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Ernten und Sterben (German Edition)

Ernten und Sterben (German Edition)

Titel: Ernten und Sterben (German Edition)
Autoren: Peter M Hetzel
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Gasse durch die Polizisten. Mit Blaulicht raste er in die Hamburger Pathologie, eskortiert von einem Konvoi dunkler Limousinen.
    Müller Zwo suchte nach Susanne Kampnagel und half ihr, Albertine und Clementine in einen weiteren Krankenwagen zu verfrachten. Dort wurden sie ärztlich versorgt. Auf dem Areal rund um das Forsthaus sammelten sich immer mehr Polizisten und Kriminalbeamte, die den Tatort sicherten.
    »Ich habe einen Mordshunger«, sagte Hubertus und humpelte los in Richtung Albertine.

neunzehn
    Egon-Erwin hatte genug Stoff, um eine ganze Woche lang über diesen spektakulären Showdown in der Landeszeitung zu berichten. Er tat es mit Augenmaß und der gebührenden journalistischen Sorgfalt. Die Anrufe diverser Headhunter wimmelte er ab, nachdem ihm Sir John das Du angeboten hatte. Regelmäßig diskutierten sie nun die Weltlage unter der besonderen Berücksichtigung regionaler Aspekte im Lüneburger »Heidkrug«. Egon-Erwin genoss diesen intellektuellen und kulinarischen Jour fixe aus tiefstem Herzen und beschloss, der Landeszeitung treu zu bleiben.
    Gemeinsam fuhren sie nach Klein-Büchsen, um Albertine die Aufwartung zu machen, die genau eine Woche nach dem Gemetzel am Forsthaus zu einem Umtrunk eingeladen hatte. Im Garten hatten sich schon alle versammelt.
    »Schau dir die beiden Scharfschützen an. Ich frage mich, wer den finalen Fangschuss abgegeben hat«, sagte Egon-Erwin zu Sir John.
    Der legte ihm väterlich die Hand auf die Schulter. »Ohne die letzten Geheimnisse der Menschheit wäre das Leben doch sehr öde. Bitte entschuldige mich jetzt. Ich möchte mich bei unserer Gastgeberin für die Einladung bedanken. Ein paar Fotos wären übrigens nicht schlecht für deinen letzten Bericht, der bitte mit den Worten meines Freundes Reich-Ranicki enden sollte. Frei nach Bert Brecht: ›Und so sehen wir betroffen. Den Vorhang zu und alle Fragen offen.‹«
    »Ich würde zu gern wissen, was dieser affektierte Zeitungsschnösel gerade zu unserem alten Haudegen Egon-Erwin gesagt hat«, sagte Hubertus. »Vielleicht: Wir hatten mehr Glück als Verstand.«
    Friedhelm nickte immer noch ein wenig ungläubig, auch noch eine Woche nach dem Gemetzel.
    Sie lagen jeder in seinem Deckchair und kamen sich ein wenig wie Statler und Waldorf aus der Muppet Show vor. Eine große Gesellschaft hatte es sich um den großen runden Gartentisch aus altem Teakholz herum gemütlich gemacht. Miesepetrig kommentierten Hubertus und Friedhelm das Geknutsche von Lisa und Gunnar, böse zogen sie über Egon-Erwin her, Sören und Anna bekamen auch ihr Fett weg. Müller Zwo ignorierten sie nach Leibeskräften, allerdings versuchte Friedhelm intensiv, Blickkontakt mit Susanne Kampnagel aufzunehmen.
    Hubertus blickte trübsinnig in sein Glas, weil Albertine nur Augen für den Gentleman Sir John hatte. Clementine schenkte ihm freizügig Carmenère Gran Reserva aus Chile nach. Diese wunderschöne dunkelrote, fast schwarze Farbe. Schokoladige, beerige Aromen und die holzgeprägte rauchige Note machen dieses edle Getränk zu einem Traum, sinnierte Hubertus. Aber heute wollte er sein Wissen einmal nicht mit den Ignoranten teilen, die lieber dem Bier aus der Hausbrauerei von Ole Fuhlendorfs »Bärenkrug« zusprachen.
    »Was gibt es denn zu essen, Clementine?«, fragte Hubertus, als er die Sprache wiedergefunden hatte.
    »Erst ein Petersilienwurzel-Soufflé, dann Rote-Bete-Möhren-Salat mit extrajungem Pecorino, geschmorte Lammhaxen mit Gremolata und zum Abschluss Cassata siciliana«, antwortete Clementine.
    »Mit kandierten Früchten und Pistazienkernen?«, fragte Hubertus schwelgerisch.
    »Selbstverständlich, sonst wäre die Cassata ja kein Klassiker. Und an der Gremolata fehlt es natürlich nicht an Petersilie, Zitronenschale und viel Knoblauch.« Clementine war in den vergangenen Tagen selten aus der Küche herausgekommen, und auch jetzt verschwand sie wieder dorthin.
    Das Soufflé wurde serviert, und alle nahmen Platz, nur Clementine half Hubertus und Friedhelm beim Essen. An ihr war offensichtlich eine Krankenschwester verloren gegangen.
    »Hast du keine Zeit zum Essen?«, sagte Friedhelm, der den ersten Gang über die Maßen lobte.
    »Ich habe ausgiebig genascht beim Kochen, danke der Nachfrage.« Clementine beobachtete, wie Sir John an Albertines Lippen hing.
    »Sie wissen doch, John, wie gern ich mit Ihnen gegen den Wind segle. Aber ich habe mich so sehr an das laue Lüftchen in Klein-Büchsen gewöhnt, dass ich Ihnen das Terrain gern
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