fielen über sie her, wild wie Wölfe. Pferde, großenteils ohne Reiter, galoppierten um den ganzen Haufen herum.
    Und Orm sah polierte Kettenpanzer aufblitzen. Das mussten der Herzog und seine Gefährten sein. Sie waren von einem Ring von Engländern umzingelt, die mit lautem Gebrüll auf sie eindrangen.
    Allein konnte Orm sich nicht zu ihnen durchkämpfen. Er schaute sich rasch um und entdeckte einen Bretonen, einen sehr jungen Mann, der im Schmutz stand. Er war verwirrt, lief aber nicht weg wie seine Landsleute. Orm rüttelte ihn an der Schulter. »Du. Du! Wie heißt du?«
    »Nennius.«
    »Bist du Bretone?«
    »Ja.«
    »Weshalb bist du hier?«
    »Meine Vorfahren waren Briten«, sagte der Bretone langsam. »Ich will ein wenig Rache an den Engländern nehmen, weil sie das verlorene Land an sich gerissen haben.« Und er grinste.
    »Gute Antwort. Und willst du den Herzog retten?«
    Der Junge machte große Augen. »Wie?«
    »Komm mit. Rücken an Rücken!«
    Sie liefen seitwärts in die Menge der Engländer hinein, die den Trupp des Herzogs eingeschlossen hatte. Ein englischer Kämpfer hatte den Helm verloren, und Orm schlug ihm mit einem einzigen Hieb den Kopf ab
und lief, noch ehe der Mann zusammenbrach, durch die warme Fontäne seines Blutes nach vorn, dann nahm er es mit dem nächsten und übernächsten auf. In seinem Rücken kämpfte Nennius ebenfalls, weniger geschickt, aber mit genauso viel Leidenschaft.
    Sie erreichten die Normannen, die einen Kreis um den Herzog gebildet hatten. William war tatsächlich gestürzt, aber es war sein Pferd, das getötet worden war, nicht er selbst. Odo, der Bischof von Bayeux, war an der Seite seines Bruders und kämpfte so hart wie jeder andere. Er trug das Weiß eines Bischofs unter seiner Rüstung und sang mit seiner kräftigen Stimme aus voller Brust Psalmen, während er seinen Knüppel hin und her schwang und auf englisches Fleisch einhieb  – kein Schwert, denn als Mann Gottes durfte er keine Waffe führen, die einen Blutzoll forderte.
    Robert von Mortain war ebenfalls da. »Du hast dir Zeit gelassen«, rief er Orm
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