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Ernten und Sterben (German Edition)

Ernten und Sterben (German Edition)

Titel: Ernten und Sterben (German Edition)
Autoren: Peter M Hetzel
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überlasse«, sagte Albertine gerade.
    »Aber Sie sehen bezaubernd in Ihrem maritimen Outfit aus. Wer hat es geschneidert?«, sagte Sir John.
    »›Crew Clothing‹ aus der bezaubernden Grafschaft Devon. Mir gefällt das Firmenlogo mit den gekreuzten Rudern. Das nenne ich britisches Understatement.« Albertine strich den dunkelblauen Stoff ihres Kleides glatt.
    Auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches flüsterte Anna auf Sören ein. »Hast du ihren Kräutergarten gesehen? Eine Wüste sieht fruchtbarer aus. Ich frage mich, wie Clementine ihre Kreationen so aromatisch würzen kann.«
    »Du bist wirklich eine Hexe«, erwiderte Sören, ebenfalls flüsternd. »Eine unverbesserliche Bibi Blocksberg der Würzpflanzen.«
    Als hätte Lisa jedes Wort der leisen Unterhaltung verstanden, sagte sie zu Gunnar: »Kennst du meine magischen Tricks? Lass uns nach Hause gehen, dann zeige ich sie dir.« Sie lächelte ihn an.
    »Aber dann verpassen wir doch dieses leckere Menü. Versuch endlich mal, deine Hormone in den Griff zu bekommen, Lisa. Der Abend ist noch lang.«
    »Männer, ihr trinkt zu wenig Bier!«, rief Ole Fuhlendorf und lockte damit Sir John an, der auch Albertines Glas frisch auffüllte.
    »Soll ich Ihnen auch ein erfrischendes Bier bringen?«, fragte Müller Zwo und sah dabei Susanne Kampnagel tief in die rehbraunen Augen.
    »Sag Susanne. Ich finde, wir sollten uns nach diesem Fall duzen.« Susanne besiegelte das Vorhaben mit einem Kuss, den sie auf den Dreitagebart ihres Kollegen hauchte.
    Langsam drehen hier aber die Hormone durch, dachte Hubertus, der sich nichts sehnlicher wünschte, als wieder mit Albertine die Abende in trauter Zweisamkeit zu verbringen.
    Nach dem zweiten Gang erhob sich Albertine und hielt eine kurze Ansprache. »Liebe Mitstreiter! Wir haben Furchtbares erlitten und mussten nicht nur einmal um unser Leben fürchten. Doch wie sagen die Lateiner so schön: Carpe diem! Wer wüsste das nicht besser als der belesene Hubertus, dem ich schon ansehe, dass er am liebsten jetzt und sofort einen Vortrag über Horaz halten würde. Aber damit hat es Zeit bis zum Espresso. Nutzen wir die Zeit, um den herzhaften Hauptgang und die liebliche Nachspeise zu genießen. Clementine hat sich wieder einmal selbst übertroffen.«
    Sie setzte sich wieder und klatschte wie die anderen der Kochkünstlerin zu, die aus Verlegenheit ein wenig rot im Gesicht wurde.
    Als Erste verabschiedeten sich Gunnar und Lisa, die sogar auf den Espresso verzichteten, um zu Hause neue Stellungen einzuüben. Sir John fuhr wenig später mit seinem altertümlichen Jaguar zurück in den heimischen Elbvorort. Sören entschuldigte sich, weil er die »Heideblume« nicht vollkommen allein lassen konnte, und nahm Anna mit, die schon seit einer Viertelstunde in Albertines Kräutergarten ihr Unwesen trieb. Müller Zwo und Susanne Kampnagel wollten noch das Nachtleben von Lüneburg unsicher machen, während Ole Fuhlendorf und Egon-Erwin betrunken ein großes Bierfass zurück in den »Bärenkrug« rollten und dabei unanständige Lieder auf Plattdeutsch grölten. Friedhelm wurde auf dem kürzesten Weg zu Hubertus in das Nachbarhaus geschafft, wobei Clementine mit dem Rekonvaleszenten am meisten Mühe hatte, weil er sich noch von Albertine ein Schmerzmittel hatte spritzen lassen. Er torkelte wie nach einer Flasche Bio-Schnaps aus Dänemark.
    So blieben nur Albertine und Hubertus in den Deckchairs im Garten sitzen und ließen sich noch die letzte Flasche Carmenère Gran Reserva von Clementine dekantieren, die sich danach ins Gästezimmer zurückzog.
    Die Sonne stand blutrot am Horizont, und Albertine von Krakow genoss das Spektakel zusammen mit Hubertus Müller. The same procedure as every evening.

Clementine war nicht nur die gute Seele im Haus der Landärztin Albertine von Krakow, sondern eine wandelnde Rezeptsammlung.
    Das Petersiliensüppchen (1 Bund glatte Petersilie, 1 Zwiebel, 1 mittelgroße Kartoffel, 2 EL Walnussöl, 500 Milliliter Gemüsebrühe, 125 Gramm Schlagsahne, Meersalz, frisch gemahlener Pfeffer, 1 TL Zitronensaft, Walnusshälften) gehörte zu den einfachen Kreationen. Bodenständig waren auch Rezepte wie Heidschnuckenkeule mit Kürbis-Kartoffel-Gratin. Zum Nachtisch wurden dann zuckersüße Ochsenaugen (frischer Mürbeteig, 400 g Marzipan, 3 Eiweiß, 1 EL Amaretto, 3 EL Johannisbeergelee) gereicht.
    Ihre Vorliebe für fernöstliche Sitten und Gebräuche drückte sich auch in ihrem Äußeren aus. Mit dem breiten weißen Ninja-Stirnband
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